Darkover 16 - Die Winde von Darkover
Freundschaftsangebot gegenüber aufgeschlossener gezeigt zu haben. Doch Storn hatte ihm diesen Kontakt kaputtgemacht, wahrscheinlich für immer. Er hatte nie erfahren, wie es war, einen Freund zu haben. Andererseits hatte er auch noch nie die Tiefen der Einsamkeit ausgelotet.
Die Zelle schien anzuschwellen, die Wände wichen zurück, die Lichter schwankten. Barron spürte, daß Gedanken in der Luft um ihn schwebten. Sie schlugen nach ihm, und er wurde buchstäblich krank davon. Er klammerte sich an das Bettgestell, denn der Raum kippte, und er fragte sich, ob er abrutschen werde. Furcht packte ihn; wollte Storn von neuem in sein Gehirn eindringen? Er konnte Storn sehen , ohne zu wissen, woher er sein Äußeres kannte - schön, mit weißen Händen, einem weichen Gesicht lag er schlafend auf einer seidenen Bahre - ausdruckslos, als Mensch einfach nicht anwesend. Dann sah er einen großen weißen Vogel, der sich von den Zinnen der Burg erhob, sie mit einem seltsam melodischen, mechanischen Ruf umkreiste, die Schwingen schlug und davonflog.
Der Raum schaukelte immer noch, und Barron hielt sich fest und kämpfte gegen die Übelkeit und die Desorientierung an, die ihn zu zerreißen drohten. Er hörte sich aufschreien und war nicht fähig, den Schrei zurückzuhalten, er kniff die Augen zusammen, krümmte sich zu einer fötalen Haltung und konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, nicht zu denken und nicht zu fühlen.
Er wußte nicht, wie lange er so gelegen hatte, aber nach einer Zeit, die ihm lang und fürchterlich dünkte, drang es allmählich in sein Bewußtsein vor, daß jemand ganz leise seinen Namen rief.
»Dan! Dan, ich bin es, Melitta - es ist alles in Ordnung, nimm meine Hand, berühre mich - es ist alles gut. Ich wäre längst gekommen, wenn ich gewußt hätte… «
Er mußte sich anstrengen, um seine Finger um ihre Hand zu schließen. Diese Hand schien der einzige feste Punkt in dem unglaublichen Verändern, Fließen, Schwimmen zu sein, und er klammert sich daran wie ein im Raum treibender Mann an seine Sicherheitsleine.
Er flüsterte: »Entschuldige - Zimmer dreht sich… «
»Ich weiß. Ich habe es auch gehabt; alle Telepathen bekommen es irgendwann, wenn sich ihre Kraft entwickelt, nur geschieht es im allgemeinen während der Pubertät. Du bist ein Spätentwickler, und da ist es schlimmer. Wir nennen es die Schwellenkrankheit. Sie ist nicht gefährlich, sie wird dir keinen Schaden zufügen, aber sie macht einem sehr Angst. Ich weiß. Halt dich an mir fest; es wird dir bald besser gehen.«
Barron drückte ihre kleinen, harten Finger, und allmählich gab es wieder ein Oben und ein Unten. Das Schwindelgefühl blieb, aber Melitta war fest, inmitten des fließenden, sich drehenden Raums eine zuverlässige Präsenz, die nicht völlig körperlich war.
»Immer, wenn das passiert, mußt du versuchen, dich auf etwas Festes und Wirkliches zu konzentrieren.«
» Du bist wirklich«, flüsterte er. »Du bist das einzig Wirkliche, das ich je gekannt habe.«
»Ich weiß.« Ihre Stimme war sehr sanft. Sie beugte sich über ihn und berührte seine Lippen leicht mit den ihren. So blieb sie liegen, und ihre Wärme war wie ein wachsender Punkt aus Licht und Stabilität in der Dunkelheit. Barron holte tief Atem und zwang sich, Melitta loszulassen.
»Du dürftest nicht hier sein. Wenn Desideria entdeckt, daß du fort bist… «
»Was würde es ihr bedeuten? Sie hätte mehr für dich tun können; sie ist Bewahrerin, eine geschulte Telepathin, und ich - doch ich vergaß, du weißt ja nicht, welcher Art von Training sie sich unterziehen müssen. Die Bewahrerinnen setzen sich mit Leib und Seele völlig für ihre Arbeit ein, und deshalb hüten sie sich vor allen Emotionen… « Sie lachte, ein leises, unterdrücktes Lachen. »Übrigens, Desideria weiß es nicht, aber sie und Storn… «
Sie brach ab. Barron stellte keine Frage; Desideria interessierte ihn im Augenblick nicht. Melitta schmiegte sich an ihn, das einzige warme und wirkliche Ding in seiner Welt, der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutete und jemals bedeuten würde…
Bis in sein tiefstes Inneres erschüttert, flüsterte er, beinahe schluchzend: »Wenn ich mir vorstelle, daß ich dich vielleicht nie kennengelernt hätte… «
Sie murmelte: »Wir hätten uns auf jeden Fall gefunden. Von den Enden der Welt, von den Enden des Universums der Sterne. Wir gehören zusammen.«
Und dann zog sie ihn
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