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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das passiert, sind wir wahrscheinlich alle tot, deshalb erschrick nicht, was du auch sehen magst. Konzentriere dich einfach auf mich.« Wie an Schnüren gezogen begab Barron sich an die ihm zugewiesene Stelle, und doch wußte er, daß Desideria ihn nicht kontrollierte. Vielmehr war sein Wille in Einklang mit dem ihren, und er bewegte sich, wie sie dachte.
   Desideria warf einen letzten, angespannten Blick an der nackten Mauer der Burg hinauf und winkte Melitta zu sich.
   »Melitta, mach Feuer.«
   Aus dem in Seide gehüllten Bündel, das sie trug, nahm Desideria einen großen blauen Kristall und hielt ihn mit beiden Händen. Er war größer als eine Kinderfaust und hatte viele Facetten, und in seinem Inneren waren ein seltsames Feuer und metallische Lichtstreifen zu sehen. Trotz seiner kristallinen Struktur wirkte der Stein geschmolzen. Form, Farbe und die in ihm spielenden Lichter schienen sich zu verändern.
   Melitta schlug Feuer, und es flammte zwischen ihren Händen auf. Desideria bedeutete ihr, das Stückchen brennenden Zunders zu ihren Füßen fallen zu lassen. Barron erwartete, es werde verlöschen. Desiderias ernstes weißes Gesicht beugte sich in höchster Konzentration über den blauen Kristall. Ihr Mund war gespannt, ihre Nasenlöcher waren weiß und verkniffen. Das blaue Licht aus dem Kristall wuchs, umspielte sie, spiegelte sich auf ihr wider - und jetzt loderte das Feuer auf, statt in sich zusammenzufallen, flammte hoch, bis es einen roten Schein zu dem blauen Licht auf Desiderias Gesicht warf - eine merkwürdig züngelnde, springende Fontäne.
   Desiderias Augen, grau und riesengroß und irgendwie unmenschlich, trafen die Barrons über das Feuer hinweg, als sei eine sichtbare Linie zwischen ihnen gezogen. Er hörte ihre Stimme in seinem Gehirn: » Denke daran! «
   Langsam baute sich hinter ihm ein starker Druck auf - das waren die vereinigten Gedanken des Schmiedevolkes, die auf sein Gehirn einstürmten. Er rang darum, diesem neuen Angriff auf seinen Verstand nicht zu unterliegen. Sein Atem ging schnell, sein Gesicht war verzerrt. So kämpfte er ein paar Sekunden lang, die ihm wie Äonen vorkamen. Die Flammen ermatteten. Desiderias Miene zeigte Zorn, Furcht und Verzweiflung. Dann hatte Barron es - es war, als sammele er eine Handvoll schimmernder Fäden, drehe sie schnell zu einem Seil und werfe dieses Desideria zu. Er spürte fast, wie sie es auffing. Die Flammen sprangen in die Höhe, neigten sich, schwankten auf Desideria zu.
   Sie hüllten sie ein.
   Barron keuchte laut. Für einen winzigen Augenblick lockerte sich der Rapport, dann hielt er ihn fest. Er durfte nicht versagen, sonst geriet dies magische Geistesfeuer außer Kontrolle und wurde zu gewöhnlichem Feuer, das Desideria verzehrte. Er spürte die Glut des Glaubens, die von den Männern hinter ihm ausging. Die Flammen umspielten das zarte Mädchen, das ruhig dastand und sich von ihnen baden ließ. Ihr Körper, ihr leichtes Kleid, ihr locker geflochtenes Haar flackerten.
   Mit einem Bruchteil seines Bewußtseins hörte Barron Rufe und Schreie von der Mauer, aber er wagte es nicht, den Blick nach oben zu richten. Mit aller Kraft hielt er den Rapport zwischen dem Mädchen in den Flammen und dem Schmiedevolk.
   Ein Pfeil flog aus dem Nichts, ein Mann schrie auf, und ein unsichtbarer Faden riß. Barron merkte es kaum. Irgend etwas hatte die Leute in der Burg alarmiert; sie erkannten, daß sie auf seltsame Art angegriffen wurden. Aber Barrons Gedanken waren ganz auf Desideria konzentriert.
   Die Flammen schossen in die Höhe, und die Schmiedeleute schrien laut auf. Auch Desideria schrie vor Schreck und Entsetzen und Staunen, und dann - dann schien ihre zarte, in Feuer gekleidete Gestalt vor Barrons Augen ungeheuerlich zu wachsen, an Höhe, Majestät und Macht zu gewinnen. Es war kein junges Mädchen mehr, das da stand, sondern eine gewaltige verschleierte Frau, die bis zu den Dächern der Außenwerke und der Burg aufragte, die Haare tanzende Flammen, die wild im Wind flatterten, eingehüllt in Kleider aus Flammen, die Arme, von denen goldene Feuerketten baumelten, hoch erhoben.
   Ein tiefer Seufzer stieg von dem Schmiedevolk und von den Dorfbewohnern auf, die sich hinzugedrängt hatten.
   »Sharra! Sharra, Flammenhaarige, Flammengekrönte, goldene Ketten Tragende - Sharra! Kind des Feuers!«
   Die Göttin ragte über ihnen auf, lachte, schwang die Arme und die langen, feurigen Locken in wilder Lust.

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