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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ganzes Leben lang mit Matrix-Arbeitern zusammen. So ist es immer, wenn viel zu tun ist. Man hat nur eine bestimmte Menge von Energie, und die fließt gänzlich in die Arbeit, und nichts bleibt mehr übrig. Mach dir keine Gedanken darüber.« Sie kicherte schelmisch. »Als ich in Neskaya ausgebildet wurde, haben einer der Männer und ich uns manchmal getestet. Wir legten uns zusammen ins Bett - und wenn einer von uns auch nur an etwas anderes als Schlaf denken konnte, war das ein Beweis, daß er gemogelt und nicht alle Kraft für die Matrix-Arbeit hergegeben hatte.«
   Kerwin empfand wütende Eifersucht auf die Männer, die sie auf diese Weise gekannt hatte, aber er war wirklich zu müde, um dem nachzuhängen.
   Sie streichelte sein Haar. »Schlaf, Bredu… wir werden Zeit füreinander haben, wenn dies vorbei ist - falls du mich dann noch willst.«
   » Falls ich dich dann noch will?« Kerwin fuhr in die Höhe und starrte das Mädchen an. Sie lag mit geschlossenen Augen auf dem Kissen, blasse Sommersprossen auf ihrem elfenhaften Gesicht. Das aufgelöste Haar flutete sonnenhell über das Bettzeug. »Was meinst du, Tani?«
   »Ach, Menschen ändern sich«, antwortete sie vage. »Denk jetzt nicht darüber nach. Hier… « Sie zog ihn sanft herab, ihre leichten Hände liebkosten seine Stirn. »Schlaf, Geliebter, du bist ganz erschöpft.«
   So müde er war, ihre Worte hatten den Schlaf vertrieben. Wie konnte Taniquel zweifeln - oder hatte irgendeine Vorausschau von dem Mädchen Besitz ergriffen? Seit sie ein Paar geworden waren, war er glücklich gewesen. Jetzt erfaßte ihn zum ersten Mal Unruhe, und vor seinem geistigen Auge zuckte ein Bild von Taniquel auf, die Hand in Hand mit Auster über die Wehrgänge des Turms spazierte. Was war zwischen Taniquel und Auster gewesen?
   Er wußte , daß Taniquel auf eine Weise Anteil an ihm nahm, die er bei keiner Frau für möglich gehalten hätte. Sie befanden sich in völliger Harmonie miteinander. Er verstand jetzt, warum seine beiläufigen Affären mit Frauen nie unter die Oberfläche gegangen waren. Mit seiner ihm selbst unbekannten telepathischen Begabung hatte er die Seichtheit jener Frauen wahrgenommen. Er hatte sich selbst einen Idealisten geschimpft, der mehr wollte, als irgendeine Frau geben konnte. Jetzt wußte er, daß es möglich war. Seine Verbindung mit Taniquel hatte ihm eine ganz neue Dimension erschlossen, zum ersten Mal hatte er geteilte Leidenschaft, echte Intimität kennengelernt. Er wußte , Taniquel lag viel an ihm. War es denkbar, daß sie so tief für ihn empfand, wenn sie für einen anderen ebenso empfinden konnte?
   Während er wach und - natürlich - mit hämmerndem Kopf dalag, fielen ihm allerhand Kleinigkeiten ein. Ihm wurde klar, daß jeder im Arilinn-Turm über sie beide Bescheid wußte. Er hatte bisher nicht darauf geachtet, auf ein Lächeln von Kennard, einen bedeutungsvollen Blick von Mesyr, und selbst der kleine Wortwechsel mit Neyrissa - Bist du eifersüchtig? - nahm jetzt Bedeutung an.
   Und ich habe mir nicht klargemacht, daß das in einer telepathischen Kultur selbstverständlich ist. Eine Privatsphäre gibt es da nicht, und ich habe es nicht verstanden… Plötzlich überfiel ihn der Gedanke in seiner ganzen Peinlichkeit: Sie waren alle Telepathen. Lasen sie seine Gedanken, seine Gefühle, spionierten sie aus, was er mit Taniquel geteilt hatte? Es wurde ihm siedend heiß, als habe er geträumt, nackt über den Marktplatz zu spazieren und dann aufzuwachen und festzustellen, daß es wahr war…
   Taniquel, halb im Schlaf, hielt seine Hand und kuschelte sich an ihn. Jetzt wurde sie mit einem Ruck wach, als habe ein glühender Draht sie berührt. Entrüstung flammte in ihrem Gesicht.
   »Du… du bist wirklich ein Barbar!« tobte sie. »Du… du Terranan! « Sie kletterte aus dem Bett, riß ihren Morgenrock an sich und war auch schon verschwunden. Ihre leichten Schritte erstarben mit zornigem Klappern der Sohlen auf dem unebenen Fußboden. Diese plötzliche Wut verblüffte Kerwin. Seine Kopfschmerzen quälten ihn. Er sagte sich, er müsse vernünftig sein, morgen hatte er Arbeit zu tun. Deshalb legte er sich hin und gab sich große Mühe, die Techniken anzuwenden, die Neyrissa ihn gelehrt hatte, die Muskeln zu lockern, die Atmung auf den normalen Rhythmus zu verlangsamen, dadurch die Spannung in seinem Körper zu vertreiben, das Hämmern des Blutes in seinen Schläfen zu mildern. Aber er war zu verwirrt und

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