Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Erminie wurde es leid, sie fortwährend zu wiederholen, obwohl sie stolz auf die Aufmerksamkeit war, die man ihrem wiederaufgetauchten Sohn zollte. Conn wuchs ihr so ans Herz, daß sie manchmal ein schlechtes Gewissen Alastair gegenüber hatte, der ihr in all diesen Jahren ein so freundlicher und aufmerksamer Gefährte gewesen war.
Obwohl die verwitwete Herzogin keinen Wert darauf legte, Gesellschaften zu geben, was man in Thendara seit langem wußte, veranstaltete sie gegen Ende des Sommers einen kleinen Ball, um die Verlobung ihres Sohnes Alastair mit Lady Floria offiziell bekanntzumachen.
Den ganzen Tag über zogen drohende Wolken von den Venza-Bergen heran, und kurz vor Sonnenuntergang begann es tatsächlich zu regnen. Mit voller Wucht strömte das Wasser auf die Stadt hernieder. Die Gäste trafen naß und tropfend ein. Es wurden große Feuer angezündet, damit sie sich ein bißchen trocknen konnten, bevor sie sich dem üppigen Abendessen und dem Tanz, dem wichtigsten Bestandteil aller darkovanischen Geselligkeit, widmeten.
Aber feuchte Kleidung konnte die Stimmung der Versammelten nicht im geringsten dämpfen. Alastair und Floria standen im Eingang, um ihre Gäste willkommen zu heißen, und Conn machte den Kavalier seiner Mutter. Das Tanzvergnügen war auf seinem Höhepunkt, als Gavin Delleray eintraf. Er begrüßte Alastair mit verwandtschaftlicher Umarmung, und er beanspruchte das Vorrecht eines Verwandten und küßte Floria auf die Wange. Gavin war ein rundlicher, robuster junger Mann, gekleidet nach der allerneuesten Mode. Seidene Kniehosen ließen die wohlgeformten Beine in ihren eleganten Strümpfen sehen, sein Brokatjackett war aus feuerfarbenem Satin, und Feuersteine schmückten den hohen Kragen seines Hemdes. Sein Haar war, wie es gerade als schick galt, auf beiden Seiten zu Korkenziehern frisiert, so daß es kaum noch natürlichem Haar ähnelte, sondern ebensogut eine steife Perücke hätte sein können, und in Streifen von Regenbogenfarben gefärbt. Alastair betrachtete ihn fast neidisch. Er selbst versuchte auch, der Mode zu folgen, und strebte eine stutzerhafte Erscheinung an, aber er kam nicht einmal in die Nähe von Gavins schillerndem Gefieder.
Als Gavin schien feuchten Mantel dem Diener überließ, flüsterte Alastair seinem Bruder zu: »Es wird mir nie gelingen, so modisch auszusehen wie er.«
»Und dafür solltest du den Göttern danken«, erwiderte Conn geradeheraus. »Ich finde, er sieht wie ein Narr aus wie eine aufgeputzte Puppe für das Puppenhaus eines kleinen Mädchens.«
»Unter uns gesagt, ich bin ganz deiner Meinung, Conn«, flüsterte Floria. »Mir würde es nie einfallen, mein Haar so zu färben und mit Kleister zu frisieren!«
Dann wandte sich Gavin ihnen mit einem unbefangenen Lächeln wieder zu, und Conn schämte sich ein bißchen. Trotz all seiner Marotten, was die Kleidung betraf, mochte Conn ihn lieber als jeden anderen von Alastairs Freunden. Alastair pflegte Conn erbarmungslos mit seinem bäuerlichen Geschmack aufzuziehen, auch nachdem Conn seinen ländlichen Anzug abgelegt hatte und ebenso gutgeschnittene Kleidung trug wie Alastair. Doch Conn war nicht zu überreden, seine Finger mit den modischen Ringen zu schmücken oder juwelenbesetzte und kunstvoll geschlungene Halstücher zu tragen. Seltsamerweise war Gavin der einzige aus dem Kreis von Alastairs Freunden, der Conn wegen seiner Verachtung der Mode nicht foppte. Jetzt ergriff er Conns Hand und sagte herzlich: »Guten Abend, Vetter; ich freue mich, daß du bei uns sein kannst. Floria, hat meine Mutter Lady Erminie benachrichtigt, daß die Königin heute abend herkommen wird?«
»Ja, das hat sie«, antwortete Floria, »aber ich fürchte, die Königin wird nichts davon haben. Sie ist zu schwerhörig, um viel Genuß an der Musik zu finden, und zu lahm, um zu tanzen.«
»Oh, das macht weiter nichts«, erklärte Gavin fröhlich. »Sie wird mit den anderen alten Damen Karten spielen und alle jungen Mädchen küssen, und sofern genug Süßigkeiten da sind – und Lady Erminies Koch ist mit Recht berühmt -, wird es ihr an nichts fehlen.« Zögernd betastete er sein Haar. »Ich fürchte, der Regen hat meine Kapuze durchdrungen, und mein Haar ist naß. Wie sieht es aus, Freunde?«
»Wie eine Kugel aus Federn, die bei einem Wettbewerb im Bogenschießen als Ziel aufgestellt ist«, neckte Conn ihn. »Wenn das Schießen losgeht, solltest du dich besser in einem Schrank verstecken, sonst wird man auf dich anlegen.« Gavin,
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