Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
größerer Gegensatz zu der perfekten geckenhaften Erscheinung, als die er sich zuvor präsentiert hatte, wäre kaum möglich gewesen. Er sagte: »Ich würde dir ja gern anbieten, selbst den Führer zu machen und dich zu begleiten, mein Freund, wenn ich den Weg besser kennen würde als du. Aber wenn meine Dienste dir – hier oder in den Hellers – von irgendeinem Nutzen sind, Alastair…«
Conn stellte sich den kleinen, geschniegelten Gavin im Gebirge vor und mußte lachen. »Wenn er mich, seinen Zwillingsbruder, nicht als Führer dabeihaben will, kann er nicht gut von deinem Angebot Gebrauch machen und dich mitnehmen«, erklärte er beinahe vorwurfsvoll. Doch dann dachte er: Gavin stellt für ihn aber keine Bedrohung seiner Autorität in Hammerfell dar.
Alastair lächelte und legte Conn und Gavin je eine Hand auf die Schulter. »Meine Meinung ist, daß ich allein gehen muß; ich darf keinen Schutz beanspruchen. Aber ich danke euch beiden aufrichtig für euer Angebot.« Dann bat er Erminie: »Mutter, ich brauche das schnellste Pferd aus unseren Ställen. Eigentlich würde ich ein Zauberroß aus den Märchen benötigen, so wie die, von denen du mir erzähltest, als ich ein Kind war. Du bist der Magie kundig, Mutter. Kannst du es jetzt für mich herbeirufen, damit es mich schnell nach Hammerfell bringt?«
»Alle Magie, die ich beherrsche, steht dir zur Verfügung, mein Sohn.« Erminie streckte Edric Elhalyn die Hand entgegen. »Natürlich kannst du jedes Pferd aus meinem Stall haben. Ich bin jedoch der Meinung, daß das im Gebirge aufgewachsene Pferd deines Bruders das beste für dich ist. Und für mich ist es leichter, die Leistungsfähigkeit eines Tiers zu steigern, das von vornherein für die ihm zugedachte Aufgabe geeignet ist – vielleicht kann ich dir dein Zauberroß tatsächlich beschaffen…«
Conn nickte, und Alastair stieg die Treppe zu dem Zimmer hinauf, das ihm gehört hatte, als er ein kleines Kind gewesen war. Dort standen noch immer einige seiner alten Spielsachen, ein paar kunstvoll geschnitzte Holzsoldaten, ein ausgestopftes Wesen aus Wolle, formloser als eine Puppe oder ein Hund, mit dem er geschlafen hatte, bis er sieben geworden war, und, in eine Ecke unter dem Fenster geschoben, sein Schaukelpferd.
Er dachte daran, wie er als ganz kleiner Junge viele Meilen darauf geritten war, sich an dem bemalten hölzernen Hals festklammernd. Noch jetzt war zu sehen, wo seine schweißnassen Händchen die Farbe abgenutzt hatten. Er betrachtete die Holzsoldaten und lachte bei der Vorstellung, seine Mutter könne sie zum Leben erwecken und als Armee hinter ihm hersenden. Er zweifelte nicht daran, daß sie es tun würde, wenn sie dazu fähig wäre.
Wie oft war er auf das alte Schaukelpferd geklettert und nordwärts galoppiert, um, wie er erklärt hatte, den Weg nach Hammerfell zu suchen. Einmal hätte er das Haus mit einer Kohlenpfanne aus der Kinderstube beinahe in Brand gesteckt, und danach war ihm streng verboten worden, etwas anderes als Toast auf dem dafür bestimmten Gitter zu rösten. Aber bestraft worden war er nicht, weil seine unter vielen Tränen vorgebrachte Entschuldigung so gelautet hatte: »Ich habe versucht, Haftfeuer zu machen und das Haus des alten Lord Storn ebenso niederzubrennen, wie er unseres niedergebrannt hat.«
Schnell legte er seinen feinen Festtagsanzug ab, zog einfächere Sachen an und warf sich einen alten Mantel über die Schultern. Dann wandte er seiner Kindheit für immer den Rücken und ging wieder nach unten.
Dort sah es jetzt zu seiner Überraschung ganz anders aus. Die Reste der Erfrischungen waren weggeräumt, und seine Mutter hatte ihr Festgewand mit der Arbeitskleidung einer Technikerin, einer einfachen langärmligen Tunika in blassem Grün, vertauscht.
»Ich wünschte, ich könnte mehr Magie heraufbeschwören, die dich begleiten und dich auf deinem Weg schützen würde, mein Sohn. Aber wenigstens kann ich dir nicht nur ein Zauberroß, sondern auch eine besondere Wächterin geben – Juwel soll mit dir gehen.« Sie folgten ihm in den Stallhof. Der Regen hatte inzwischen bis auf gelegentliche Schauer aufgehört. Alastair roch die Frische des Windes. Durch Wolkenfetzen sah man ab und zu den einen oder anderen der Monde.
Erminie wies auf die alte Juwel, setzte sich, nahm ihren Sternenstein und sah der Hündin lange in die Augen. Alastair hatte das seltsame Gefühl, sie sprächen über ihn.
Schließlich sagte Erminie: »Zuerst dachte ich daran ich kann ihr menschliche Gestalt
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