Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Vetter.«
»Das sind keine Gäste, sondern unsere Verwandten«, berichtigte Erminie. »Wollt ihr bleiben und mit uns essen? Ihr beide?«
»Es wäre mir ein Vergnügen, doch unglücklicherweise werde ich anderswo erwartet«, entschuldigte Valentin sich höflich und beugte sich zum Abschied über Erminies Hand.
Edric zögerte, dann sagte er: »Heute abend nicht, aber wir werden uns ja später beim Konzert sehen.«
Erminie blickte ihnen nach, den Arm um die Taille ihres großen Sohnes geschlungen.
»Was wollte er von dir, Mutter? Will dieser Mann dich herumkriegen, daß du ihn heiratest?«
»Wäre dir das so unangenehm, mein Sohn – wenn ich wieder heiraten würde?«
»Du kannst nicht von mir erwarten, daß ich erfreut wäre«, antwortete Alastair, »wenn meine Mutter irgendeinen Tiefländer heiratete, dem Hammerfell weniger als nichts bedeutet. Sobald wir unser Recht zurückbekommen haben und du dich wieder an dem dir zustehenden Platz auf Hammerfell befindest – ja, sollte er dann kommen und um dich werben, werde ich eine positive Antwort in Erwägung ziehen.«
Erminie lächelte sanft. »Ich bin Turm-Technikerin, mein Sohn; ich brauche keine Erlaubnis von einem Vormund, um zu heiraten. Du kannst nicht einmal einwenden, ich sei noch nicht volljährig.«
»Komm, Mutter, du bist immer noch jung und hübsch…«
»Ich freue mich ehrlich, daß du so denkst, mein Sohn. Trotzdem, wenn ich zu heiraten wünsche, werde ich mich vielleicht mit dir beraten, ich werde dich jedoch nicht um Erlaubnis bitten.« Ihre Stimme klang sehr sanft und nicht im geringsten vorwurfsvoll, aber der junge Mann senkte die Augen und errötete.
»Bei unserem Volk in den Bergen zeigen die Männer mehr Höflichkeit. Sie kommen, wie es sich schickt, zu den männlichen Verwandten einer Frau und erbitten die Erlaubnis, um sie zu werben.«
Nun, sie konnte ihn nicht tadeln; sie hatte ihn in den Sitten und Bräuchen ihrer Sippe aus den Bergen erzogen und ihm eingeprägt, niemals zu vergessen, daß er der Herzog von Hammerfell war. Wenn er das jetzt selbst dachte, war es das Produkt ihrer Lehren.
»Es wird dunkel, gehen wir ins Haus«, sagte sie.
»Der Tau fällt. Soll ich dir deinen Schal holen, Mutter?«
»So alt bin ich nun doch noch nicht!« antwortete Erminie entrüstet. Aber dann kam sie noch mal auf Valentin. »Was du auch von ihm halten magst, mein Sohn, Valentin hat etwas sehr Vernünftiges gesagt.«
»Und was war das, Mutter?«
»Er sagte, du seist ein Mann, und wenn du Hammerfell zurückgewinnen wolltest, müßtest du das selbst bewerkstelligen.«
Alastair nickte. »Darüber habe ich in den letzten drei Jahren viel nachgedacht, Mutter. Doch ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Schließlich kann ich nicht nach Stornhöhe reiten und den alten Lord Storn – oder wer auch immer heute auf seinem Platz sitzen mag – bitten, mir die Schlüssel zu geben. Mir ist nun folgender Gedanke gekommen: Wenn diese Hastur-Lords die Gerechtigkeit so hochhalten, wie sie sagen, könnten sie bereit sein, mir Bewaffnete zu leihen, um Hammerfell zurückzuerobern, oder zumindest könnten sie öffentlich anerkennen, daß Hammerfell mir gehört und Storn es unrechtmäßig in Besitz hat. Meinst du, unser Verwandter Valentin würde mir eine Audienz beim König vermitteln?«
»Davon bin ich überzeugt.« Erminie hörte mit Freuden, daß ihr Sohn über die Angelegenheit nachgedacht hatte. Bisher hatte er noch keinen richtigen Plan, aber wenn er bereit war, sich Rat bei älteren und klügeren Köpfen zu holen, war das schon einmal ein guter Anfang.
»Du hast doch sicher nicht vergessen, daß wir heute abend ins Konzert gehen wollen, Mutter?«
»Natürlich nicht«, antwortete sie. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht davon sprechen, daß der heutige Konzertbesuch eine besondere Bedeutung für sie hatte.
Erminie suchte ihre Räume auf und rief ihre Gesellschafterin, um sich für das Konzert ankleiden zu lassen. Sie hatte eine seltsame Vorahnung, als werde dieser Abend schicksalhaft sein, doch sie konnte nicht ergründen, warum.
In einem Gewand aus rostfarbenem Atlas, das ihr glänzendes Haar bis zur Perfektion hervorhob, eine Kette aus grünen Steinen um den schlanken Hals, so begab sie sich nach unten zu ihrem Sohn.
»Wie fein du heute abend aussiehst, Mutter«, bemerkte Alastair. »Ich fürchtete schon, du würdest darauf bestehen, deine Turmrobe zu tragen. Aber du hast dich gekleidet, wie es sich für unsere Stellung ziemt, und ich bin stolz auf dich.«
»So? Na, dann
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