Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Erminie hielt den kleinen, dicken Körper im Arm und sprach tröstend auf die Königin ein.
»Ein Schlaganfall«, flüsterte Erminie dem König zu. »Sie ist nicht mehr jung, und es hätte seit Jahren jederzeit geschehen können.«
»Ja, ich habe es befürchtet.« Der König kniete neben der Kranken nieder.
»Es ist alles gut, meine Liebe, ich bin bei dir. Wir werden dich sofort nach Hause bringen.«
Antonella schloß die Augen. Sie schien zu schlafen. Gavin Delleray erbot sich: »Ich werde eine Sänfte rufen.«
»Eine Tragbahre«, berichtigte Aidan ihn. »Ich glaube nicht, daß sie sitzen kann.«
»Wie Euer Gnaden wünschen.«
Er lief in den Regen hinaus, kehrte schnell zurück und winkte den Dienern, den Bahrenträgern die Türen zu öffnen. Als geschehe das alles eine Million Meilen entfernt, registrierte Conn, daß der Regen Gavins Kleidung und Frisur ruiniert hatte, doch er schien das gar nicht zu bemerken. Die Bahrenträger bückten sich und schoben König Aidan sacht beiseite.
»Mit Eurer Erlaubnis, vai dom, wir können sie heben, das ist unsere Arbeit, und wir sind darin besser als Ihr. Paß auf da – wickle ihr die Decke um die Beine. Wohin sollen wir sie bringen, mein Lord?« Sie hatten den König nicht erkannt, und das war wahrscheinlich nur gut so, dachte Conn. Aidan gab ruhig seine Anweisungen und ging mit ihnen hinaus. Er schritt neben der Bahre her wie irgendein älterer Mann, der sich Sorgen um seine plötzlich vom Schlag getroffene Frau macht. Conn lief dem König nach und fragte: »Darf ich Eure Sänfte rufen, Sir? Ihr werdet ganz naß und könnt Euch den Tod holen.« Dann verstummte er verlegen. Es stand ihm nicht zu, so mit dem König zu reden.
Aidan richtete den leeren Blick auf ihn. »Nein, lieber Junge, ich will bei Antonella bleiben. Sie könnte Angst kriegen, wenn sie nach mir riefe und keine vertraute Stimme antworten würde. Aber ich danke dir. Jetzt sieh zu, daß du selbst ins Trockene kommst, Junge.«
Der Regen hatte ein bißchen nachgelassen, doch Conn war schon bis auf die Haut naß. Er eilte wieder ins Haus. Der Vorbau war überfüllt von Erminies Gästen, die sich verabschiedeten. Der Zusammenbruch der Königin hatte dem Fest ein Ende bereitet.
Nur wenige waren im Saal zurückgeblieben. Alastair und Floria standen immer noch Seite an Seite vor dem Kamin. Floria bückte wie betäubt auf Antonellas Ring an ihrem Finger. Ganz benommen kehrte Erminie von der Verabschiedung ihrer Gäste zurück. Gavin, noch schlimmer durchweicht als Conn, rieb sich das Haar mit einem Tuch, das ein Diener ihm gebracht hatte. Edric Elhalyn und Florias Bruder Gwynn machten besorgte Gesichter. Auch Valentin Hastur war noch da, weil er sehen wollte, was er für Erminie bei dieser plötzlichen Katastrophe tun konnte.
»Ein böses Omen für deine Verlobung«, sagte Gavin zu Alastair. »Soll die Zeremonie fortgesetzt werden?«
»Wir haben keine Zeugen mehr außer unseren Dienern«, gab Erminie zu bedenken, »und ich hielte es außerdem für ein noch böseres Omen, sollten die Gelübde über den vom Schlag getroffenen Körper der Königin hinweg gesprochen werden.«
»Damit hast du leider recht«, stimmte Edric ihr zu. »Mußte das auch gerade in dem Augenblick passieren, als sie dir ein Hochzeitsgeschenk gab, Floria!«
»Ich bin nicht abergläubisch«, erklärte das Mädchen. »Ich finde, wir sollten weitermachen – die Königin würde es uns sicher nicht übelnehmen. Auch wenn das ihre letzte freundliche Geste gewesen sein sollte…«
»Das mögen die Götter verhüten!« riefen Erminie und Edric fast wie aus einem Mund.
Conn dachte an die gütige kleine alte Frau, die er erst so kurz kannte, und an den König, den er lieben gelernt hatte und der ihn in all seinem Kummer »lieber Junge« genannt und aus dem Regen ins Haus geschickt hatte.
»Meiner Meinung nach würde eine Verlobung in diesem Augenblick wenig Respekt zeigen.« Edric sah seine Tochter bedauernd an. »Aber um so fröhlicher wollen wir bei der Hochzeit sein, die -« er wandte sich Erminie zu »- wann stattfinden soll? Zu Mittwinter?«
»Zu diesem kommenden Mittwinter«, antwortete Erminie, »wenn ihr damit einverstanden seid, Alastair – Floria?« Beide nickten. »Also dann, Mittwinter.«
Alastair gab Floria einen Kuß von der Art, wie ihn ein Mann in der Gegenwart anderer mit seiner versprochenen Frau tauschen darf. »Möge der Tag bald kommen, an dem wir für immer eins sind.« Gavin gratulierte ihnen beiden.
»Mir kommt es vor, als sei es ewig
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