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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einmal an dem Tag, als er die alte Matrix-Mechanikerin aufgesucht hatte, an dem Tag, der mit ihrem Tod endete. Hier unten waren die Häuser alt, aus diesem schweren, durchscheinenden Stein erbaut, der im Wind eiskalt wurde. Zu dieser Stunde waren nur wenige Leute auf den Straßen, hin und wieder ein einsamer Wanderer, ein Arbeiter in einer der billigen importierten Kletterwesten, der sich mit gesenktem Kopf gegen den Wind vorankämpfte, einmal eine Frau in einer verhängten Sänfte, von vier Männern auf den Schultern getragen, einmal, geräuschlos im Lee eines Gebäudes dahingleitend, ein Nichtmensch, der ihn mit unbeabsichtigter Bosheit musterte.
   Eine Schar von Straßenjungen in zerlumpten Kitteln und barfuß näherte sich ihm, als wollten sie ihn um ein Almosen anbetteln. Plötzlich zogen sie sich zurück, tuschelten miteinander und rannten davon. Lag das an dem zeremoniellen Mantel oder an dem roten Haar, das sie unter der Kapuze erkennen konnten?
   Der wogende Nebel verdichtete sich. Nun begann Schnee zu fallen, in weichen, dichten, schweren Flocken. Kerwin merkte schnell, daß er sich in den unbekannten Straßen hoffnungslos verlaufen hatte. Er war aufs Geratewohl dahinmarschiert, war mit diesem seltsamen, beinahe traumgleichen Gefühl, daß es nicht darauf ankam, welchen Weg er nahm, impulsiv um Ecken gebogen. Jetzt blieb er auf einem großen, offenen Platz stehen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin er geraten war, schüttelte den Kopf und kam wieder zu Bewußtsein.
   Guter Gott, wo bin ich? Und wohin gehe ich? Ich kann nicht die ganze Nacht in einem Schneesturm umherlaufen, selbst wenn ich über meiner Uniform einen darkovanischen Mantel trage! Ich hätte damit beginnen sollen, mir einen Platz zu suchen, wo ich mich eine Weile verstecken kann, oder die Stadt ganz zu verlassen, bevor ich vermißt werde!
   Benommen hielt er Umschau. Vielleicht sollte er versuchen, zum HQ zurückzufinden, und die Strafe, die man ihm zudiktierte, auf sich nehmen. Nein. Am Ende dieses Weges lag das Exil, und diese Frage hatte er bereits entschieden. Aber die merkwürdige Stimme, die ihn auf dem ganzen Weg geführt hatte, war leiser geworden, und jetzt verließ sie ihn völlig. Er stand da, blickte hierhin und dahin, rieb sich Schneeflocken aus den Augen und versuchte, sich für eine Richtung zu entscheiden. An einer Seite des Platzes war eine Reihe von kleinen Läden, alle für die Nacht fest verschlossen. Kerwin wischte sich mit einem feuchten Ärmel das feuchte Gesicht ab. Durch den dichten Schnee blickte er auf ein freistehendes Haus. Es war tatsächlich ein Herrenhaus, das Stadthaus irgendeines Edelmanns. Drinnen war Licht, und er konnte hinter den durchscheinenden Mauern dunkle, undeutliche Gestalten erkennen. Von den Lichtern beinahe magnetisch angezogen, überquerte Kerwin den Platz und stand nun vor dem halb offenen Tor. Dahinter führten ein paar flache Stufen zu einer großen, geschnitzten Tür. Zu dieser Tür zog es ihn hin, und er kämpfte dagegen an.
   Was tue ich denn? Ich kann nicht einfach in ein fremdes Haus hineinspazieren! Bin ich vollkommen verrückt geworden? Nein. Dies ist der Ort. Sie warten auf mich .
   Er sagte sich, das sei Wahnsinn, aber seine Füße schritten automatisch auf das Tor zu. Er legte die Hand darauf, und als nichts geschah, öffnete er es und schritt hindurch und stand vor der untersten Stufe. Dort verweilte er wieder. Geistige Gesundheit und Wahnsinn kämpften in ihm, und das Schlimmste daran war, daß Kerwin sich nicht ganz sicher war, welcher Impuls von geistiger Gesundheit und welcher von Wahnsinn sprach.
   Du bist so weit gekommen. Du kannst jetzt nicht mehr anhalten. Du bist ein schrecklicher, gottverdammter Idiot, Jefferson Andrew Kerwin. Geh - dreh dich auf der Stelle um und mach, daß du hier wegkommst, bevor du dich in eine Situation bringst, mit der du wirklich nicht mehr fertig werden kannst. Dir kann hier mehr passieren, als in einer Nebenstraße zusammengeschlagen zu werden .
   Einen langsamen Schritt nach dem anderen stieg er die von Schneematsch glatten Stufen zu dem erleuchteten Eingang hinauf. Jetzt ist es zu spät zum Umkehren . Er faßte nach dem Türgriff, drehte ihn langsam, und die Tür öffnete sich, und Kerwin trat ein.

Meilenweit weg in der Terranischen Zone saß ein Mann vor einem Kommunikator und verlangte eine besonders kodierte Prioritätsschaltung, um mit dem Legaten zu sprechen.
   »Ihr Vogel ist ausgeflogen«, sagte

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