Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
nicht im mindesten beleidigt, grinste breit.
»Perfekt! Genau diesen Eindruck soll die Frisur erwekken, Vetter.« Er ging in den Hauptraum und beugte sich über Erminies Hand. »Meine Lady.«
»Ich freue mich, daß du kommen konntest, Gavin.« Erminie lächelte den Kinderfreund ihres Sohnes mit echter Zuneigung an. »Werden wir dich heute abend singen hören?«
»Oh, sicher«, versprach Gavin. »Aber ich hoffe, auch Alastair wird uns etwas vortragen.«
Ein wenig später nahm Gavin, umgeben von seinen Freunden, an der großen Harfe Platz und spielte. Dann winkte er Alastair zu sich, und nach einer kurzen geflüsterten Beratung sang Alastair ein melodisches Liebeslied. Er sah Floria dabei an.
»Ist das eins deiner Lieder, Gavin?« erkundigte sich Fiona.
»Nein, dieses nicht. Das ist ein Volkslied aus Asturien. Aber du lagst mit der Frage gar nicht so falsch; ich habe viele Lieder in dem alten Stil dieses Landes geschrieben«, antwortete Gavin. »Und Alastair singt sie besser als ich. Singst du auch, Conn?«
»Nur ein paar Lieder aus den Bergen«, sagte Conn.
»Oh, sing doch; ich liebe die alten Melodien«, drängte Gavin, aber Conn weigerte sich lächelnd.
Später, als man zu tanzen begann, weigerte er sich ebenfalls. »Ich kann nur die Bauerntänze, du würdest dich meiner schämen, Bruder, und ich würde dir vor deinen feinen Freunden Schande machen.«
»Floria wird es dir nie verzeihen, wenn du nicht mit ihr tanzt«, versuchte Alastair ihn zu überreden. Doch dem Brauch entsprechend führte er Floria zu dem ersten Paartanz auf die Tanzfläche. Gavin stand neben Conn und sah den beiden nach.
»Ich wollte nicht nur höflich sein, als ich dich zu singen bat«, sagte Gavin. »Ich werde der Volkslieder aus den Bergen niemals müde; der größte Teil meiner Musik ist in diesem Stil geschrieben. Wenn du in dieser Gesellschaft nicht singen möchtest – und das kann ich dir nicht verübeln, denn abgesehen von Alastair ist hier nicht einer, der wirklich etwas von Musik versteht -, könntest du mich vielleicht einmal bei mir zu Hause besuchen und dort für mich singen. Möglicherweise kennst du Lieder, die mir unbekannt sind.«
»Ich will darüber nachdenken«, erklärte Conn vorsichtig. Er mochte Gavin, aber wenn seine Stimme auch ebenso klar wie die seines Bruders war, hatte er sich doch nie als Sänger produziert.
In diesem Augenblick gab es Tumult auf der Straße, und es wurde an die Tür geklopft. Erminies Haushofmeister öffnete sie und trat überrascht zurück. Dann erholte er sich von seinem Schrecken und verkündete: »Seine Gnaden Aidan Hastur von Elhalyn und Ihre Gnaden Königin Antonella.«
Der Tanz wurde unterbrochen, und aller Augen wandten sich der Tür zu. Das königliche Paar legte die Mäntel ab. Conn erkannte sofort den Mann, mit dem er – oder war es sein Bruder gewesen? – in seiner Vision gesprochen hatte. Königin Antonella war klein und dick und hinkte, denn eines ihrer Beine war kürzer als das andere. König Aidan war ebenfalls von kleiner Statur, weißhaarig und ganz unscheinbar. Trotzdem herrschte respektvolles Schweigen, während Erminie vortrat und sich verbeugte.
»Meine Lady, seid willkommen. Mein Lord, das ist eine unerwartete Ehre.«
»Bitte, keine Umstände«, wehrte der Hastur-König leutselig ab. »Ich komme heute abend lediglich als Freund. Die Geschichte über Euren Sohn ist oft wiederholt worden; ich habe so viele Gerüchte gehört, daß ich herausfinden möchte, was wirklich geschehen ist.« Er lachte schallend und nahm ihnen allen die Verlegenheit.
Alastair kam mit Floria am Arm näher, und Aidan winkte ihn zu sich. »Nun, junger Mann, habt Ihr über die Angelegenheit, von der wir sprachen, nachgedacht?«
»Das habe ich, Euer Gnaden.«
»Dann kommt und laßt uns miteinander reden«, sagte der König, »und Euren Bruder hätte ich auch gern dabei.«
»Gewiß«, antwortete Alastair, »aber ich bin der Herzog, und die Entscheidung hegt allem bei nur, vai dom.«
»Ja, natürlich«, stimmte Aidan friedfertig zu, »aber Euer Bruder hat schließlich in jenem Land gelebt und kann uns genau berichten, was dort vor sich geht.«
Erminie gab den Musikern ein Zeichen, wieder zu spielen, und führte die Königin hinein.
»Wollt Ihr, Euer Gnaden, eine Erfrischung zu Euch nehmen, während die Männer reden?« fragte sie höflich und bot Königin Antonella den Arm. Die alte Königin sah zu Alastair und Conn hinüber. »Wie zwei Schoten an einem Federschotenbaum, nicht wahr? Glückliche Erminie,
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