Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
bekommen. Valentin fing den Gedanken auf – sie hatte nicht darauf geachtet, ihn abzuschirmen – und lächelte ihr liebevoll zu. Sie schlug die Augen nieder.
»Sei es, wie es wolle«, nahm Edric den Faden wieder auf, und Erminie hätte gern gewußt, ob auch er den Gedanken mitbekommen hatte – selbstverständlich würde er niemals etwas gegen ihre Einheirat in den mächtigen und prominenten Hastur-Clan einwenden -, »ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du heute abend in der Pause zu uns in die Loge kämst. Floria wird glücklich sein, dich wiederzusehen – du bist immer ihre liebste weibliche Verwandte gewesen, weil du noch so jung warst und Spaß am Spielen hattest.«
»Ich hoffe, ich bin auch jetzt noch jung genug, um ihr eher eine ältere Schwester und Freundin als eine Anstandsdame zu sein«, sagte Erminie. »Ich habe ihre Mutter beneidet – ich habe mir immer eine Tochter gewünscht.«
Als Edric sich zum Gehen wandte, berührte sie seinen Arm. »Edric, da ist noch etwas – ein Traum, den ich schon oft hatte und letzte Nacht wieder.«
»Dieser Traum von Alastair?«
»Ich weiß nicht recht, ob es Alastair war«, gestand Erminie. »Ich befand mich im Turm, im Kreis, und Alastair kam herein – ich glaube, es war Alastair. Nur trug er in meinem Traum – du weißt doch, wie untadelig er sich immer kleidet – ärmliche Sachen in der Art der Bergbewohner. Und er sprach zu mir durch den Sternenstein…« Ihre Stimme schwankte. Sie berührte das Matrix-Juwel.
»Du hast diesen Traum schon früher gehabt…«
»Das ganze Jahr über«, bestätigte Erminie. »Er kommt mir wie eine Vision der Zukunft vor, und doch – du selbst hast ja Alastair getestet…«
»So ist es, und ich sagte dir damals, was ich dir heute wieder sage: Alastair hat nur wenig laran, nicht genug, daß es der Mühe wert wäre, ihn auszubilden«, erklärte Edric. »Bestimmt reicht es nicht für einen Turm-Arbeiter. Aber dein Traum verrät mir, daß du meine Entscheidung noch nicht akzeptiert hast. Bedeutet es dir so viel, Erminie?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Traum so einfach ist. Denn als ich aufwachte, glühte mein Sternenstein, als sei er berührt worden.«
»Ich wüßte nicht, was es sonst bedeuten könnte.«
Bevor sie weiter darüber sprechen konnten, stand der Hund auf und sprang auf das Gartentor zu. Erminie erhob sich. »Mein Sohn kommt nach Hause. Ich muß gehen und ihn begrüßen.«
Valentin blickte zu ihr hoch. »Du übertreibst deine Fürsorge, meine Liebe.«
»Sicher hast du recht«, gestand Erminie, »aber ich kann die Nacht nicht vergessen, in der ich meinen anderen Sohn verlor, weil ich ihn nur ein paar Minuten lang aus den Augen ließ. Ich weiß, es ist lange her, und doch stehe ich immer noch Ängste aus, wenn ich Alastair nicht in Sichtweite habe.«
»Ich kann es dir nicht zum Vorwurf machen, daß du eine besorgte Mutter bist«, räumte Valentin ein, »ich bitte dich nur, vergiß nicht: Er ist kein Kind mehr. Es liegt im Lauf der Natur, daß er aufhört, die ständige Fürsorge seiner Mutter zu brauchen. Und wenn er sein Erbe zurückgewinnen soll, muß er anfangen, für sich selbst zu kämpfen. Andererseits weißt du ja, Erminie, daß ich es weitaus besser fände, wenn diese Fehde aus Mangel an Brennstoff verlöschen würde. Soll eine neue Generation es besser machen…«
»Mit Argumenten dieser Art wirst du kein Glück bei ihrhaben, Vetter«, unterbrach Edric ihn. »Das habe ich ihr alles längst gesagt. Sie will einfach keine Vernunft annehmen.«
»Soll ich meinen Sohn für immer im Exil leben lassen, als landlosen Mann?« wandte Erminie entrüstet ein. Sie kam Valentin sehr schön vor, als ihre Augen vor Entschlossenheit glühten. Er wünschte nur, die Sache sei dieser Entschlossenheit würdiger. »Soll ich zulassen, daß mein Gatte in seinem Grab keine Ruhe findet und sein ungerächter Geist in den Ruinen von Hammerfell umgeht?«
»Glaubst du das wirklich, Verwandte – daß die Toten ihren Groll und ihre Rachegelüste gegen die Lebenden behalten?« fragte Valentin schockiert, doch er las in ihren Augen, daß sie es glaubte, und sah keine Möglichkeit, sie von ihrer Meinung abzubringen.
Juwel umkreiste jetzt mit ausgelassenen Sprüngen einen hochgewachsenen jungen Mann, der auf sie zukam.
»Mutter«, sagte Alastair, »ich wußte nicht, daß du Gäste hast.« Er verbeugte sich anmutig vor ihr und neigte den Kopf respektvoll erst vor dem Hastur-Lord, dann vor Lord Edric. »Guten Abend, Sir. Guten Abend,
Weitere Kostenlose Bücher