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Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Titel: Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schimmern, und kein Anblick war ihm seit langem so willkommen gewesen. Mit einem lauten »Hallo!« versuchte er Aufmerksamkeit zu erregen, und gleich darauf schlug er gegen die Tür.
    Ein junger Mann, der über einem Auge eine schwarze Klappe trug, was ihm ein grimmiges und wildes Aussehen verlieh – Storn erinnerte sich nicht, ihn je zuvor gesehen zu haben -, schob die Tür auf:
    »Was willst du?« fragte er argwöhnisch. »Und zu dieser gottverlassenen Stunde, wenn alle ehrlichen Leute im Bett sind?«
    »Ich hab’ mit Geredd zu reden«, antwortete Storn. »Soviel ich weiß, ist dies sein Haus. Und wer bist du?«
»Opa!« brüllte der Mann. »Hier will dich jemand sprechen!«
Geredd, gebückt, klein und rund und in zerknittertes altes Selbstgewebtes gekleidet, kam an die Tür. Sein Blick verriet Mißtrauen, doch als er Storn sah, verschwand es.
»Mein Lord!« rief er aus. »Ihr erweist mir Gnade. Kommt aus der Kälte herein!«
Wenige Minuten später saß Storn auf einer gepolsterten Bank am Kamin. Seine durchweichte Oberbekleidung und seine Stiefel dampften vor dem Feuer.
»Es tut mir leid, daß ich keinen richtigen Wein für Euch habe, Sir. Könntet Ihr Euch mit dem Gedanken an heißen Apfelwein anfreunden?«
»Mit Vergnügen«, sagte Lord Storn. Diese Freundlichkeit verblüffte ihn, nachdem seine Verwalter den Pachtvertrag für diesen Hof gekündigt hatten. Doch vermutlich saß die Clan-Loyalität bei diesen Leuten tief. Schließlich waren sie zum größten Teil seine entfernten Verwandten, und die Ehrerbietung vor dem Clan-Führer und Lord war von alters her überliefert. Der heiße Apfelwein wurde gebracht, und er trank ihn dankbar.
»Der mürrische Bursche mit dem einen Auge – ist das dein Enkel?« Er dachte daran, daß er Geredd »Opa« gerufen hatte.
»Er ist der Stiefsohn meiner älteren Tochter. Ihr zweiter Mann brachte ihn mit in die Ehe, er ist nicht mit mir verwandt; sein Vater ist vor vier Jahren gestorben. Ich lasse den Jungen bei mir wohnen, weil er sonst keinen Ort hat, wohin er gehen könnte. Die Leute seines Vaters sind alle nach Süden gezogen, um in Neskaya Arbeit im Wollhandel zu suchen. Er aber sagt, er habe keine Lust, ein landloser oder wurzelloser Mann zu werden, und bleibe deshalb hier. Ängstlich fügte Geredd hinzu: »Er redet ungehobelt, aber Ihr wißt ja, wie junge Männer sind – sie reden, doch sie tun nichts.«
»Ich würde gern einmal mit diesen unzufriedenen jungen Leuten sprechen und herausfinden, was in ihren Köpfen vor sich geht.« Storn sah sich in dem alten Raum mit den hohen Dachbalken um, aus dem der mißmutige, zerlumpte junge Mann verschwunden war. Der alte Geredd seufzte.
»Fortwährend hockt er mit seinen Freunden zusammen. Ihr wißt, Sir, wie das mit den jungen Leuten ist. Immer glauben sie, sie könnten die Welt verändern«, sagte er und wechselte dann das Thema. »Ihr dürft nicht daran denken, bei diesem Wetter nach Hause zu gehen. Ihr sollt mein Bett haben, und die Frau und ich schlafen vor dem Feuer. Meine jüngere Tochter ist auch hier, ihr und ihrer Familie ist gekündigt worden; sie haben vier kleine Kinder unter fünf Jahren, und Mhari hat vor noch nicht zehn Tagen Zwillinge geboren, deshalb behalte ich sie alle hier
- was soll ich sonst tun?«
Storn versuchte zu protestieren, aber Geredd gab nicht nach. »Das macht überhaupt keine Mühe, Sir, wir schlafen bei kaltem Wetter sowieso hier in der Küche. Die Frau richtet schon das Bett für Euch mit frischen Laken und den besten Decken.« Damit führte er Lord Storn in das Schlafkämmerchen. Es wurde fast völlig von einem riesigen Bett ausgefüllt, auf dem ein Federbett, eine Steppdecke und eine Anzahl alter und geflickter, aber sehr sauberer Kissen lagen. Geredds ältliche Frau kam, half Lord Storn aus seinem feuchten Unterzeug und in ein ebenfalls an vielen Stellen geflicktes und verblichenes, aber sauberes Nachthemd. Seine Perücke hing über dem Bettpfosten, und seine Sachen, die sich in verschiedenen Stadien das Trocknens befanden, wurden im Zimmer verteilt. Die alte Frau zog ihm die Decken über die Schultern, wünschte ihm ehrerbietig eine gute Nacht und ging. Endlich wurde es Storn warm, und das Zittern hörte auf. Er legte sich zurecht und hörte zu, wie die Graupeln gegen die Fenster prasselten. Bald schlief er ein; es war ein langer Tag gewesen.

XVI
    Markos’ Haus war nicht groß, aber Erminie fand es im spärlichen Fackellicht gemütlich und heimelig. Die Nacht war sternenlos und der Himmel

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