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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mutter, acht Kinder hat sie geboren und wäre doch bereit gewesen, noch mehr zu bekommen?
   Die letzte Frau war in den Fünfzigern, und als sie in das kleine Zimmer gerufen wurde, teilte sie Carlina schüchtern mit, sie habe wieder zu bluten begonnen, obwohl die Zeit dafür schon viele Jahre vorbei sei. Sie war dünn und blaß und hatte eine ungesunde Gesichtsfarbe, und zum ersten Mal führte Carlina, nachdem sie ihr eine Menge Fragen gestellt hatte, außer der Untersuchung mit dem Sternenstein auch eine körperliche durch. Dann sagte sie: »Ich habe nicht die Fähigkeit, dies selbst zu behandeln. Du mußt in zehn Tagen wiederkommen, um mit einer der Mütter zu sprechen. Inzwischen trink diesen Tee… « Sie reichte ihr ein Päckchen. »Er wird den Schmerz lindern und die Blutung verringern. Gib dir Mühe, gut zu essen und etwas Fleisch anzusetzen, damit du genug Kraft für jede Behandlung hast, die die Mutter notwendig finden wird.«
   Die Frau ging mit ihrem Päckchen Kräutertee. Carlina setzte sich seufzend hin und dachte an das, was wahrscheinlich würde geschehen müssen. Eine Neutrierung mochte die Frau retten. Nur die besten Heilerinnen konnten entscheiden, ob es der Mühe wert war oder ihr Leiden nur verlängern würde. In diesem Fall gab die Oberpriesterin ihr dann ein weiteres Päckchen mit Tee, doch dies enthielt ein langsam wirkendes Gift, das ihr den Tod brachte, bevor der Schmerz ihr die Menschenwürde raubte. Carlina graute vor diesem Urteilsspruch, aber Avarras Gnade schloß auch den Tod für jene ein, die auf jeden Fall würden sterben müssen. Den ganzen Nachmittag, während sie sich an Anyas Seite mit den zähen Grassoden und den verfilzten Dornen abplagte, die die Steine des Tempelpfades aus ihrer Lage drängten, dachte sie an die Frauen, die zufrieden gegangen waren, und der einen hatte sie nicht helfen können. Kurz vor dem Gebet bei Sonnenuntergang ließ Mutter Ellinen sie rufen.
   »Mutter Amalie hat eine Vision gehabt«, teilte sie Carlina mit. »Danach brauchen wir zusätzlichen Schutz. Wir werden von neuem angegriffen werden. Und ich sehe voraus, daß sie deinetwegen kommen.« Sie klopfte Carlinas Hand. »Ich weiß, es ist nicht deine Schuld, Schwester Liriel. Böses geht in der Welt um nach dem Willen der Götter, aber die Mutter wird uns beschützen.«
   Das hoffe ich , dachte Carlina. Das hoffe ich sehr .
   Aber es kam ihr vor, als rufe Bard aus weiter Ferne ihren Namen, und sie hörte die Drohung, die er ausgesprochen hatte.
   Wohin du auch gehst, wo du dich auch vor mir zu verstecken suchst, Carlina, ich werde dich haben, ob du willst oder nicht .

»Carlina«, wiederholte Bard, »meine Frau. Und ich kann die Insel des Schweigens nicht erreichen. Aber du kannst es, du bist immun gegen Illusionen, falls du sie nicht durch den Geist eines Menschen empfängst, dessen Gedanken du lesen kannst. Du wirst es schaffen, auf die Insel des Schweigens zu gelangen und mir Carlina zurückzuholen. Mach bloß keinen Fehler«, warnte er. »Ich weiß, daß wir die gleichen Frauen begehren, und ich habe dir Melisandra überlassen. Doch ich schwöre dir, wenn du Carlina auch nur mit einer Fingerspitze berührst, werde ich dich töten. Carlina gehört mir, und wo sie sich auch verstecken mag, ich werde sie haben!«
   Und jetzt blickte Paul über das ruhige Wasser des Sees des Schweigens hin. In den Binsen versteckt, hatte er das Fährboot beobachtet. Es konnte von beiden Seiten aus an einem Seil herübergezogen werden, obwohl man, wenn es beladen war, mit Rudern nachhelfen mußte. Eine Möglichkeit war, die alte Fährfrau zu töten, aber Paul hatte bemerkt, daß jeden Morgen und jeden Abend zwei Frauen herübergerudert kamen, um ihr Essen und einen Krug Wein zu bringen. Und die Abwesenheit der Alten mochte ihnen auffallen. Nach vielem Nachdenken schlich Paul sich, als sie die Priesterinnen zurückruderte, in ihre Hütte und würzte den Wein mit starkem, farblosem Alkohol. Das würde sie so betrunken machen, daß sie nicht mehr merkte, was vor sich ging, und wenn die Priesterinnen sie betrunken fanden, konnte sie ihnen nichts anderes sagen, als daß sie ihre übliche Weinration getrunken habe, die aus irgendeinem Grund stärker gewirkt habe als sonst. Bis die Frauen auf den Verdacht kamen, sie sei betäubt worden, würde es zu spät sein, noch etwas zu unternehmen. Doch wenn sie die Alte tot oder auch nur bewußtlos oder gefesselt und geknebelt vorfanden, mußte ihr erster Gedanke

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