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Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Titel: Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Neugier als Beunruhigung. Er ging näher heran. War das Feuer wieder aufgeflammt, vielleicht nur ein Funke, der aber in der Nacht weithin sichtbar war?
    Das Licht flackerte, und kurz darauf war er sich nicht mehr ganz sicher, ob er es überhaupt gesehen hatte. Vielleicht hatte sich Sternenlicht in einem herumliegenden Stückchen Metall gespiegelt. Ihm fiel ein Erlebnis aus seiner Jugend ein: Er hatte in der Nacht ein Licht bemerkt und Alarm gegeben, und dann stellte sich heraus, daß die Gürtelschnalle und das Taschenmesser eines Hirten, die an einem Zaun hingen, den Mondschein reflektiert hatten.
    Seit jenem längst vergangenen Tag hatte er immer gezögert, bevor er Schlußfolgerungen zog, und das stand im Widerspruch zu der alten Gewohnheit, bei einem Zeichen von Feuer oder einem Eindringling sofort Alarm zu schlagen, erst Hilfe herbeizurufen und dann der Sache auf den Grund zu gehen. Feuer, Nachtläufer oder Räuber – das alles taugte nicht für eine Politik des ruhigen Abwartens.
    Vorsichtig lenkte er die Schritte von der Straße in die Richtung des Lichts. Jetzt sah er es wieder. Es flackerte schwach, und als er näher kam, löste sich das Flackern in eine Widerspiegelung auf Glas auf.
    Aber im Namen aller eisigen Höllen Zandrus, was wurde da widergespiegelt? Bei einem solchen Regen waren weder ein Mond noch die Sterne zu sehen. Nur wenige seiner Pächter waren wohlhabend genug, daß sie sich Glasfenster leisten konnten. Lord Storn ging vorsichtig bis ans Haus und sah, daß es zwar einen völlig verlassenen Eindruck machte, aber irgendwo im Innern trotzdem ein Feuer brannte – ein Verstoß gegen den strengen Befehl, Feuerstellen nicht ohne Aufsicht zu lassen. Lord Storn stieg die Holzstufen, die erschreckend quietschten, zu der hölzernen Veranda hinauf und schob sich durch die Tür. Die Wärme war angenehm, aber Gesetz war Gesetz, und Gefahr war Gefahr. Er würde das Feuer zudecken und diesen Leuten eine Geldstrafe und eine Predigt vom Feuerwart ersparen. Seine Kleider begannen zu dampfen. Er ging auf die Feuerstelle zu und fuhr plötzlich zurück. Voller Entsetzen starrte er auf seine Hände, die, als er die Arme ausstreckte, gegen hängende, schwankende Gestalten gestoßen waren.
    Hatten sie sich alle erhängt? Aber warum? Er trat zurück und bereitete sich auf das vor, was er beim Schein des Feuers zu sehen fürchtete. Er hatte vor Schreck die Luft angehalten und atmete jetzt erleichtert aus. Leere Mäntel und Jacken, die an einem hohen Dachbalken zum Trocknen aufgehängt waren, das war alles.
    Er bedeckte das Feuer mit Sand aus einem Eimer neben dem Kamin und wünschte, der Bauer würde kommen, damit er ihm eine Strafpredigt darüber halten konnte, daß man Feuer nicht ohne Aufsicht läßt. Wo waren die Leute überhaupt, was trieben sie nachts draußen - sicher nichts Gutes. Nun, vielleicht kamen sie bald, und er konnte ihnen von seinem Schrecken erzählen, der, wenn man ihn teilte, sogar lustig sein mochte.
    Doch als nach einer Weile immer noch niemand erschienen war, ging er wieder in die Kälte hinaus, um weiter die Grenzen abzuschreiten. Das Wetter war noch schlimmer geworden, eine dichte Mischung aus Regen und Schnee kam herunter. Schließlich überlegte Lord Storn, ob es nicht das Vernünftigste sei, in das Haus zurückzukehren und die Nacht am Feuer seiner Pächter zu verbringen. Die Grenzen und die Brandschäden konnte er am Morgen weiter überprüfen. Warum nur hatte er sich in den Kopf gesetzt, die Schäden im Dunkeln und bei einem solchen Unwetter festzustellen? Hatte er vor dem jungen Hammerfell angeben wollen? Aber nein, als er ging, war der Regen hoch leicht gewesen, und er hatte das Bedürfnis nach frischer, kühler Luft und nach Einsamkeit verspürt.
    Das Heulen des Windes hörte sich jetzt unheilverkündend an und mahnte ihn, der sich ein Leben lang in der Wetterkunde geübt hatte, ein Obdach zu suchen. Stolz war schön und gut, aber Wahnsinn war etwas anderes.
    Am besten ging er zum nächsten Hof. Dort wohnte ein Mann namens Geredd, der schon seit zwanzig oder dreißig Jahren Pächter war. Auch sein Land sollte umgewandelt werden, und Geredd hatte die Kündigung erhalten, aber soviel Lord Storn wußte, wohnte er immer noch da. Er stampfte weiter, stolperte an einer Stelle in einen Graben und kam mit gefrierendem Schlamm bedeckt wieder heraus. Seine Stiefel waren durchweicht, weil er in Wasser getreten war, das über die Schäfte ging. Dann sah er die Lampe in Geredds Fenster

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