Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn
nach. Er war so verblüfft, daß er gerade noch Verstand genug hatte, sich unter den ausschlagenden Beinen des Pferdes wegzurollen. Jemand stolperte über seinen zusammengerollten Körper, stürzte kopfüber ins Gras, erhob sich mit einem heiseren Wutschrei und kam einen Augenblick später mit dem Messer zu Larry zurück. Larry rollte sich auf den Rücken, streckte die Beine von sich und trat mit einem Fuß nach dem herabsausenden Messer. In einem Sekundenbruchteil unheimlicher Unwirklichkeit - Das passiert nicht wirklich, das kann nicht sein! - sah er das Messer in hohem Bogen davonfliegen und zehn Schritte entfernt zu Boden fallen. Der Mann, aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte rückwärts, erholte sich, sprang nach Larry und packte ihn mit beiden Händen. Larry zog die Ellbogen an, stieß mit aller Macht zu und befreite sich für einen Augenblick. Er mühte sich auf die Knie, aber sein Angreifer war bereits wieder über ihm, und das Gesicht des Mannes - derb, bärtig, mit bösen gelben Augen - kam ihm bedrohlich nahe. Sein Atem stank heiß in Larrys Gesicht; seine Hände suchten nach Larrys Kehle. Larry, der Angst hatte, doch plötzlich auch seltsam ruhig war, dachte: Er hat kein Messer mehr, und er ist fett und außer Übung .
Er entspannte sich und ließ sich schlaff nach hinten fallen, wobei er seinen Angreifer mit sich zog, bevor der Mann das Gleichgewicht wiedererlangen konnte. Dann zog Larry die Beine fast konvulsivisch bis zur Brust hoch und trat mit aller Kraft zu. Der Tritt traf den Mann im Magen. Der Bandit stieß einen Schmerzensschrei aus und klappte zusammen, seine Hände griffen zum Bauch.
Larry richtete sich erneut auf die Knie auf, wappnete sich und legte seine ganze Stärke in einen einzigen Schlag, der den Mann auf der Nase traf.
Der Mann kippte wie ein Stein nach hinten und blieb liegen.
Als sich Larry aufrichtete und das Gleichgewicht wiedererlangte, einen Augenblick lang das Gefühl genoß, wieder frei zu sein, traf ihn etwas Hartes am Hinterkopf.
Das Klirren der Schwerter und Messer wurde zum Donnern, zu einer Explosion - dann wich es einer tödlichen, unwirklichen Stille. Er spürte, wie er fiel. Aber er merkte nicht mehr, wie er auf dem Boden aufschlug.
Es war dunkel. Er hatte Schmerzen und war verkrampft, sein ganzer Körper war zerschunden, er hatte bohrende Kopfschmerzen. Er versuchte sich zu bewegen, gab einen heiseren Laut von sich und öffnete die Augen.
Er konnte nichts sehen. Für einen Sekundenbruchteil verspürte er Panik, dann kam das Sehvermögen allmählich zurück. Er hatte ein Sacktuch über dem Kopf und konnte nichts erkennen. Er versuchte die Hände zu bewegen und spürte, daß sie mit Stricken an die Seiten gefesselt waren. Der stechende Schmerz hörte nicht auf. Er fühlte sich wie Hufgetrappel an. Er lag auf dem Bauch, in der Mitte gebeugt, und unter den Händen spürte er die haarige Wärme eines Pferdekörpers.
Benommen überlegte er sich, daß er mit verbundenen Augen über den Sattel eines Pferdes gefesselt war. Angesichts dieser Erkenntnis geriet er erneut in Panik und versuchte die Arme zu bewegen, dann spürte er eine scharfe Stahlspitze, die sich durch die Kleidung gegen seine Rippen bohrte.
»Lieg still«, sagte eine barsche Stimme in einem so barbarischen Dialekt, daß Larry kaum die Worte verstehen konnte. »Ich weiß, der Befehl lautete, dich nicht zu töten, aber von ein wenig Aderlaß war nicht die Rede. Bleib also liegen!«
Larry fügte sich, aber seine Gedanken wirbelten. Wo war er? Was war passiert? Wo waren Valdir und Kennard? Die Erinnerung an den Kampf kehrte zurück. Sie waren in der Minderzahl gewesen. Waren auch die anderen gefangengenommen worden? Wie lange war er bewußtlos gewesen? Wohin brachten sie ihn? Kalte Furcht packte den Jungen; er war in den Händen darkovanischer Banditen, und er war allein und fern von seinem Volk, auf einer fremden Welt, deren Bewohner Terra feindlich gesinnt waren.
Was würden sie mit ihm machen?
Das Poltern der Hufe schien noch stundenlang anzudauern, bevor es verstummte, sie anhielten und Larry grob zu Boden gezogen wurde.
»Ein guter Preis«, sagte eine Stimme, die denselben barschen und barbarischen Dialekt sprach. »Der wird gutes Benehmen dieser Söhne Zandrus gewährleisten. Kein Geringerer als Altons Erbe - seht ihr die Farben, die er trägt?«
»Ich dachte, Altons Sohn sei älter als dieser«, merkte eine andere Stimme an.
»Er ist
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