Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
daß er unter den Leuten gewesen war, die sie gleich nach Sonnenaufgang hatte einreiten sehen. Er hielt im Saal Umschau und ging sofort zu Felicia.
» Domna … « Er verbeugte sich ganz leicht und ignorierte Elizabeth. »Ich bin erst heute morgen nach einem Zehntageritt von Thendara eingetroffen. Lord Aldaran war so freundlich, mir zu erzählen, daß Personen bei Euch weilen, die niemandem gleichen, den wir je gesehen haben. Tatsächlich führt mich das Wissen um diese Menschen her. Ihr habt die Fremden in Eurer Obhut?«
»Durch die Gunst meines eigenen Lords, vai dom «, antwortete Felicia mit einem tiefen Knicks. Ihre Sprache und ihr Verhalten zeigten, daß sie von dem jungen Mann völlig überwältigt war. »Wir wurden von der leronis unseres Turms benachrichtigt, daß sich Menschen auf Aldaran-Land in Gefahr befänden. Wir suchten die Fremden und fanden sie, von einem Schneesturm in der Reiseunterkunft festgehalten. Dann hatten wir den Vorzug, sie herzugeleiten, ihnen Essen und Trinken und Musik anzubieten. Wie Ihr seht, Sir… « Sie streifte die Terraner, die Uniform trugen, mit einem Seitenblick. »… sind sie in der Tat sehr merkwürdig. Sie sprechen weder casta noch cahuenga , weder die Handelssprache noch die Sprache der Trockenstädter. Dann entdeckten wir, daß ihnen einige unserer ältesten Lieder bekannt sind - wie durch Magie. Oder vielleicht können sie unsere Gedanken lesen, obwohl Lord Aldaran sagt, die meisten von ihnen seien kopfblind. Er gewährte ihnen die Gastfreundschaft von Aldaran. Hätten wir anders handeln sollen?«
»Auf gar keinen Fall«, beruhigte Lorill sie. »Die Gastfreundlichkeit gegen Fremde ist es, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Es gibt sogar ein altes Sprichwort dieses Sinnes unter unserem Volk - und soviel ich weiß, auch unter Eurem und unter dem dieser Fremden. Trotzdem müssen wir wissen, wer und was sie sind und woher sie kommen. Und warum.«
Ysaye wurde es schwer, dem zu folgen, denn er benutzte keine Telepathie, sondern normale Sprache. Sie bekam nur den ungefähren Sinn mit, indem sie sich sehr stark konzentrierte. Es war, als lausche sie einer Unterhaltung, die in einem entfernten Zimmer stattfand - sie verstand gerade so viel, daß sie sich zusammenreimen konnte, um was es ging.
Doch selbst Commander MacAran konnte Lorills neugierigen Blicken auf die Terraner folgen und sich denken, daß der Hastur-Erbe sich nach ihnen erkundigte.
Lorill Hastur sah Elizabeth fragend an, und Ysaye überlegte, ob er sie wohl für eine Eingeborene hielt. In Ysayes Augen gab es nichts, was Elizabeth von den übrigen Anwesenden in der Halle unterschied, solange sie schwieg. War Elizabeth dem Wunsch erlegen, als eine von ihnen zu erscheinen und sich von ihren terranischen Kollegen abzusondern? Schon wirkte sie beinahe so, als sei sie hier zu Hause und eine Parteigängerin - und als schäme sie sich deswegen ein bißchen. Wer aus dem Raumdienst zu den Eingeborenen überging, trug so etwas wie ein Schandmal. Man hielt solche Leute für zu schwach, um ihre Aufgabe zu erfüllen, für zu leicht von einer primitiven Lebensweise zu beeindrucken. »Lotusesser« wurden sie genannt. Sie waren zu schnell bereit, ihre eigene Welt, ihr eigenes Leben in dem Traum von einer »einfacheren« Existenz zu vergessen.
Ysaye hoffte, daß dies auf Elizabeth nicht zutraf. Vielleicht ist sie einfach zu lange im Raum gewesen , dachte sie. Und sie hat immer eine Vorliebe für Unterlegene gehabt. Das wird es sein. Sie versucht nur, etwas zu schützen, das sich gegen die Evans’ des Universums unmöglich zur Wehr setzen kann .
Nach einer im Flüsterton geführten Beratung mit Felicia trat Lorill auf Elizabeth zu und fragte: »Sprecht Ihr für diese Leute?«
»Eigentlich nicht«, antwortete sie. »Ich bin so etwas wie eine Vermittlerin. Das ist mein Vorgesetzter.«
Sie drehte sich zu MacAran um. »Commander MacAran, er möchte mit Ihnen sprechen. Dies ist Lorill Hastur, und anscheinend ist er in dieser Gegend eine ganz besonders wichtige Persönlichkeit. Soweit ich es beurteilen kann, hat Lord Aldaran ihm die Erlaubnis gegeben, mit uns zu sprechen.«
Kann er dem, was ich sage, wirklich folgen? fragte sie sich. Kermiac war dazu fähig gewesen oder hatte zumindest diesen Eindruck erweckt, aber…
Natürlich kann ich das . Lorill Hasturs Gedanke war beinahe selbstgefällig. Ich bin entsprechend ausgebildet worden. Und Ihr habt recht. Kermiac von Aldaran
Weitere Kostenlose Bücher