Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
halbverhungert gefühlt hatte), deckte sie ihn wieder sorgfältig zu. Da sah er über ihre Schulter und erblickte das gefurchte Gesicht Lord Storns.
»Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, junger Hammerfell, Ihr habt das Leben meiner Großnichte gerettet«, sagte er förmlich. »Sie ist mir teurer als ein Dutzend Töchter, mein einziger noch lebender Nachkomme…« Er unterbrach sich, und sein Ton wurde persönlicher. »Und glaubt mir, ich bin weit davon entfernt, undankbar zu sein. Auch wenn es viele Gründe zum Streit zwischen uns gegeben hat, können wir jetzt, da Ihr, wenn auch nicht aus eigener Wahl, mein Gast seid, darüber sprechen, wie die Differenzen beizulegen wären.«
Er hielt inne, und Alastair, der in Thendara einen Großteil seiner Zeit mit der Übung im höfischen Protokoll verbracht hatte, erkannte die Pause als Aufforderung, nun seinerseits etwas Verbindliches zu sagen.
»Ich bin Euch dankbar für Eure großzügige Gastfreundschaft, mein Lord, und ich habe immer sagen gehört, kein Zwist sei so groß, daß er nicht bereinigt werden könne, selbst wenn sich Götter und nicht Menschen stritten. Da wir aber nur Menschen sind, ist sicher, daß alles, was zwischen uns steht, mit gutem Willen und gegenseitigem Vertrauen aus dem Weg geräumt werden kann.«
Lord Storns Gesicht erhellte sich vor Erleichterung bei Alastairs geschliffener kleiner Rede. Der alte Mann hatte die grobe Arbeitskleidung, die er bei der Brandbekämpfung getragen hatte, abgelegt, und sein Haar war gekämmt. Es war grau, aber es wölbte sich so glatt und glänzend Über der hohen Stirn, daß Alastair der Verdacht kam, es sei eine Perücke. Der Lord trug Ringe an den Fingern und ein prächtiges Gewand aus himmelblauem Brokat. Er wirkte imposant, ja königlich.
»Dann will ich darauf trinken, Herzog Hammerfell. Ich gebe Euch meine feierliche Versicherung, Ihr habt nichts von mir zu befürchten, wenn Ihr Eurerseits bereit seid, allen Groll der Vergangenheit angehören zu lassen. Auch wenn Ihr bei Eurem letzten Zusammenstoß mit meinen Männern meinen Neffen getötet und mich mit dem Tod bedroht habt…« Lord Storns Stimme hatte eine gefährliche Schärfe angenommen.
Alastair, darauf bedacht, seine brüchige Sicherheit zu schützen, hob die Hand, um ihn zu unterbrechen.
»Mit allem Respekt, Sir, ich habe Euer Land heute zum erstenmal betreten. Der Mann, der Euch und Eure Männer bedrohte, war nicht ich, sondern mein jüngerer Bruder – mein Zwilling. Er wuchs bei einem alten Gefolgsmann meines Vaters auf, der von der- irrigen Annahme ausging, meine Mutter und ich seien bei dem Brand von Hammerfell ums Leben gekommen und mein Bruder Conn sei der letzte überlebende Hammerfell. Mein jüngerer Bruder ist impulsiv, und leider muß ich sagen, daß es ihm an adligem Benehmen und guter Erziehung fehlt. Wenn er Euch gegenüber nicht mit dem schuldigen Respekt aufgetreten ist, kann ich Euch nur um Verzeihung für ihn bitten und versuchen, es wiedergutzumachen. Ich sehe keinen Grund, Sir, warum diese schreckliche und unvernünftige Blutrache auch in der nächsten Generation fortgesetzt werden sollte.« Alastair hoffte von Herzen, daß seine Ansprache seinen alten Feind versöhnlich stimme.
Lord Storn lächelte breit.
»Tatsächlich? Dann war es Euer Bruder, der in mein Land einfiel und meinen Neffen tötete? Und er hielt sich für den rechtmäßigen Herzog von Hammerfell? Wo ist er jetzt?«
»Soweit ich weiß, Sir, bei meiner Mutter in Thendara, wo ich die siebzehn Jahre seit dem Brand von Hammerfell gelebt habe. Erst vor nicht einmal vierzig Tagen begegneten wir uns wieder. Und ich kam in den Norden, um mich der Leute hier auf dem Land meiner Vorfahren anzunehmen.«
»Allein?«
»Ja, allein, ausgenommen…«plötzlich fiel es ihm ein.
»Mein Hund! Ich erinnere mich, daß ich die alte Juwel bellen hörte, als der Baum auf mich fiel. Hoffentlich ist sie nicht verletzt worden.«
»Das arme alte Ding hat es kaum zugelassen, daß wir Euch berührten, als wir Eure Verbrennungen behandeln wollten«, berichtete Lord Storn. »Sie ist in Sicherheit, ja. Wir hätten sie in meinen eigenen Zwinger gesteckt, aber meine Enkelin erkannte sie und brachte sie her.«
»Ich habe sie in der Schenke gesehen, und du weißt doch, daß wir uns angefreundet hatten«, warf Lenisa lächelnd ein.
»Meine Mutter würde es mir nie verzeihen, wenn Juwel etwas zustieße«, sagte Alastair.
Lord Storn ging zur Tür und öffnete sie. Lenisa sagte: »Dame Jarmilla, bitte holt Lord
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