Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
der Probe bestehe ich.
   Dazu brauchen wir ihn zu sehr. Laß mich helfen…
   Ihn brauchen? Einen Terranan…
   Diese Stimme hörte sich nach dem Rothaarigen im Sky-Harbor-Hotel an, aber als Kerwin herumfuhr - er rechnete halb und halb damit, der Mann habe irgendwie den Weg in sein Zimmer gefunden - war niemand da, und die körperlosen Stimmen waren verschwunden.
   Er beugte sich vor, er starrte in den Kristall. Und dann schien sich der Stein auszudehnen, und Kerwin sah das Gesicht einer Frau.
   Einen Augenblick lang dachte er wegen des Aufleuchtens ihres roten Haars, es sei das kleine, elfenhafte Mädchen, das Taniquel genannt worden war. Dann wurde ihm klar, daß er sie nie zuvor gesehen hatte.
   Ihr Haar war rot, aber von einem hellen Rot, eher golden als rot. Sie war klein und schlank, und ihr Gesicht war rund und von kindlicher Glätte. Sie konnte noch nicht viel über Zwanzig sein, dachte Kerwin. Sie sah ihn gerade an, mit großen, verträumten grauen Augen, deren Blick durch ihn hindurchzugehen schien.
   Ich habe Vertrauen zu dir , sagte sie irgendwie, wortlos, zumindest klangen die Worte in seinem Kopf wider, und wir brauchen dich so sehr, daß ich die anderen überzeugt habe. Komm .
   Kerwins Hände verkrampften sich um die Tischkante.
   »Wohin? Wohin? « rief er laut.
   Aber der Kristall war wieder leer und blau, und das fremde Mädchen war verschwunden. Kerwin hörte seinen eigenen Aufschrei dumm von leeren Wänden widerhallen.
   War sie jemals da gewesen? Kerwin wischte sich die Stirn ab, die feucht war von kaltem Schweiß. Hatte sein eigenes Wunschdenken versucht, ihm eine Antwort zu geben? Schnell steckte er den Kristall in die Tasche. Damit durfte er keine Zeit verlieren. Er mußte sich auf den Sternenflug vorbereiten, seine Besitztümer verkaufen und Darkover auf Nimmerwiedersehen verlassen. Seine Träume und der letzte Rest seiner Jugend blieben zurück. Zurück blieben all diese vagen Erinnerungen und quälenden Träume, diese Irrlichter, die ihn halbwegs zur Vernichtung geführt hatten. Irgendwo mußte er sich ein neues Leben aufbauen. Es würde ein kleineres Leben sein, markiert durch die ZUTRITT-VERBOTEN-Schilder vor seinen toten Hoffnungen und Sehnsüchten. Voll Bitterkeit und Resignation mußte er sich aus den Träumen seines alten ein neues Leben aufbauen…
   Und dann erhob sich etwas in Jeff Kerwin, und das war nicht der gehorsame CommTerra-Angestellte, sondern etwas, das sich auf die Hinterbeine stellte und den Boden stampfte und kalt und entschieden sagte: Nein .
   So würde es sich auf keinen Fall abspielen. Der Terranan konnte ihn nicht zwingen zu gehen.
   Zum Teufel, was glauben sie, wer sie sind, diese verdammten Eindringlinge auf unserer Welt?
   Die Stimme aus dem Kristall? Nein, sagte sich Kerwin, das war eine Stimme aus seinem eigenen Inneren, die sich den Befehlen des Legaten einfach widersetzte. Dies war seine Welt, und er wollte verdammt sein, wenn er sich zwingen ließ, sie zu verlassen.
   Er stellte fest, daß er sich automatisch bewegte, ohne nachzudenken, wie ein lange verschüttetes anderes Selbst. Kerwin sah sich im Zimmer umhergehen und das meiste seines Besitztums zurücklegen. Ein halbes Dutzend kleiner Andenken warf er in eine Tasche, den Rest ließ er, wo er war. Er hängte sich die Matrix an ihrer Kette um den Hals und verbarg sie sorgsam. Schon wollte er die Uniformjacke aufknöpfen. Dann zuckte er die Schultern und behielt sie an. Doch er trat vor den Schrank und nahm den bestickten darkovanischen Mantel heraus, den er an seinem ersten Abend in Thendara gekauft hatte. Er legte ihn sich um die Schultern und machte die Verschlüsse zu. Einen kurzen Blick warf er in den Spiegel. Dann schritt er, ohne noch einmal zurückzusehen, aus seinem Quartier. Flüchtig dachte er daran, daß er es niemals wiedersehen werde.
   Er ging durch die zentral gelegenen Aufenthaltsräume der Junggesellenquartiere und nahm die Abkürzung durch die verlassenen Speisesäle. An der Außentür des Abschnitts blieb er stehen. Eine klare und unmißverständliche innere Stimme sagte: Nein, nicht jetzt, warte .
   Ohne zu verstehen, folgte er dem Wink - was hätte er sonst tun können? Er setzte sich nieder und wartete. Seltsamerweise war er überhaupt nicht ungeduldig. Das Warten hatte die gleiche ruhige Wachsamkeit wie das einer Katze vor einem Mauseloch. Es war die Überzeugung, daß es - ja, richtig war. Er saß still, die Hände

Weitere Kostenlose Bücher