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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Barron hörte ihn kaum noch. Und doch war da etwas - wurde vom Wind herangetragen…
   Barrons Muskeln spannten sich. Er stieß das Fenster auf, lehnte sich hinaus und kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen.
   Außer für so geschärfte Sinne wie die seinen, war es fast nicht wahrnehmbar - es verlor sich beinahe in dem überwältigenden Duft der Harzbäume - ein schwacher, süßer, gelb-staubiger Geruch…
   Der Geisterwind! In den Bergen wuchs eine Pflanze, die glücklicherweise nur selten, oft jahrelang nicht, blühte. Sie gab Pollen in ungeheuren Mengen ab. Er verteilte seinen Duft und seltsame Halluzinationen von den Tälern bis zu den Höhen, erzeugte Euphorie, einen merkwürdigen Rauschzustand und gelegentlich, wenn jemand zuviel davon einatmete, Gehirnschädigungen. Der Geisterwind entfesselte animalische Wut- und Furchtinstinkte; Menschen verkrochen sich in Winkeln oder tobten. Aber bei den Nichtmenschen ging es tiefer, es drang in ihre fremden Gehirne ein und setzte sehr alte, sehr schreckliche Dinge frei… Die Katzenwesen heulten, griffen an und töteten grundlos, und die Ya-Männer - wenn der Geisterwind die Ya-Männer erreichte…
   Er bewegte sich schnell. Jetzt war er nicht Barron; er war sich nicht bewußt, wer oder was er war, er wußte nur, daß er die Männer auf Patrouille und die Talbewohner warnen mußte, damit sie sich in Sicherheit brachten. Noch zwei oder drei Stunden lang würde der Geruch für eine normale Nase nicht stark genug sein, und bis dahin hatte sich die Patrouille zu weit von der Wache entfernt, und die Nichtmenschen waren bereits unterwegs und plünderten. Zu dem Zeitpunkt, da Menschen die Wirkung des Geisterwindes spürten, mochte es zu spät sein, um noch irgendwo Zuflucht zu finden.
   Seine Umgebung verschwamm. Er schloß die Augen, denn seine Füße fanden den Weg allein besser, und lief die Treppe hinunter. Jemand rief ihn in einer fremden Sprache an, er schob ihn zur Seite und rannte weiter.
   Das Signalfeuer! Er mußte das Signalfeuer anzünden! Das hier benutzte Alarmsystem war ihm unbekannt, aber das Signalfeuer würde jeden aufmerksam machen, daß Gefahr bestand. Im unteren Raum brannte Feuer, er spürte die Hitze auf seinem Gesicht. Er bückte sich, tastete, ergriff einen langen Stock, der an einem Ende brannte und am anderen kalt und verkohlt war. Mit dem Stock in der Hand lief er aus der Tür, über den kiesbedeckten Reitweg und den Rasen. Beinahe wäre er in den Wassergraben um das Signalfeuer gefallen. Er stieß die flammende Fackel in das zundertrockene Holz und sprang zurück, als es in einer hohen Flammensäule zum Himmel aufloderte. Dann brüllte ihm jemand ins Ohr, Hand packten ihn, und Colryn, der ihn in einem stählernen Griff hielt, fragte: »Barron, verdammt sollst du sein, bist du wahnsinnig geworden? Das bringt das ganze Land auf die Beine! Wenn du Darkovaner wärst, würdest du auf der Stelle wegen blinden Alarms gehängt!«
   »Den blinden Alarm kannst du dir… « Er fluchte heftig. »Der Geisterwind! Ich habe ihn gerochen! Heute abend wird er überall sein!«
   Colryns Gesicht erbleichte langsam. »Der Geisterwind? Woher weißt du das?«
   »Ich habe ihn gerochen, sage ich doch! Was unternehmt ihr hier, wenn ihr die Talbewohner auffordern wollt, sich in Sicherheit zu bringen?«
   Colryn glaubte ihm offensichtlich nur halb, und doch beeindruckte ihn Barrons Ernst. »Sie werden das Signalfeuer sehen«, antwortete er, »und ich kann ihnen ein Zeichen mit dem Spiegel geben, worauf sie in ihren Dörfern die Glocken läuten werden. Wir haben hier ein gutes Alarmsystem. Ich glaube immer noch, daß du wahnsinnig bist. Ich rieche überhaupt nichts, aber schließlich könntest du eine bessere Nase haben als ich. Und ich werde das Risiko nicht eingehen, daß der Geisterwind - oder ein Ya-Mann - irgendwen erwischt.« Er schob Barron aus dem Weg. »Paß auf, wo du hintrittst! Verdammt, was ist los, bist du blind? Gleich liegst du im Graben!« Er vergaß Barron wieder und rannte auf die Wache und die Alarmgeräte zu. Mit geschlossenen Augen stand Barron da und horchte auf das Knistern des Signalfeuers. Durch den stechenden Geruch der brennenden Zweige nahm er den stärker werdenden, kranken Hauch des pollenbeladenen Geisterwinds wahr, der von den Höhen herniederblies.
   Immer noch desorientiert, drehte er sich nach einer Weile um und kehrte mit unsicheren Schritten in die Wache zurück. Colryn war auf dem Turm und

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