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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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neue Männer kamen. Zur Zeit hatte Gwynn den Befehl über die Feuerwache. Larry war überzählig, und Barron fragte sich, ob er nur zum Dolmetschen da sei oder um ein Auge auf den Fremden zu halten. Schließlich brachte ihn eine Bemerkung Gwynns zu der Annahme, Larry solle sich in die Leitung der Feuerwache einarbeiten, damit er sich wie alle jüngeren Männer aus darkovanischen Familien bei einer verantwortlichen Aufgabe nützlich machen konnte. Colryn war Barron als Assistent zugeteilt. Er sollte vor allem das Linsenschleifen lernen und später alle Feuerwächter, die bereit dazu waren, in der Herstellung und dem Gebrauch von Fernrohren unterrichten.
   Aus den Orientierungskursen, die Barron vor Jahren absolviert hatte, wußte er, daß Darkover eine Welt ohne komplexe Technologie und Industrie war, und er hatte sich darauf gefaßt gemacht, daß er keine begabten Schüler finden werde. Nun erstaunte ihn die Schnelligkeit, mit der Colryn und die anderen die Grundbegriffe der Optik, seine Erklärungen über die Eigenschaften reflektierten und gebrochenen Lichts und seine Anweisungen über die Arbeit des Schleifens erfaßten. Vor allem Colryn eignete sich mühelos die Fachsprache und die schwierigen Techniken an, ebenso Larry, der am Unterricht teilnahm, wenn er nicht gerade auf Patrouille draußen war. Aber Larry war Terraner und schien wenigstens die Anfänge einer terranischen Ausbildung genossen zu haben, und deshalb hatte Barron von ihm nichts anderes erwartet. Colryn dagegen war eine Überraschung.
   Das sagte Barron ihm eines Nachmittags, als sie in der Werkstatt oben arbeiteten. Er hatte dem jüngeren Mann gezeigt, wie man eins der komplizierten Schleifwerkzeuge einstellt und mit den Meßinstrumenten überprüft. »Eigentlich brauchst du mich überhaupt nicht. Mit ein paar Lehrbüchern hättest du es dir allein aneignen können. Es ist kaum der Mühe wert, die Valdir sich gemacht hat, um mich über diese Entfernung herzuholen. Er hätte sich einfach in der Terranischen Zone Bücher und Ausrüstung besorgen und dir geben sollen.«
   Colryn zuckte die Schultern. »Dann hätte er mich erst darin unterrichten lassen müssen, die Bücher zu lesen.«
   »Du sprichst doch etwas Terra-Standard, da wäre es dir nicht schwergefallen. Soweit ich es beurteilen kann, ist die darkovanische Schrift nicht so kompliziert, daß du Probleme mit den Imperiumsbuchstaben gehabt hättest.«
   Jetzt lachte Colryn. »Das weiß ich nicht. Vielleicht könnte ich Terra-Standard lesen, wenn ich überhaupt lesen könnte. Das ist etwas, worüber ich nie nachgedacht habe.«
   Barron starrte ihn entgeistert an. Colryn machte doch einen so intelligenten Eindruck! Er sah zu Larry hin und wollte einen betroffenen Blick über diesen barbarischen Planeten mit ihm austauschen. Aber Larry runzelte leicht die Stirn und meinte fast verweisend: »Wir hier auf Darkover machen keinen Fetisch aus dem Bücherwissen, Dan.«
   Barron fürchtete, überheblich gewirkt zu haben, und kam sich mit einemmal wieder als Fremder vor. Er schnaubte: »Zum Teufel, wie lernt dann hier irgend jemand irgend etwas?«
   Colryn rang sichtlich um Geduld und Höflichkeit gegenüber dem ungeschliffenen Terraner, und Barron schämte sich. Colryn erklärte: »Nun, ich lerne doch, oder nicht? Obwohl ich kein Sandalenträger bin, der herumhockt und sich die Augen über bedruckten Seiten verdirbt!«
   »Natürlich lernst du. Aber soll das heißen, daß ihr kein Schulsystem besitzt?«
   »Wahrscheinlich nicht in dem Sinn, wie du es verstehst«, erwiderte Colryn. »Wir mühen uns nicht mit Büchern ab, falls wir nicht gerade zu der Klasse gehören, die ihre Zeit mit dem Lesen und Schreiben verbringen muß. Wir haben festgestellt, daß zuviel Lesen die Augen verdirbt - hast du mir nicht erst vor ein paar Tagen erzählt, daß rund achtzig Prozent von euch Terranern ein unvollkommenes Sehvermögen haben und künstliche Linsen vor den Augen tragen müssen? Ich fände es klüger, solchen Leuten Arbeit zu geben, bei der sie nicht soviel zu lesen brauchen. Auf jeden Fall schädigt es das Gedächtnis, wenn zu vieles niedergeschrieben wird. Man erinnert sich an eine Sache nicht mehr genau, wenn man hingehen und sie nachschlagen kann. Und wenn ich etwas lernen möchte, warum soll ich das nicht auf die vernünftigste Art tun, von jemandem, der mir zeigen kann, wie es richtig gemacht wird, ohne daß gedruckte Symbole zwischen uns eingeschaltet sind? Wenn ich nichts als

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