Darkover 17 - Die blutige Sonne
echte Handarbeit sowohl auf als auch in meinem Bett vor.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Jeff die Doppeldeutigkeit verstand - die auf Casta etwas mehr Inhalt hatte als in der Sprache, die er benutzte -, aber niemand mit einem Funken telepathischer Begabung konnte mißverstehen, was Neyrissa meinte. Er lachte ein bißchen verlegen. Aber sie sah ihn so frank und frei an, daß die Peinlichkeit verflog und er herzlich lachte. »Da hast du recht, manchmal ist das Werk der Natur besser«, pflichtete er ihr bei.
»Erzähle mir von deiner Arbeit für das Imperium, Jeff. Wenn ich ein Mann wäre, hätte es mir vielleicht auch Spaß gemacht, in den Raum zu gehen. In den Kilghardbergen gibt es nicht viele Abenteuer zu erleben, und für eine Frau schon gar nicht. Hast du auf vielen Welten gelebt?«
»Auf zweien oder dreien«, gestand er, »aber im Zivildienst sieht man nicht viel von ihnen. Ich hatte hauptsächlich an den Kommunikationsgeräten zu arbeiten.«
»Und tut ihr das Gleiche mit euren Kommunikationsmaschinen wie wir mit unsern Relais-Netzen?« erkundigte sie sich neugierig. »Erzähl mir ein bißchen davon, wie sie funktionieren, wenn du kannst. Ich arbeite in den Relais, seit ich vierzehn Jahre alt bin. Es käme mir sehr merkwürdig vor, dafür Maschinen zu benutzen. Gibt es wirklich gar keine Telepathen im Terranischen Imperium?«
»Wenn es welche gibt«, sagte Kerwin, »dann verraten sie es niemandem.«
Er berichtete Neyrissa über das CommTerra-Kommunikationsnetz, das Planet mit Planet durch interstellare Relais-Systeme verband. Er erklärte den Unterschied zwischen Funk, Radio und interstellarer Hyperkommunikation. Wie er feststellte, begriff Neyrissa die Theorie sofort, obwohl sie den Gedanken, durch Maschinen eine Verbindung herzustellen, irgendwie widerwärtig fand.
»Ich würde gern einmal damit experimentieren«, meinte sie. »Aber nur als Spielzeug. Ich glaube, die Turm-Relais sind zuverlässiger und schneller, und sie können auch nicht so leicht beschädigt werden.«
»Und du hast das schon dein ganzes Leben lang getan?« Wieder einmal überlegte Kerwin, wie alt sie sein mochte. »Was hat in dir den Wunsch erweckt, in einen Turm zu gehen, Neyrissa? Warst du nie verheiratet?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mir nie gewünscht zu heiraten, und in den Domänen hat eine Frau nur die Wahl zwischen der Ehe und dem Turm - es sei denn… « - sie lachte - »… ich hätte mir das Haar scheren und Schwert und Eid einer Entsagenden auf mich nehmen wollen! Und ich hatte miterlebt, wie meine Schwestern heirateten und ihr Leben damit verbrachten, die Launen irgendeines Mannes zu ertragen und Kind auf Kind zu gebären, bis sie mit neunundzwanzig dick und häßlich waren, der Körper ausgelaugt von Schwangerschaften und der Geist ebenso ausgelaugt und in das enge Gleis von Kinderstube und Waschküche und Hühnerhof gezwängt! Ein solches Leben, dachte ich, würde mir nicht passen. Als ich nun auf Laran getestet wurde, kam ich als Überwacherin hierher, und die Arbeit und das Leben gefallen mir.«
Kerwin dachte, daß sie als junge Frau eine Schönheit gewesen sein mußte. Das Material der Schönheit war immer noch vorhanden, der aristokratische Knochenbau des Gesichts, die satte Farbe ihres Haars, das nur ein wenig mit Grau gesprenkelt war, und ein ebenso schlanker und aufrechter Körper wie der Elories. Galant erklärte er: »Ich bin sicher, es haben viele gegen diese Entscheidung Einspruch erhoben.«
Ganz kurz sah sie ihm in die Augen. »Du bist doch nicht so naiv zu glauben, daß auch ich das Gelübde einer Bewahrerin abgelegt habe? Ich habe Rannirl vor zehn Jahren eine Tochter geboren und hoffte, sie würde mein Laran erben; meine Schwester hat sie aufgezogen, denn ich hatte keine Lust, ständig ein Kind am Rock hängen zu haben. Ich hätte auch Kennard ein Kind geschenkt, denn er hatte keine Erben und das mißfiel dem Rat. Doch statt dessen entschloß er sich zu heiraten. Seine Frau paßte dem Rat nicht, aber sie gebar ihm zwei Söhne, und der älteste wurde als sein Erbe anerkannt - obwohl es schwer genug war, das durchzusetzen. Und ich bin sehr zufrieden, denn hier werde ich sehr dringend gebraucht, obwohl nicht mehr ganz so dringend, seit Taniquel genug Laran für eine Überwacherin gezeigt hat. Trotzdem, Tani ist jung. Möglicherweise entscheidet sie sich, den Turm zu verlassen und zu heiraten; das tun viele der jüngeren Frauen. Ich war überrascht,
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