Darkover 18 - Hasturs Erbe
sanfte Klappen der Hufe in der Dunkelheit. Er machte sich bereit aufzusitzen und wandte sich noch einmal um, um Javanne zu umarmen. Sie weinte. Auch er mußte Tränen von den Lidern fortblinzeln. Er flüsterte: »Sei gut zu meinem Sohn, Liebling.« Was sollte er noch sagen?
Javanne küßte ihn eilig und sagte: »Sage, daß du zurückkommst, Bruder. Sag sonst nichts mehr.« Ohne auf ein weiteres Wort zu warten, entzog sie sich ihm und rannte durch die Dunkelheit zurück zum Haus.
Die Tore von Edelweiß schlossen sich hinter ihm. Regis war allein. Die Nacht war dunkel und neblig. Er schnallte den Umhang am Hals zu und berührte dabei den kleinen Beutel, in dem die Matrix lag. Selbst durch die isolierende Umhüllung spürte er sie, was kein anderer gekonnt hätte. Ein kleines lebendes Ding, das pulsierte… Er war mit ihr allein, unter einer schmalen Mondsichel, die sich über den fernen Hügeln senkte. Bald würde auch dieses schwache Licht verschwunden sein.
Er schüttelte sich, murmelte etwas zu seinem Pferd, reckte sich auf und ritt nach Norden. Die erste Etappe seiner Reise in das Unbekannte hatte begonnen.
16
(Lew Altons Erzählung)
Bis zum Tag meines Todes, dessen bin ich sicher, werde ich mich an die erste glückliche Zeit in Aldaran erinnern.
In meinen Träumen ist alles, was später geschah, wie ausgelöscht, all die Schmerzen und das Entsetzen, und ich erinnere mich nur an die Zeit, in der wir alle beieinander waren, und ich mich glücklich, zum ersten und letzten Mal in meinem Leben vollständig glücklich fühlte. Jene Träume durchzieht Thyra wie ein fremdartiges, schönes Tier, aber sanft und gezähmt, wie sie in jenen Tagen war: zart, friedlich und liebevoll. Beltran ist auch da, feurig und begeistert von dem Traum, der uns alle angesteckt hatte, mein Freund und fast mein Bruder. Auch Kadarin ist immer dort, und in meinen Träumen lächelt er freundlich, ein Hort der Stärke, der uns alle aufrichtet, wenn wir straucheln. Und Rafe, der Sohn, den ich niemals haben werde, immer an meiner Seite, den Blick zu mir emporgerichtet.
Und Marjorie.
Marjorie ist in jenen Träumen immer neben mir. Aber über Marjorie kann ich nichts sagen. Nur daß wir zusammen und ineinander verliebt waren, wenn die Furcht auch schon einen kleinen, kleinen Schatten warf, wie der eisige Hauch eines noch nicht sichtbaren Gletschers. Ich wollte sie haben, gewiß, und ich haßte die Tatsache, daß ich sie nicht einmal leicht berühren durfte. Aber es war nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Psi verzehrt soviel an Energie und Kraft, daß kaum etwas anderes übrigbleibt. Ich war in jedem wachen Augenblick bei ihr, und das war genug. Fast genug. Und auf den Rest konnten wir warten.
Ich wollte ein fähiges Team, daher arbeitete ich Tag für Tag mit ihnen und versuchte, uns in einen funktionierenden Zirkel zu formen, der präzise aufeinander abgestimmt miteinander arbeiten konnte. Noch arbeiteten wir mit kleinen Matrizes. Bevor wir uns verbanden und die Kraft der großen Matrix anriefen, mußten wir absolut, ohne verborgene Schwächen, aufeinander eingestimmt sein. Ich hätte mich in einem Zirkel von sieben oder acht Personen, wie auf dem Arilinn, sicherer gefühlt. Fünf Menschen bilden nur einen kleinen Zirkel, selbst wenn Beltran von außen als Psi-Monitor arbeitete. Aber Thyra und Kadarin waren stärker als die meisten auf dem Arilinn - ich hatte erkannt, daß beide stärker als ich waren, wenn ich auch mehr Fertigkeiten und Training besaß -, und Marjorie war ein phantastisches Talent. Auch auf dem Arilinn hätte man sie schon am allerersten Tag zur potentiellen Bewahrerin bestimmt.
Mit der allmählichen Verschmelzung unserer Gedanken war zwischen uns tiefe Wärme, Zuneigung, ja selbst Liebe entstanden. Es war immer so, wenn sich ein Zirkel aufbaute. Es war enger als die Intimität innerhalb einer Familie, näher als sexuelle Liebe. Es war ein Verschmelzen, als lösten wir uns ineinander auf. Jeder trug seinen Teil dazu bei, der individuell und einzigartig war, und irgendwie bildete die Vereinigung von uns mehr als die bloße Summe der Teile.
Doch die anderen wurden langsam ungeduldig. Thyra formulierte schließlich, was wir alle wissen wollten.
»Wann beginnen wir, mit der Sharra-Matrix zu arbeiten? Wir sind bereit dafür, besser könnte es nicht sein.«
Ich erhob Einwände. »Ich hatte gehofft, noch andere zu finden, die mit uns arbeiten können. Ich weiß nicht, ob wir
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