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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Jaelle? Du hast nicht geweint, wie ich mich erinnere!«
   »Ich bin auch unter euch aufgewachsen«, erwiderte Jaelle. »Nun wollen wir diese Flasche Wein zu Ehren unserer Schwester leermachen, und dann müssen wir alle schlafen. Morgen wollen wir darüber nachdenken, wie wir sie am besten ins Gildenhaus schicken, aber heute abend wollen wir feiern.«
   Sie sind jetzt alle so freundlich zu mir. Das verdiene ich nicht . Mit ruhiger Stimme erkundigte Magda sich bei Gwennis: »Wohin werde ich gebracht?«
   »Ins Gildenhaus von Neskaya oder vielleicht von Thendara, das unser eigenes Haus ist«, antwortete Gwennis. »Jede neu aufgenommene Amazone muß ein halbes Jahr im Gildenhaus verbringen, wo sie unsere Sitten lernt und sich die bösen Unsitten abgewöhnt, die man ihr seit ihrer Kindheit beigebracht hat - alles, was du über schickliches Benehmen für eine Frau hast lernen müssen. Deine Kindheit hat dich in Ketten gelegt; dort wird man dich lehren, dich selbst zu befreien und zu sein, was du am besten sein kannst.«
   O Gott! Ich habe diesen Eid geleistet, damit ich nicht ins Gildenhaus geschickt würde, um Zeit zu gewinnen! Bin ich dann für nichts meineidig geworden?
   Jede von ihnen hatte ihr etwas zu sagen. Sherna, ein molliges, hübsches Mädchen, kniete sich neben sie. »Ich bin vor zwei Jahren zu den Amazonen gekommen, nachdem mir klargeworden war, daß ich keinen Anteil an meines Vaters Besitz hatte. Alle meine Brüder hatten Anteil daran, aber ich nicht. Ich hatte vom Leben nichts weiter zu erwarten als eine Heirat mit irgendeinem Mann, der meinen Brüdern helfen konnte, das Land meines Vaters zu bearbeiten. Sie wiesen zwei Männer zurück, die ich gern hatte, weil sie mit ihnen, wie sie sagten, nicht unter einem Dach leben wollten, und sie hätten mir einen Mann aufgezwungen, der ein Freund von ihnen war. Als ich erkannte, daß ich nicht das Recht besaß, mich zu weigern, sondern gezwungen werden konnte, nach ihrem Wunsch zu heiraten, nicht nach meinem, schnitt ich mir das Haar und kam ins Gildenhaus. Weißt du, wovor ich am meisten Angst hatte?« Sie grinste so drollig, daß Magda lächeln mußte. »Ich fürchtete, man werde mir sagen, ich dürfe nie wieder mit einem Mann schlafen! Aber, dachte ich, besser das als nach dem Willen meiner Brüder heiraten müssen…«
   Jaelle setzte sich neben Magda. »Es ist üblich, daß Eidesmutter und -tochter Geschenke austauschen. Ich habe kein Geschenk für dich, Margali; ich hatte das nicht vorhergesehen. Ich werde mir etwas einfallen lassen.«
   Sie sind so freundlich zu mir. So überwältigend freundlich. Sie verhalten sich, als sei ich ihre lange vermißte Schwester. Der Eid bedeutet so viel…
   Magda begann: »Meine Mission - ich habe dir gesagt, daß es um Leben und Tod geht…«
   Jaelle unterbrach sie: »Darüber sprechen wir morgen. Es mag sein, daß du keinem Mann Loyalität schuldest, auch wenn er dein Verwandter ist. Jetzt aber müssen wir alle schlafen.«
   Die Frauen tranken ihren Wein aus und schlüpften wieder in ihre Schlafsäcke. Rayna löschte die Laterne. Es war sehr still, bis auf das nachlassende, ferne Heulen des Sturms. Camilla, die neben Magda lag, streckte in der Dunkelheit die Hand aus und streichelte ihre Wange.
   »Du bist nicht die erste, die den Eid vor Kälte zitternd abgelegt hat«, gestand sie. »Als ich den Eid leistete, da - ich bin emmasca , weißt du -, da hatte ich keine weiblichen Formen aufzuweisen, und drei der Zeuginnen befürchteten, ich sei ein Mann. Deshalb wurde ich ganz ausgezogen. Kindra war davon so betroffen, daß auch sie vergaß, mir zu sagen, ich solle mich wieder anziehen. Ich fühlte mich gedemütigt und weinte stundenlang. Aber das ist ein halbes Menschenalter her, und jetzt kann ich darüber lachen. Eines Tages wirst auch du darüber lachen, Schwester. Schlaf gut.«
   »Du auch - Schwester«, brachte Magda mühsam heraus. Zum erstenmal in ihrem Leben benutzte sie das Wort in der intimen Form.
   Eine nach der anderen schliefen die Frauen ein. Magda war fast zu müde, um zusammenhängend zu denken. Ich kann nicht in ein Gildenhaus gehen und Peter auf der Folter sterben lassen! Ein erzwungener Eid ist ungültig… und meine Loyalität gehört zuerst dem Imperium .
   Sie war sehr erschöpft; gegen ihren Willen beschlich der Schlaf sie. Bruchteile des Eides hallten in ihrem Gehirn wider…. ein Kind nur dann gebären will, wenn es mein Wunsch ist… habe ich Peters Kind

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