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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seine Kindheit als Waise mit Größenwahn?
   Er lief hin und her, trat ans Fenster und starrte auf die rote Sonne, die sich auf die Berge herabsenkte. Die blutige Sonne . Irgendein romantischer Dichter hatte Cottmans Stern vor langer Zeit diesen Namen gegeben. Als die plötzliche Dunkelheit hereinbrach, ballte Kerwin die Fäuste und blickte zum Himmel auf.
   Darkover. Für mich ist jetzt Schluß mit Darkover. Um diese Welt habe ich gekämpft, und sie wirft mich hinaus. Ich habe gearbeitet und Pläne geschmiedet, um hier nach Darkover zurückzukehren, und es war alles umsonst. Ich finde nichts als Enttäuschungen, geschlossene Türen, Tod…
   Die Matrix ist wirklich. Ich habe sie nicht geträumt oder erfunden. Und die Matrix gehört zu Darkover…
   Er steckte die Hand in die Tasche und zog den blauen Stein heraus. Irgendwie war er der Schlüssel zum Geheimnis, der Schlüssel, der alle ihm vor dem Gesicht zugeworfenen Türen öffnen konnte. Vielleicht hätte er ihn dem Legaten zeigen sollen… Nein. Der Legat wußte ganz genau, daß Kerwin die Wahrheit sprach. Nur hatte er sich aus irgendeinem Grund entschlossen, das nicht zuzugeben. Angesichts der Matrix hätte er einfach eine neue Lüge erfunden.
   Kerwin überlegte, woher er wußte, daß der Mann gelogen hatte. Ohne einen Zweifel, ohne ein Zögern wußte er, daß der Mann aus irgendeinem ihm allein bekannten Grund gelogen hatte. Warum?
   Er zog die Vorhänge zu und schloß die Schwärze draußen, die Lichter des Raumhafens unten aus. Er legte den Kristall auf den Tisch. Dann blieb er unschlüssig stehen. Vor seinem geistigen Auge sah er das Bild einer Frau, die einen häßlichen Tod gefunden hatte, und er erinnerte sich an das Entsetzen, das in ihm aufgestiegen war…
   Ich habe etwas gesehen, als sie in die Matrix blickte, aber ich kann mich nicht erinnern, was es war. Ich weiß nur noch, daß es mich zu Tode ängstigte… Das Gesicht einer Frau flackerte vor ihm, dunkle Gestalten stürzten aus einer sich öffnenden Tür… Er biß die Zähne zusammen, bezwang die Panik, die gegen die geschlossene Tür seiner Erinnerung hämmerte. Aber er konnte sich gar nicht erinnern. Da waren nur die Furcht, der Schrei einer Kinderstimme und Dunkelheit.
   Streng befahl er sich, kein Narr zu sein. Ragan hatte diesen Kristall benutzt, und er hatte ihn nicht verletzt. Unsicher ließ sich Kerwin vor dem auf dem Tisch liegenden Kristall nieder, beschattete seine Augen, wie die Frau es getan hatte, und blickte hinein. Nichts geschah.
   Verdammt, vielleicht war ein besonderer Trick dabei, vielleicht hätte er Ragan auftreiben und ihn überreden oder bestechen sollen, damit er ihn lehrte, wie der Stein zu benutzen war. Nun, dafür war es jetzt zu spät. Kerwin starrte grimmig entschlossen in den Kristall, und einen Augenblick lang war ihm, als schimmere ein blasses Licht darin auf, das in ihm eine leichte Übelkeit erzeugte. Aber es verschwand wieder. Kerwin schüttelte den Kopf. Sein Hals war steif geworden, und seine Augen spielten ihm Streiche, das war alles. Der Blick in die altbekannte Kristallkugel war nichts als eine Art Selbsthypnose, und davor mußte er sich hüten.
   Das Licht blieb. Als schwacher, nadelspitzengroßer Farbfleck bewegte es sich innerhalb des Steins. Es flammte auf , und Kerwin fuhr zusammen. Es war, als habe ein rotglühender Draht sein Gehirn berührt. Und dann hörte er eine weit entfernte Stimme, die seinen Namen rief… Nein. Es waren keine Wörter. Aber sie sprach zu ihm , zu niemandem sonst, der je existiert hatte, es war eine ganz und gar persönliche Botschaft. Es war etwas Ähnliches wie Du, ja du. Ich sehe dich .
   Oder sogar: Ich erkenne dich .
   Benommen schüttelte er den Kopf. Er umklammerte die Tischkante. Sein Kopf schmerzte, aber jetzt konnte er nicht mehr aufhören. Ihm war, als höre er sprechen, nur zufällige Silben… eine leise murmelnde Stimme oder mehrere Stimmen, die gerade unter der Grenze der Verständlichkeit lagen. Wie ein plätschernder, wispernder Bach, der über scharfe Steine rieselt, ging es dahin.
   Ja, er ist der eine.
   Jetzt kannst du nicht mehr widersprechen.
   Cleindori hat zu schwer dafür gekämpft, als daß wir es vergeuden dürften.
   Weiß er, was er hat, und was geschieht?
   Sei vorsichtig! Verletze ihn nicht! Er ist es nicht gewöhnt.
   Ein Barbar, ein Terranan…
   Wenn er uns überhaupt nützen soll, muß er seinen Weg allein und ungeleitet finden, auf

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