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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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als Elorie herkam, aber sie ist die Tochter des alten Kyril Ardais, und man erzählt sich von Dalereuth bis zu den Hellers, was für ein alter Bock er ist. Ich bin überzeugt, Elorie hatte keine Lust zu heiraten, nachdem sie mitansehen mußte, was ihre Mutter zu leiden hatte, und da hat sie von Anfang an Furcht und Abscheu vor allen Männern empfunden. Sie ist meine Halbschwester, mußt du wissen, ich bin einer von Dom Kyrils Bastarden.« Sie sprach mit leidenschaftsloser Ruhe. »Ich bin verantwortlich dafür, daß sie nach Arilinn kam. Der alte Mann ließ sie zur Unterhaltung seiner Trinkkumpane singen, und einmal - sie war noch sehr klein - legte einer Hand an sie. Unser Bruder Dyan hätte ihn beinahe getötet. Danach wurde Elorie nach Arilinn gebracht, und Dyan rief den Comyn -Rat an. Er erreichte es, daß Vater entmündigt und Dyan zum Regenten der Domäne ernannt wurde, damit sie nicht in Verruf gerate durch Vaters Verantwortungslosigkeit und liederliches Leben. Es hat Dyan einiges gekostet, das zu tun. Er ist ein begabter Musiker und ein Heiler. Sein ganzer Wunsch war, die Heilkünste in Nevarsin zu studieren, und jetzt liegt die Bürde der Regentschaft auf seinen Schultern. Aber ich gerate ins Schwatzen«, setzte sie mit schwachem Lächeln hinzu. »In meinem Alter kann das, glaube ich, entschuldigt werden. Jedenfalls brachte ich Lori her, und ich hatte gehofft, sie könne Überwacherin oder vielleicht sogar Technikerin werden; sie hat einen scharfen Verstand. Statt dessen entschied man sich zu dem Versuch, sie als Bewahrerin auszubilden, und deshalb sind wir der einzige Turm auf Darkover, der eine auf die alte Weise qualifizierte Bewahrerin hat. Es ist ein schweres Leben, und da sie die einzige Bewahrerin ist, die wir haben - allerdings ist in Neskaya ein kleines Mädchen in der Ausbildung -, wird sie sich nie frei fühlen, den Turm zu verlassen. In vergangenen Zeiten hatten die Bewahrerinnen dies Recht, wenn ihnen die Bürde ihres Amtes zu schwer wurde. Und es ist eine schreckliche Bürde.« Neyrissa sah ihn an. »Obwohl die Lady von Arilinn höher steht als die Königin, möchte ich dies Amt nicht für mich selbst und auch nicht für ein Kind von mir.«
   Ihr Glas war leer. Sie beugte sich vor und bat ihn, es wieder zu füllen. Kerwin stand auf und ging an den Tisch, wo die Getränke standen. Corus und Elorie saßen bei einer Art Spiel mit geschliffenen Kristallwürfeln. Rannirl hielt ein Stück Leder in den Händen und nähte daraus eine Falkenkappe.
   Taniquel hatte sich vor dem Feuer in ein Gespräch mit Auster vertieft. Kerwin versuchte, ihren Blick aufzufangen, ihr ein unauffälliges Signal zu geben, sie sollte zu ihm kommen. Das Signal kannte sie gut. Er war fest überzeugt, sie werde sich leichten Herzens bei Auster entschuldigen und sich ihm anschließen.
   Aber sie gönnte ihm nur ein augenblickskurzes Lächeln und schüttelte leicht den Kopf. Empört stellte Kerwin fest, daß ihre Hand in Austers Hand lag. Ihre Köpfe waren dicht beieinander. Sie waren ganz ineinander versunken. Kerwin füllte Neyrissas Glas und brachte es ihr. Seine Verwirrung wuchs. Das Mädchen war ihm nie so begehrenswert wie jetzt vorgekommen, da ihr Lachen, ihr koboldhaftes Lächeln Auster galten. Kerwin ging zurück, setzte sich neben Neyrissa und gab ihr ihr Glas. Aber aus seiner Gereiztheit wurde Bestürzung und dann Anklage. Wie konnte sie ihm das antun? War sie doch nichts anderes als eine herzlose Kokotte?
   Im Laufe des Abends versank er tiefer und tiefer in Melancholie. Mit halbem Ohr hörte er auf Neyrissas Geplauder. Die Versuche Kennards und Rannirls, ihn in ein Gespräch zu ziehen, schlugen fehl. Nach einiger Zeit nahmen sie an, er sei noch zu müde, und überließen ihn sich selbst. Corus und Elorie beendeten ihr Spiel und fingen mit einem neuen an. Neyrissa ging zu Mesyr, um ihr ihre Handarbeit zu zeigen und sie um Rat zu fragen. Die beiden Frauen hatten den Schoß voller Stickgarn und verglichen die verschiedenen Farben. Es war eine häusliche Szene voller Gemütlichkeit und Behagen. Nur Kerwin empfand Schmerz wie von einem Messerstich darüber, daß Taniquels Kopf auf Austers Schulter ruhte. Ein Dutzend Mal sagte sich Kerwin, er sei ein Narr, daß er dasitze und zusehe, aber Bestürzung und Zorn auf das Mädchen stritten sich in ihm. Warum tat sie das, warum?
   Später stand Auster auf, um ihre Gläser zu füllen, und Kerwin erhob sich abrupt. Kennard blickte besorgt hoch, als Kerwin die Halle

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