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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verschlungen, und pfiff eine tonlose kleine Melodie vor sich hin. Er verspürte nicht die geringste Nervosität. Eine halbe Stunde, eine - Stunde, eineinhalb Stunden verstrichen. Seine Muskeln wurden steif, und er verlagerte sein Gewicht, aber er wartete weiter, ohne zu wissen, auf was.
   Jetzt .
   Er stand auf und trat hinaus in den leeren Korridor. Während er den Gang schnell hinunterging, fragte er sich, ob ein Haftbefehl auf ihn ausgestellt werden würde, wenn man ihn in seinem Quartier vermißte. Wahrscheinlich ja. Er hatte keine Pläne außer dem einen grundlegenden, sich der Deportation zu widersetzen. Das bedeutete, er mußte irgendwie unbeobachtet nicht nur aus dem Hauptquartier, sondern auch aus dem Raumhafen und der ganzen Terranischen Zone hinausgelangen. Was danach kam, wußte er nicht, und merkwürdigerweise kümmerte es ihn auch nicht.
   Weiter, den seltsamen Winken gehorchend, bog er aus dem Hauptkorridor ab. Dort konnte er Bekannten begegnen, die sich nach Dienstschluß in ihre Quartiere begaben. Er wandte sich einem wenig benutzten Frachtaufzug zu. Wenigstens sollte er, so sagte er sich, den darkovanischen Mantel ausziehen. Wenn ihn jemand damit innerhalb des HQ sah, würde das zu Fragen und zur Entdeckung führen. Schon hob er die Hand, um die Verschlüsse zu lösen und den Mantel über den Arm zu hängen. In Uniform würde er nur ein weiterer unsichtbarer Angestellter sein, der die Gänge durchquerte.
   Nein .
   Klar, unmißverständlich erklang die Warnung in seinem Kopf. Verwirrt ließ er die Hand sinken und behielt den Mantel an. Aus dem Aufzug trat er in einen engen Flur und blieb stehen, um sich zu orientieren. Mit diesem Teil des Gebäudes war er nicht vertraut. Am Ende des Flurs war eine Tür. Er schob sie auf und geriet in einen überfüllten Vorraum. Was nach einer ganzen Schicht von Wartungsleuten in Uniform aussah, quirlte durcheinander und machte sich für den Heimweg bereit. Und eine große Gruppe von Darkovanern in ihren farbenfrohen Anzügen und langen Mänteln bahnte sich einen Weg durch die Arbeiter in Richtung auf die Außentür und die Raumhafentore. Kerwin, der beim Anblick der vielen Menschen zuerst erschrocken war, erkannte schnell, daß niemand ihm die geringste Aufmerksamkeit zollte. Langsam und unauffällig schlängelte er sich durch die Menge und brachte es fertig, sich der Gruppe von Darkovanern anzuschließen. Niemand beachtete ihn. Kerwin nahm an, daß sie eine offizielle Delegation aus der Stadt waren, eins der Komitees, das bei der Verwaltung der Handelsstadt mithalf. Die Darkovaner bildeten eine zufällige Strömung in der Masse. Sie verfolgten ihre eigene Richtung, und Kerwin, am Rand der Gruppe, ließ sich von der Strömung mittragen, auf die Straße, aus dem Hauptquartier, durch die Tore, die aus der Einzäunung hinausführten. Die Raumpolizisten, die dort Wache standen, streiften die Darkovaner - und Kerwin - nur mit ganz flüchtigen Blicken.
   Vor den Toren bildeten sich kleine Gruppen von zweien und dreien, die stehenblieben und sich unterhielten. Einer der Männer merkte, daß ihm Kerwin fremd war, und sah ihn höflich fragend an. Kerwin murmelte eine übliche Phrase, wandte sich schnell ab und schritt aufs Geratewohl in eine Nebenstraße.

Die Altstadt lag bereits in Dunkelheit. Der Wind blies frostig, und Kerwin erschauerte ein bißchen trotz des warmen Mantels. Wohin ging er überhaupt?
   Er zögerte an der Straßenecke, wo er einmal in dem Restaurant dort Ragan zu einer Erklärung hatte zwingen wollen. Sollte er das Lokal betreten und nachsehen, ob der kleine Mann anwesend war und ihm nützlich sein konnte?
   Wieder kam das klare, unmißverständliche Nein von seinem inneren Führer. Ob er sich das alles nur einbildete? Nun, im Grunde kam es nicht darauf an, ob es so oder anders war, und jedenfalls hatten die wortlosen Winke ihn aus dem HQ hinausgeführt. Deshalb wollte er sich weiter danach richten. Er sah zum HQ-Gebäude hin, das von dem sich verdichtenden Nebel bereits halb ausgewischt war. Dann wandte er ihm den Rücken, und es war, als werfe er im Geist eine Tür hinter sich zu. Das war das Ende dieses Lebensabschnitts. Er hatte sich losgerissen, und er wollte nicht wieder zurückblicken.
   Mit dieser Entscheidung senkte sich ein seltsamer Friede auf ihn herab. Er verließ die ihm bekannten Straßen und entfernte sich schnell aus dem Gebiet der Handelsstadt.
   Noch nie war er so weit in die Altstadt eingedrungen, nicht

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