Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
konntest… «
Sie sah ihn ernst an; ihre Augen waren noch naß. »Ich bereue es auch nicht. Glaub mir. Obwohl ich vermute, daß er mich zu demütigen versuchte. Ich habe mich immer geweigert, wenn Lady Jerana mich einem anderen geben wollte, selbst als sie mir anbot, mich in allen Ehren mit einem von Dom Rafaels Friedensmännern zu verheiraten. Ich hatte Angst, dann würde es nur noch schrecklicher werden. Bard hat mir das Schlimmste angetan, was er tun konnte, von ihm habe ich nichts mehr zu fürchten, und ich dachte, besser die Grausamkeit, die ich kenne, als eine neue Grausamkeit von einem Fremden… Aber du hast mich eines Besseren belehrt.« Plötzlich lächelte sie ihn im Licht der Lampe an. Es war ein sehr schwaches Lächeln, und er wußte, nie würde er sich zufriedengeben, bis sie ihm das gleiche Lächeln schenkte wie heute dem Kind, ein volles, frohes Lächeln voller Liebe.
»Ich glaube, ich bin dir dankbar. Und ich weiß nicht einmal deinen Namen.«
Mit einer Hand löschte er das Licht, und mit der anderen zog er sie an sich.
»Dann bist du bereit, mir deine Dankbarkeit zu beweisen?«
Er hörte ihr glückliches Aufseufzen, bevor sie sich ihm zuwandte und ihn küßte. Es überraschte und entzückte ihn so, daß er bis in die Wurzeln seines Seins erschüttert war.
»Bisher habe ich Bard nicht gehaßt«, sagte sie und drückte sich bebend an ihn. »Durch dich habe ich jetzt gelernt, wie ich ihn hassen soll, und dafür werde ich nie aufhören, dir dankbar zu sein.«
»Aber ich möchte mehr als Dankbarkeit«, hörte er sich zu seinem eigenen Erstaunen sagen. »Ich möchte deine Liebe, Melisandra.«
Mit einer Intensität, die furchterregend war, sprach sie in die Dunkelheit hinein: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie man liebt. Doch wenn ich es lernen kann, einen Mann zu lieben, dann dich, Paul.«
Er sagte nichts mehr, er zog sie nur leidenschaftlich an sich. Aber noch inmitten seiner Freude und seiner Verwunderung nagte ein störender Gedanke an ihm.
Jetzt kann ich nicht mehr zurück. Jetzt bin ich dieser Welt verfallen, jetzt gibt es hier jemanden, der mir mehr bedeutet als irgendwer oder irgend etwas auf der Welt, von der ich kam. Was wird jetzt geschehen, wo ich das Ganze nicht mehr als verrückten Traum ansehen kann?
3
Zehn Tage später ritt Paul Harrell zum ersten Mal an der Seite Bards di Asturien in den Krieg.
»Die Männer von Serrais haben ihren Eid gebrochen«, erklärte Bard ihm, als sie ihre Vorbereitungen trafen. »Vielleicht brauchen wir nicht zu kämpfen. Aber wir müssen sie daran erinnern, was sie geschworen haben, und die beste Art, das zu tun, ist, ihnen unsere Stärke und unsere Truppen zu zeigen. Halte dich bereit, innerhalb einer Stunde zu reiten.«
Pauls erste Reaktion darauf war der triumphierende Gedanke: Das ist eine Gelegenheit, Macht zu erringen! Doch gleich darauf dachte er bestürzt: Melisandra! Er wollte nicht so schnell schon wieder von ihr getrennt werden. Gerade erst war der Verdacht in ihm aufgestiegen - zum ersten Mal in seinem Leben -, daß er überhaupt nicht mehr von ihr getrennt werden wollte. Aber bei nüchterner Überlegung mußte er zugeben, daß diese Trennung vermutlich das Beste war, was geschehen konnte.
Früher oder später, das wußte er, würde er Melisandras wegen mit Bard in Streit geraten. Er verlangte immer noch nach ihr wie nie zuvor nach einer Frau. Normalerweise wäre er nach zehn Tagen schon übersättigt gewesen und hätte jeden Anlaß freudig begrüßt, der die Fessel sprengte. Aber er wollte Melisandra immer noch. Er fürchtete diese Trennung, er begehrte diese Frau - er konnte es nicht erklären - auf eine neue Art. Er wollte sie für immer, und mit ihrer Zustimmung. Bestürzt stellte er fest, daß ihr Glück ihm wichtiger geworden war als sein eigenes.
Er hatte immer gedacht, Frauen nahm man, und damit hatte es sich. Warum, fragte er sich, empfand er bei Melisandra so ganz anders?
Ich habe immer geschworen, mich sollte nie eine Frau an der Nase herumführen… Ich war überzeugt, Frauen wünschten sich, beherrscht zu werden, einen richtigen Mann zu haben, den sie nicht unterkriegen können… Warum ist diese eine Frau so ganz anders?
Er war sich klar, daß er Melisandra für sein und ihr ganzes Leben wollte. Aber er wußte auch, daß Bard, von einer unkomplizierteren Gesellschaft hervorgebracht, Melisandra als sein Eigentum, seine Beute, seinen Besitz
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