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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mechanismus in kriegerischen Künsten und im unbewaffneten Krampf bis zum äußersten trainiert. Jetzt handelte es sich nur noch darum, Muskeln und Gehirn zusätzliche Kenntnisse zu vermitteln, wie ein geübter Tänzer eine neue Schrittvariation lernt.
   Er stellte fest, daß er den Feldzug genoß. Es machte ihm Spaß, mit den Adjutanten auf Kundschaft zu reiten, abends das Lager aufzuschlagen und unter den vier Monden, die zunahmen und wieder abnahmen, zu schlafen. Oft dachte er, daß er glücklicher geworden wäre, hätte er dies Leben von Anfang an geführt. Hier wurde keine Konformität verlangt, und wenn, dann kam ihm das ganz natürlich vor, es gab viele Möglichkeiten, Aggressionen abzureagieren. Als er seine erste Schlacht hinter sich hatte, wußte er, daß er keine Angst hatte und, wenn er mußte, töten konnte, ohne den Feind zu fürchten oder zu hassen, und was noch wichtiger war, ohne daß ihm übel wurde. Eine von Speeren und Schwertern zerhackte Leiche war nicht mehr und nicht weniger tot als eine, die von Kugeln durchsiebt oder von Feuer verbrannt war.
   Bard hielt ihn ständig in seiner Nähe und sprach viel mit ihm. Paul wußte, das geschah nicht aus Sympathie. Der Wolf mußte sich einfach überzeugen, ob Paul auch seine eigene Begabung für Strategie besaß. Anscheinend besaß er sie und das Talent, mit den Männern umzugehen, ein Gespür für den richtigen Einsatz in der Schlacht oder im Angriff. Das zeigte sich, während vor der Armee von Asturias Stadt auf Stadt fiel, die meisten, ohne sich zu verteidigen, und die Männer von Serrais bis an die äußersten Grenzen ihres Landes flohen oder fielen. In vierzig Tagen hatten sie zwanzig Städte erobert, und der Weg zu dem Stammland der Serrais-Leute lag offen vor ihnen. Paul entdeckte, daß er instinktiv wußte, welches die beste Maßnahme war, um eine Stadt zu erobern oder eine Schar von Kriegern, die sich ihnen entgegenstellte, zu besiegen.
   »Mein Vater sagte einmal«, erzählte ihm Bard, »mit zweien von meinem Schlag könnten wir die Hundert Königreiche erobern. Und verdammt noch mal, er hatte recht! Ich weiß jetzt, daß die Ähnlichkeit nicht nur hauttief geht. Du und ich, wir sind derselbe Mann, und wenn wir gleichzeitig zwei Armeen anführen können, wird dies ganze Land vor uns liegen wie eine Hure auf der Stadtmauer!« Lachend schlug er Paul auf die Schulter. »Es wird uns gar nichts anderes übrigbleiben. Ein Königreich würde nicht Platz genug für uns beide bieten, aber hundert sollten für dich und für mich Raum genug haben!«
   Paul fragte sich, ob Bard ihn tatsächlich für so naiv hielt. Bestimmt würde Bard versuchen, ihn zu töten. Aber nicht bald, vielleicht auf Jahre hinaus nicht, weil er ihn brauchte, bis er sich alle Hundert Königreiche - oder so viele davon, wie er wollte - unterworfen hatte.
   Und so paradox es sein mochte, in der Zwischenzeit genoß Paul die Gesellschaft Bards. Es war eine neue Erfahrung für ihn, mit jemanden sprechen zu können, der ihn verstand und seinen Gedanken intelligent folgen konnte. Und er hatte das Gefühl, auch Bard hatte seine Freude daran.
   Es wäre alles vollkommen gewesen, wenn er Melisandra bei diesem Feldzug tatsächlich hätte bei sich haben können. Aber Melisandra ritt mit den anderen Leroni , Männern und Frauen in grauen Gewändern, die von einem älteren grauhaarigen Mann streng bewacht wurden. Er hatte ein lahmes Bein, und das behinderte ihn so stark, daß an seinem Sattel eine Vorrichtung angebracht war, auf die er es während des Ritts legen konnte, und eine zweite, die ihm half, es wieder herunterzubekommen und abzusteigen. In den ersten dreimal zehn Tagen des Feldzugs fand Paul keine Gelegenheit, mehr als ein halbes Dutzend Worte mit Melisandra zu wechseln, und das waren Redensarten, bei denen die halbe Armee getrost zuhören konnte.
   Die Mauern von Serrais waren schon in Sicht, als Paul, der mit Bards Adjutanten ritt, bemerkte, daß Bard sich von seinem üblichen Platz an der Spitze hatte zurückfallen lassen und sich den Leroni angeschlossen hatte. Einen Augenblick später merkte er, daß Paul zu ihm hinsah, und winkte ihm. Paul ritt zurück zu dem Häuflein graugewandeter Männer und Frauen. Melisandra hob zum Gruß den Blick. Ihr heimliches Lächeln unter der grauen Kapuze war irgendwie so intim wie ein Kuß.
   Paul fragte: »Wer ist Meister Gareth?«
   »Er ist der Oberste von allen Laranzu’in in Asturias, und außerdem ist er mein

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