Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
die Neuigkeit und empfand bei der zornigen Tirade wachsendes Unbehagen.
»Nichts Zusammenhängendes.« Das war wieder Darwin, der Facharzt für Innere Medizin. »Sie redet ständig mit jemandem, den sie ›Leonie‹ nennt, und wir wissen nur, daß sie felsenfest entschlossen ist, das Kind auszutragen.« Offensichtlich billigte er das nicht. »Das ist gut und schön für eine Frau wie Sie zum Beispiel, die darauf vorbereitet ist, eine Familie zu gründen und eine Weile an ein und demselben Ort zu bleiben. Aber sie wird auf diesem Schiff gebraucht. Uns ist sie verpflichtet, nicht irgendeiner flüchtigen Leidenschaft.
»Diese Hartnäckigkeit überrascht mich angesichts ihres Psychoprofils nicht«, setzte Aurora hinzu. »Und angesichts ihrer Herkunft. Offen gesagt, ich rechnete schon damit, daß sie uns bitten würde, ein großes rotes ›A‹ auf alle ihre Uniformen zu nähen.«
»Das ginge nur, wenn sie verheiratet gewesen wäre«, wandte Elisabeth geistesabwesend ein. Sie war so verwirrt, daß ihr der Kopf vor lauter banalen Dingen schwirrte. »Ich kann es nicht glauben. Was wird sie mit einem Kind anfangen? Das Leben ist schwer für eine alleinstehende Mutter im Raumdienst.«
»Sag lieber ›unmöglich‹«, korrigierte Aurora sie scharf.
Elizabeth überlegte bereits, ob sie und David anbieten sollten, das Baby zu adoptieren. Sie wußte, Ysaye verabscheute diesen Planeten ebensosehr, wie sie, Elizabeth, ihn liebte, und das Kind würde Ysaye für zwei Jahre oder länger an diesen Ort binden. Dr. Darwin hielt es für pflichtvergessen, wenn Ysaye nicht mit dem Schiff abreiste… Zwei Kinder würden doch nicht soviel mehr Arbeit machen als eines. Wahrend der neun Monate ihrer Schwangerschaft mußte Ysaye schon dableiben, aber sollten die Verhandlungen und die Bauarbeiten ins Stocken geraten, mochte das Schiff durchaus so lange aufgehalten werden.
»Das soll die geringste unserer Sorgen sein«, erklärte Darwin barsch. »Mir geht es jetzt darum, daß ich sie überhaupt am Leben halte. Haben Sie eine Ahnung, wie schlimm ihre Allergien sind? Selbst wenn wir schon bald den Befehl erhalten sollten, diese Schwangerschaft zu unterbrechen, übersteht sie es vielleicht nicht.«
Elizabeth wurde blaß. »Steht es so schlecht?« Ihre Stimme zitterte.
Darwin, ein muskulöser blonder Mann, der aussah, als gehöre er eher auf ein Stauerdock, zuckte die Achseln. »Sie leidet unter einer schweren Allergie-Attacke, und wir können wenig für sie tun, ohne den Embryo zu töten oder Mißbildungen hervorzurufen. Ehrlich, meiner Meinung nach - Aurora teilt sie noch nicht - reagiert sie allergisch auf die Hormonflut, die den Embryo ernährt, und ebenso auf das, was den Anfall ausgelöst hat.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie das möglich wäre«, widersprach Aurora. »Nirgendwo in der Literatur wird ein solcher Fall erwähnt. Wie kann sie eine Reaktion auf Hormone haben, die die ganze Zeit in kleineren Dosen in ihrem Körper existieren? Frauen haben jahrtausendelang Kinder ohne allergische Reaktionen auf die natürlichen Chemikalien bekommen, die es uns ermöglichen, die Kinder auszutragen!«
»Aurora, Sie wissen, wie krank sie jeden Monat ist! Sehen Sie nicht ein… Für mich liegt es auf der Hand, daß da ein Zusammenhang… Ach, lassen wir das.« Darwin zuckte die Achseln und wandte sich wieder an Elizabeth. »Können Sie uns bestimmt gar nichts erzählen? Der Vater, wer er auch sein mag, sollte zumindest erfahren, was vor sich geht.«
Elizabeth nahm seinen unausgesprochenen Gedanken deutlich wahr, und sie konnte nicht umhin, ihm zuzustimmen: Der Vater sollte dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Auch er trägt Verantwortung .
»Ich weiß absolut nichts«, erwiderte sie. »Nur, daß ich an diesem Abend selbst nicht ganz klar war.« Sie errötete, erinnerte sich an ihren Rausch und die unglaubliche sexuelle Erregung, die ihm gefolgt war. »Es muß etwas im Wein gewesen sein… «
»Da ist noch etwas. Du bist mit Ryan Evans weggegangen, nicht wahr?« fragte Aurora scharf. »Hat er dir etwas gegeben? Etwas zu essen oder zu trinken?«
»Nein!« wehrte Elizabeth erschrocken ab. Sie konnte sich nicht denken, warum Aurora diese Frage stellte. »Nein, er wollte mir nur ein paar Tips für den Umgang mit den Eingeborenen geben. Wir trafen uns in seinem Gewächshaus, und er zeigte mir Blumen, und dann ging sein Pieper los. Ich war nur ganz kurze Zeit mit ihm zusammen.
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