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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Jorge hatte sich nicht den Kopf verletzt, als er gefallen war. Er war gefallen, weil bereits etwas in seinem Kopf vorhanden war. Eduin war kein Überwacher, aber er kannte sich mit den Grundlagen aus. Er konnte spüren, dass Muskeln und Sehnen, Blutgefäße und Energonkanäle in Ordnung waren, er spürte die Knoten, in denen Lebenskraft und Laran gespeichert wurden, die Ganglien der Nerven, den Fluss der Lymphe, die trägen Ausscheidungen der Drüsen. Das Ding im Hirn des Jungen pulsierte in seinem eigenen geheimnisvollen Rhythmus. Es war kein Krebsgeschwür und auch keine abnorme Schwellung eines Blutgefäßes, sondern ein Kern unnatürlicher Schwärze. Um diesen Kern herum kämpfte Gewebe und starb, wurde zu einer nekrotischen Hülse. Das Ganze stank geradezu nach Laran .
   Nicht nur das, sondern Eduin erkannte das charakteristische Energiemuster von Knochenwasser. Er war selbst nie an der Herstellung des toxischen Staubs beteiligt gewesen, aber jeder in einem Turm ausgebildete Laranzu kannte seine Signatur. Er hatte nie von einer Form wie dieser gehört - es war nicht der üblicherweise verwendete Staub, sondern ein relativ großes Partikel, ähnlich wie ein Kristall. Der Junge war nur deshalb noch am Leben, weil das Knochenwasser sich nicht in seinem Körper ausgebreitet hatte, aber es würde ihn dennoch bald umbringen.
   Eduin zog sich zurück und wischte sich den Mund mit dem Handrücken. In all seinen Jahren der Turmausbildung und seines Exils hatte er nie einer solchen Situation gegenübergestanden. Er hatte keine Ahnung, wie der Kristall in den Körper des Jungen gelangt war, nur dass er Jorges Lebenskraft fraß wie ein Krebsgeschwür und sich mit Ödland umgab, das sich an jedem Tag weiter ausbreitete.
   Dann erinnerte er sich daran, was Raynita von dem Schlachtfeld erzählt hatte, an dem sie vorbeigekommen waren: Ein Luftwagen war abgeschossen worden… , verbrannte Erde rings umher… Tia hatte das Sammeln des kostbaren Metalls verboten. Die alte Frau selbst hatte eine überraschend akkurate Beschreibung der Wirkung von Knochenwasser gegeben.
   »Der Tod hängt sogar in der Atemluft. Man kann ihn nicht sehen oder berühren, aber er ist dennoch da.«
   Der Luftwagen musste mit einer neuen Form von Knochenwasser bewaffnet gewesen sein, als er angegriffen wurde, und obwohl die Musiker die Wrackteile nicht berührt hatten, konnten sie dennoch mit dem Knochenwasser in Berührung gekommen sein. Jorge, impulsiv wie er war, war vielleicht zu nahe herangegangen, und ein paar Kristalle waren irgendwie in seinen Körper gelangt.
   Noch während Eduin darüber nachdachte, wurde der Junge von einer Welle von Schmerzen geschüttelt. Eduin sah sie als einen Vorhang in zuckendem Scharlachrot, der alles andere überzog, aber als sie seine eigenen Gedanken berührte, wich er zurück.
   Das tödliche Partikel drückte nicht nur auf das Gleichgewichtszentrum des Jungen, sondern auch auf jene Bereiche des Hirns, die für die Schmerzwahrnehmung zuständig waren.
   Eduins Körper summte wie zur Antwort in einem feinen Zittern. Es hatte keinen Sinn. Er konnte diese Wellen der Qual nicht durchdringen, um die Energie, die von dem Partikel produziert wurde, zu neutralisieren - nicht einmal, wenn das wirklich möglich gewesen wäre. Mit einiger Anstrengung beruhigte Eduin das Echo der Schmerzen in seinem eigenen Körper. Automatisch bewegte er die Hand zu seinem Sternenstein, der in seinem Gürtel steckte. Die isolierende Seide des Beutels war steif vor Dreck.
   Er zögerte. Angst, nach so vielen Jahren des Versteckens beinahe zu einem Automatismus geworden, stieg in ihm auf. Der einzig sichere Kurs würde darin bestehen, den Kopf zu schütteln, sich abzuwenden und das Schicksal des Jungen seinen natürlichen Lauf nehmen zu lassen. Er schuldete diesen Leuten nichts.
   Aber etwas noch Tieferes als Angst trieb ihn weiter, der Teil von ihm, der sich immer noch an den Eid hielt, den er abgelegt hatte, als er in Arilinn zum ersten Mal seinen Geist einem Kreis öffnete. Dieser Teil von ihm reagierte nun, öffnete sich angesichts der Musik und Raynitas unbeschwerter Freundschaft wie eine Blüte in der Sonne. Dieser Teil von ihm konnte Jorge nicht einfach sterben lassen.
   Ein Schatten fiel auf ihn, und dann kniete Saravio sich auf die andere Seite des Jungen. Plötzlich wirkte er überhaupt nicht mehr ungelenk, sondern bewegte sich mit übernatürlicher Geschmeidigkeit. Jorges Schmerz musste ihn hierher

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