Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
Art vorgehabt. Sie stellten für… für so gut wie jeden ein Lösegeld in der Höhe eines Vermögens dar.
Bis zu diesem Augenblick hatte Elizabeth jedoch nie gedacht, Kadarin habe etwas Schlimmeres gegen sie im Sinn als ein bißchen Neckerei. Und noch nie hatte sie sich in ihrer Intuition über jemanden so vollständig geirrt.
Der Mann, der ihren Zügel gepackt hielt, wiederholte in scharf fragendem Ton etwas, worin mehrmals das Wort Comyn vorkam. Das war das einzige Wort, das sie erkannte, das Wort für die herrschende Kaste Darkovers. Ansonsten verstand sie überhaupt nichts. Der Räuber benutzte keine der darkovanischen Sprachen, die sie gelernt hatte.
Aber David antwortete dem Mann in derselben Sprache, deshalb mußte David ihn verstehen. »Liz, anscheinend halten sie uns für Verwandte Aldarans - und der Mann ist kein großer Bewunderer von Kermiac. Sie wollen wissen, was wir ohne Eskorte hier tun.«
»Was?« Elizabeth war sprachlos. Hatte Kadarin von diesen Leuten nichts gewußt? War dies nichts als ein gräßlicher, monströser Zufall?
David gab eine knappe Antwort. Der Mann radebrechte etwas. David hörte stirnrunzelnd zu. »Ich sagte ihm, wir seien nur Gäste von Lord Aldaran, und nun beschuldigt er uns, Verwandte von Lorill Hastur zu sein und für die Hasturs zu spionieren.«
Als Lorills Name fiel, verzog der Mann, der Elizabeths Zügel hielt, wütend das Gesicht, wiederholte »Hastur« und schüttelte die Faust. Elizabeth wich vor ihm zurück, denn er war ein großer Mann mit Kleidung, die etwas sauberer und weniger zerlumpt war als die der anderen, und dem grimmigen und wilden Aussehen eines Falken. Man konnte ihm zutrauen, daß er mit dem riesigen Messer an seiner Seite viel Schaden anrichtete. Und was noch schlimmer war, die Art, wie er dreinblickte, ließ darauf schließen, daß ihm so etwas auch noch Spaß machen würde.
»O Gott, David - und das gefällt ihm ebensowenig!« Die Furcht ließ Elizabeths Herz schneller schlagen. »Sag ihm… sag ihm, wir kennen überhaupt keine Hasturs! Sag ihm, wir haben nur ein Obdach vor dem Wind gesucht! Überrede ihn, daß er uns gehen läßt!«
»Ich will es versuchen«, versprach David. »Aber ich glaube nicht, daß irgend etwas, das ich ihm sage, besonderen Eindruck auf ihn machen wird.«
Ein neuer Schwall der harzigen Luft traf Elizabeth, so daß sich alles um sie drehte. Sie schloß die Augen. Und als der Schwindel nachließ, befand sie sich plötzlich innerhalb von Davids Geist. Es war ganz wie… wie in jener Nacht, als ihr Kind gezeugt worden war.
Sie bekam jedoch keine Gelegenheit, darüber nachzudenken. Sie konzentrierte sich auf Davids Fragen und die Antwort des Räubers.
»Was habt ihr mit uns vor?« fragte David. »Wir kamen her, weil wir Schutz vor dem Wind suchten. Wir wollten nicht in euer Lager eindringen, und wenn ihr es wünscht, gehen wir wieder.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte der Mann kurz. »Ganz gleich, wer ihr seid, ihr seid reich, ihr mit euren Pferden und feinen Kleidern und Packtaschen. Wir wollen Lösegeld für euch, bevor wir euch gehen lassen.«
David schüttelte stumm den Kopf. Elizabeth nahm seinen Gedanken wahr, daß sie irgendwie in die darkovanische Politik verwickelt worden seien.
Aber nein, dachte sie und zitterte so vor Angst, daß sie auch dann nicht hätte sprechen können, wenn sie es gewollt hätte. Das hatte nichts mit Politik zu tun - es war Habgier. Diese Männer waren nichts anderes als Räuber. Sie wollten Geld. Und wenn sie es bekamen, gab es keine Garantie, daß sie sie und David freilassen würden.
David blieb jedoch bei seiner Annahme. »Ich bitte Euch um Verzeihung, Sir, aber Ihr versteht nicht. Wir sind keine Verbündeten Aldarans und haben auch keine Beziehung zu den Hasturs. Meine Frau und ich haben keinen Streit mit Euch oder Euren Leuten.«
Der Mann lachte hart auf. »Das mag wahr sein oder auch nicht, Fremder. Aber welches auch Eure Sippe ist, Euer rotes Haar und Euer Laran weisen Euch als Verbündete der Hasturs aus. Und wir haben Euch. Da gibt es nur eins: Wir wollen das übliche Lösegeld. Ihr dürft nicht über den Fluß kommen, und tut Ihr es doch, habt Ihr das alte Abkommen gebrochen und müßt die uns rechtmäßig zustehende Zahlung leisten.«
David verzog das Gesicht. »Liz, ich werde es mit der Wahrheit versuchen. Diese Männer haben inzwischen sicher von uns erfahren.« Er wandte sich wieder dem Räuber zu.
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