Darkover 17 - Die blutige Sonne
dachten sie, der Turmkreis würde sich auflösen, wenn du daran teilnahmst. Vielleicht wollten sie Informationen durch eine Lücke in der Barriere erschleichen. Ich weiß, sie sind neugierig darauf, wie die Matrix-Wissenschaft funktioniert, und es ist ihnen bisher nicht gelungen, besonders viel herauszufinden. Nicht einmal von Cleindori, die mit deinem verdammten Vater davonlief. Ich weiß es nicht. Wie, zum Teufel, soll ich wissen, was die Terraner wollen? Du solltest es wissen, du bist einer von ihnen. Du hast bei ihnen gelebt. Erzähl du mir, was sie wollen!«
Kerwin schüttelte den Kopf. »Ich weiß es auch nicht. Habe ich sie nicht verlassen? Ich war nie einer von ihnen, außer an der Oberfläche. Aber jetzt, wo wir den Spion haben, wo wir wissen, was sie tun - können wir uns nicht dagegen schützen?«
»Wenn es nur das wäre, Jeff«, antwortete Auster ernst. »Aber da ist noch etwas, die Sache, die nicht zu sehen ich versucht habe.« Sein Gesicht war angespannt und bleich. »Was hast du Elorie angetan, mein Bruder?«
Elorie. Was hast du Elorie angetan.
Und wenn Auster es wußte, wußten sie es alle.
Er konnte nicht sprechen. Seine Schuld, Austers Furcht standen wie ein Miasma im Raum. Auster ließ ihn los. »Geh weg, Jeff. Um der Liebe der Götter willen, die ihr auf Terra kennt, geh weg, bevor es zu spät ist. Ich weiß, es ist nicht dein Fehler. Du bist nicht mit dem Tabu aufgewachsen. Es sitzt dir nicht tief im Blut und in den Knochen. Aber wenn dir etwas an Elorie liegt, wenn dir an einem von uns liegt, geh weg, bevor du uns alle vernichtest.«
Er drehte sich um und ging hinaus, und Kerwin warf sich mit dem Gesicht nach unten auf sein Bett. Zum ersten Mal sah er klar.
Auster hatte recht. Wie ein unheilverkündendes Echo hörte er die Worte der Matrix-Mechanikerin, die mit ihrem Leben dafür bezahlt hatte, daß sie ihm einen Fetzen seiner eigenen Vergangenheit zeigte. Du bist der eine, der gesandt wurde, eine Falle, die nicht zuschnappte . Aber sie hatte noch etwas anderes gesagt. Du wirst finden, was du liebst, und du wirst es zerstören, aber du wirst es gleichzeitig retten .
Die Prophezeiung dieser alten und unschönen und dem Tod geweihten Frau, deren Namen oder Geschichte er niemals erfahren würde, war Wirklichkeit geworden. Er hatte gefunden, was er liebte, und er war nahe daran gewesen, es zu zerstören. Konnte er es retten, wenn er jetzt wegging, oder war es bereits zu spät?
Oh, Elorie, Elorie! Doch er durfte ihren Namen nicht einmal flüstern. Schon ein Gedanke konnte ihren schwer errungenen Frieden stören. Mit entschlossenem Gesicht erhob sich Kerwin. Er wußte, was er zu tun hatte.
Langsam zog er die Wildleder-Breeches, die Schnürstiefel und die farbige Weste aus. Er kleidete sich wieder in die terranische Uniform, die er - wie er glaubte, für immer - beiseitegelegt hatte.
Wegen des Matrix-Steins zögerte er. Er fluchte, hin- und hergerissen. Er wollte ihn aus dem höchsten Fenster des Turms werfen und auf den Steinen zerschellen lassen. Aber schließlich steckte er ihn in die Tasche. Seine Nervenanspannung war groß genug, und er hatte sich immer schlecht gefühlt, wenn der Stein außerhalb seiner Reichweite gewesen war.
Er hat meiner Mutter gehört. Er ist mit ihr ins Exil gegangen. Er kann jetzt auch mit mir gehen .
Ebenso unschlüssig betrachtete er den gestickten, pelzbesetzten Zeremonienmantel, mit dem diese Kette von Ereignissen begonnen hatte. Schließlich legte er ihn sich um die Schultern. Es war seiner, ehrlich mit dem auf einer anderen Welt verdienten Geld gekauft, und abgesehen von allen Gefühlen war er ein Bollwerk gegen die bittere Kälte der darkovanischen Nacht. Mit der Messerwunde, die er von Ragan empfangen hatte, konnte er es sich nicht leisten, auszukühlen. (War das alles, was die Comyn ihm geben konnten, Messerwunden für seinen Körper und schlimmere für seine Seele?) Dazu kam eine weitere nichts als praktische Überlegung. Auf den Straßen Arilinns würde ein Mann in terranischer Uniform auffallen wie eine Sternenblume auf den nackten Gletschern der Hellers. Der Mantel würde ihm Anonymität verleihen, bis er ein gutes Stück von hier entfernt war.
Er ging zur Tür seines Zimmers. Irgendwo roch es gut nach warmem Essen. Messerkämpfe, Blutfehden, endlose telepathische Operationen in der Matrix-Kammer konnten kommen und gehen, aber die praktische Mesyr würde das Dinner planen, die Kyrri
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