Darkover 12 - Der verbotene Turm
Bewahrerin gewesen war?
»Breda«, sagte er sanft mit der federleichten Berührung ihres Ärmels, die unter den Leuten von Arilinn üblich war, »ich verlange von dir ja nicht die Arbeit einer Bewahrerin. Ich weiß, du kannst die großen Relais und Energon-Ringe nie mehr betreten – das ist für jene, die abgesondert leben und ihre Kräfte hinter der Abschirmung bewahren. Ich bitte dich nur um eine einfache Überwachungstätigkeit, wie sie jede Frau ausüben kann, die nicht nach den für eine Bewahrerin geltenden Gesetzen lebt. Ich würde ja Ellemir darum bitten, aber sie ist schwanger, und deshalb wäre es nicht klug. Du weißt doch, dass du diese Fähigkeit nicht verloren hast; du wirst sie nie verlieren.«
Sie schüttelte hartnäckig den Kopf. »Ich kann nicht, Damon. Du weißt, alle im Turm erlernten Tätigkeiten werden alte Gewohnheiten, alte... Verhaltensmuster, die ich brechen muss, von neuem verstärken.« Regungslos stand sie da, schön, stolz, zornig, und Damon verfluchte innerlich die abergläubischen Tabus, die man sie gelehrt hatte. Wie konnte sie an diesen Unsinn glauben? Er wurde ärgerlich. »Machst du dir klar, was hier auf dem Spiel steht, Callista? Weißt du, zu welchen Leiden du diese Männer verdammst?«
»Ich bin nicht die einzige Telepathin in Armida!«, schleuderte sie ihm entgegen. »Ich habe Jahre meines Lebens dafür geopfert, jetzt ist es genug! Ich hätte gedacht, gerade du unter allen lebenden Menschen würdest mich verstehen!
»Verstehen!« Zorn und Enttäuschung stiegen in ihm auf. »Ich verstehe, dass du selbstsüchtig bist! Willst du den Rest deines Lebens damit verbringen, Löcher in Leintüchern zu zählen und Gewürze für Kräuterbrot herzustellen? Du, die du Callista von Arilinn gewesen bist?«
»Lass mich!« Sie zuckte zusammen, als habe er sie geschlagen. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. »Was versuchst du mir anzutun, Damon? Meine Wahl ist getroffen, und es gibt keinen Weg zurück, selbst wenn ich es wollte! Ob zum Guten oder Schlechten, ich habe meine Wahl getroffen! Glaubst du, dass –«Ihre Stimme brach, und sie wandte sich ab, damit er sie nicht weinen sah. »Glaubst du, ich habe mich nicht selbst gefragt – immer wieder und wieder –, was ich da wirklich getan habe?« Mit verzweifeltem Aufstöhnen barg sie das Gesicht in den Händen. Sie konnte nicht sprechen, sie konnte nicht einmal mehr den Kopf heben, ihr ganzer Körper zuckte unter dem furchtbaren Kummer, der sie entzweiriss. Damon spürte die Todesqual, die sie zu überwältigen drohte und die sie nur mit verzweifelter Anstrengung in Schach hielt.
Du und Ellemir, ihr habt euer Glück, sie trägt bereits dein Kind. Und Andrew und ich, Andrew und ich. . . ich bin noch nicht einmal fähig gewesen, ihn zu küssen, ich habe noch nie in seinen Armen gelegen, habe seine Liebe nicht kennen gelernt.. .
Damon drehte sich um und lief blindlings aus dem Destillierraum. Hinter ihm brach sie in Schluchzen aus. Die Entfernung bedeutete keinen Unterschied, ihr Leid war da, in ihm, innerhalb von ihm. Er wurde davon überflutet und zerrissen, er kämpfte, eine Abschirmung aufzurichten, dies überscharfe Bewusstsein ihrer Pein abzuschneiden. Damon war ein Ridenow, ein Empath, und Callistas Empfindungen trafen ihn so tief, dass er, von ihrem Schmerz geblendet, durch den Korridor taumelte und nicht wusste, wo er war und wohin er ging.
Gesegnete Cassilda! dachte er. Ich wusste, dass Callista unglück lich war, aber ich hatte keine Ahnung, dass es so ist. . . Die Tabus, von denen eine Bewahrerin umgeben ist, sind so stark, und sie ist mit Geschichten über die Strafen aufgewachsen, die eine Bewahrerin ereilen, wenn sie ihren Eid bricht. . . Ich kann nicht, ich kann nicht von ihr verlangen, etwas zu tun, das ihre Qualen auch nur um einen einzigen Tag verlängert.. .
Nach einiger Zeit gelang es ihm, den Kontakt zu unterbrechen, sich in sich selbst zurückzuziehen – oder hatte Callista ihre strenge Selbstbeherrschung zurückgewonnen? – und gegen alle Hoffnung zu hoffen, dass ihr Ausbruch Ellemir nicht erreicht hatte. Dann dachte er darüber nach, welche anderen Möglichkeiten er hatte? Andrew? Der Terraner war nicht ausgebildet, aber ein starker Telepath. Und Dezi – selbst wenn er nach ein paar Monaten oder so aus Arilinn weggeschickt worden war, musste er die grundlegenden Techniken kennen.
Ellemir war nach unten gekommen und half Dezi in der unteren Halle dabei, die Füße der weniger schwer verletzten Männer zu baden
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