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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ansah. Er mochte sie Paul eine Weile überlassen, um sie zu demütigen, aber es war unwahrscheinlich, daß er ganz auf sie verzichtete. Schließlich war sie die Mutter seines einzigen Sohns.
   Und im Augenblick gab es nichts, was Paul unternehmen konnte. Der Tag würde kommen, an dem sie sich um Melisandra stritten, und Paul wußte, daß er darauf vorbereitet sein mußte.
   Denn wenn jener Tag kommt , dachte er, wird entweder er mich töten, oder ich werde ihn töten müssen. Und ich habe nicht die Absicht, mich töten zu lassen .
   Deshalb packte er seine Sachen für den Ritt ein und sagte zu Bard: »Ich würde Melisandra gern Lebewohl sagen.«
   »Das ist nicht notwendig«, antwortete Bard, »denn sie wird mit der Armee reiten.«
   Paul nickte, ohne sofort darüber nachzudenken. Er war an weibliche Soldaten gewöhnt, sogar an weibliche Generäle. Dann packte ihn der Schreck. Ja, in einem Krieg, der im Drücken von Knöpfen bestand, waren Frauen für den Kampf ebenso geeignet wie Männer. Aber in dieser Welt, wo Krieg den Nahkampf mit Schwertern und Dolchen bedeutete?
   »Oh, weibliche Soldaten haben wir auch.« Bard hatte seine Gedanken gelesen. »Die Frauen vom Orden der Entsagenden, von der Schwesternschaft des Schwerts, reiten mit den Männern in die Schlacht, und sie kämpfen wie Berserker. Aber Melisandra ist eine richtige Frau, keine von denen. Sie ist eine Zauberin, eine Leronis , die die Armee begleitet, um Zauberei abzuwehren.«
   Paul dachte, daß das noch gefährlicher sein mochte, aber er sprach es nicht aus. Als sie eine Stunde später davonritten, meinte Bard, dies sei eine günstige Gelegenheit.
   »Es gibt Leute, die mich an meinem Fechtstil erkennen würden«, erklärte er. »Da man dich für einen Nedestro -Verwandten von mir hält, wird es niemandem besonders auffallen, wenn ich dir während dieses Feldzugs von meinen eigenen Waffenmeistern Unterricht geben lasse.«
   Paul, der unbeachtet mit einer kleinen Gruppe von Bards Adjutanten ritt, erlebte, wie die Soldaten ihren General begrüßten. Sie jubelten ihm zu, und immer wieder hörte man den Ruf: »Der Wolf!« Allein seine Anwesenheit schien sie für diesen Krieg gegen Serrais mit Mut und Begeisterung zu erfüllen.
   Also würde Bard ihm eines Tages diese Macht anvertrauen - und glauben, daß er sie, wenn der Krieg vorüber war, brav zurückgab? Das war unwahrscheinlich. Ein Kälteschauer lief Paul das Rückgrat hinunter, als ihm die Gewißheit kam, daß nur eine Lösung möglich war. Bard würde ihn auf seinem Weg zum Erfolg benutzen - und dann nicht belohnen und wegschicken, wie er gelobt hatte, sondern ihn auf die gleiche Methode, mit der er ihn hergeholt hatte, zurück in die Stasis-Zelle befördern. Oder vielleicht war es einfacher, ihm in einer dunklen Nacht ein Messer in die Rippen zu stoßen und seinen Leichnam den um die Klippen schleichenden Kyorebni zu überlassen. Paul behielt eine gleichmütige Miene bei und stimmte mit den anderen in die Hochrufe auf Bard ein. Es würde nicht leicht sein. Im Augenblick hatte Bard an anderes zu denken als an die Ausbildung seines Duplikats zu seinem Stellvertreter und seiner Marionette. Aber zu anderen Zeiten konnte einer des anderen Gedanken lesen, und Paul hatte nicht gelernt, seinen Geist abzuschirmen. Vielleicht konnte Melisandra ihm helfen, wenn sie tatsächlich eine Zauberin war. Aber andererseits würde Melisandra kein Interesse daran haben, den Vater ihres Sohnes umzubringen. Sie mochte sagen, sie hasse Bard, aber Paul war sich der Stärke dieses Hasses nicht völlig sicher.
   Wenn er sie allerdings vor vollendete Tatsachen stellte, konnte er ihr wahrscheinlich vertrauen, daß sie über den Personenaustausch schwieg.
   Vorläufig konnte er nur eins tun, und das war genau das, was Bard von ihm verlangte. Er mußte sich darauf vorbereiten, Bard di Asturien nicht nur darzustellen, sondern Bard di Asturien, der Kilghard-Wolf, General der Armee von Asturias, zu werden . Und vielleicht eines Tages mehr.
   Zu seiner eigenen Überraschung - denn er wußte nichts über die Kampfmethoden auf Darkover und hatte noch nie ein Schwert in der Hand gehabt - lernte er das Fechten, als sei es ihm angeboren. Nach kurzer Überlegung kam er auch darauf, warum. Er war mit den gleichen Reflexen und der überragenden körperlichen Organisation geboren, die Bard zu einem unvergleichlichen Schwertkämpfer machten, und während der Rebellion hatte er diesen physischen

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