Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Hammerfells Hund her.« Zu Alastair gewandt, fügte sie hinzu: »Du siehst, Juwel ist in guten Händen – in denen meiner eigenen Gouvernante.«
Die Schwertfrau, die Alastair in der Schenke gesehen hatte, kam und hielt Juwel am Halsband fest. Aber als Alastair sich mühsam im Bett hochsetzte, riß sie sich von der Frau los, sprang aufs Bett und leckte ihm das Gesicht ab.
»Nicht doch, laß das, sei ein braves Mädchen!« Juwels Liebesbeweise verursachten Alastair beträchtliche Schmerzen. Er schob ihren Kopf zurück. »Ist ja gut, altes Mädchen, es ist nichts passiert. Wirklich, mir geht es gut. Und jetzt weg mit dir.« Er sah zu Lord Storn hoch. »Ich hoffe, sie hat niemanden von Eurem Haushalt gebissen, Sir.«
Juwel sprang vom Bett, legte sich neben dem Kopfende auf den Boden, die Augen auf Alastairs Gesicht gerichtet, und rührte sich nicht mehr.
»Nein«, antwortete Lord Storn, »obwohl ich glaube, daß sie, wäre Lenisa nicht dagewesen, jeden angegriffen hätte, der Euch nahe kam. Wir mußten sie in den Turm bringen, sonst hätte sie mit ihrem Bellen die ganze Umgebung aufgestört. Außerdem wollte sie nichts fressen; sie hat seit Eurem Unfall keinen Bissen zu sich genommen.«
»Sie hat das Essen und das Bier, das allen in der Halle gereicht wurde, als wir von der Brandbekämpfung zurückkamen, nicht angerührt«, berichtete Lenisa. »Vielleicht machte auch sie sich zu große Sorgen um dich.«
»Nein«, widersprach Alastair. »Meine Mutter und ich haben ihr beigebracht, Futter aus keiner anderen Hand als der unseren anzunehmen.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, meinte die Schwertfrau Jarmilla. »Wenn Ihr beide ums Leben kommen würdet, müßte das arme Ding verhungern.«
»Nun, bisher habe ich sie nie aus dem Blick verloren«, erwiderte Alastair. »Und man geht doch nicht davon aus, getötet oder verletzt zu werden.«
»Das ist richtig«, sagte Lord Storn lächelnd, »aber es gibt ein altes Sprichwort: ›Nichts ist sicher, außer dem Tod und dem Schnee des nächsten Winters.‹ Es bleibt einem nicht immer die Zeit, Verfügungen zugunsten der Nachkommen – oder der Hunde – zu treffen, bevor man getötet wird, heutzutage weniger denn je.«
»Das ist wohl wahr.« Alastair fiel plötzlich ein, daß er sich in der Gewalt desselben Lord Storn befand, der seinen Vater getötet und ihm das Dach über dem Kopf angezündet hatte, als er noch keine zwei Jahre alt war. Nun, nach dem, was er immer gehört hatte, war ein Gast in den Bergen heilig – aber war nicht sein älterer Bruder innerhalb dieser Mauern gestorben? War Mangel an Fürsorge schuld an seinem Tod? Alastair konnte sich nicht erinnern, und in seinem augenblicklichen Zustand blieb ihm nichts anderes übrig, als Lord Storn – und Lenisa – zu vertrauen.
»Ich wäre Euch dankbar, mestra, wenn Ihr ihr in Eurem Zwinger etwas zu fressen geben würdet«, wandte er sich an die Schwertfrau, streichelte Juwel und sagte mit Nachdruck zu ihr: »Es ist in Ordnung, Mädchen, geh mit ihr, Freund.« Dann nahm er Dame Jarmillas Hand und hielt sie Juwel unter die Nase. »Du kannst mit ihr gehen, Mädchen, und dein Abendbrot essen, verstanden?«
Juwel blickte zu ihm auf, als hätte sie ihn verstanden, und trottete an Dame Jarmillas Seite davon.
»Dann ist sie nicht wie der Hammerfell-Hund der Legende darauf dressiert, jeden Menschen vom Geschlecht der Storns niederzureißen?« fragte Lenisa lächelnd.
Alastair hatte nie von einem solchen Hund gehört und hätte gern gewußt, ob die Geschichte auf Wahrheit beruht. »Ganz und gar nicht«, beteuerte er, »obwohl ich überzeugt bin, daß sie mich oder meine Mutter – ich glaube, sogar meinen Bruder – bis zum äußersten verteidigen würde.«
»Von einem Hund, der das nicht täte, würde ich nicht viel halten«, sagte Lenisa.
»Schluß jetzt mit dem müßigen Geplauder, chiya«, befahl Lord Storn. »Ich habe Hammerfell etwas zu sagen. - Junger Mann, ich würde es begrüßen, wenn Ihr ernsthaft darüber nachdenken würdet, was dem Wohl Eurer Pächter ebenso wie dem Wohl der meinen dient.«
»Ich bin immer bereit zuzuhören«, erwiderte Alastair höflich. Lord Storns ganze Persönlichkeit erweckte in ihm den Wunsch, alles Unrecht, das er sein Leben lang hatte rächen wollen, zu vergessen. Es kam ihm widersinnig vor, daß er eine Armee gegen diesen couragierten alten Mann hatte aufstellen wollen. Vielleicht ließ sich der Krieg durch Diplomatie und Verständnis vermeiden. Lenisa war gewiß nicht seine Feindin.
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