Darkover 18 - Hasturs Erbe
allein mit einer neunschichtigen Matrix fertig werden.«
Rafe fragte: »Was ist eine neunschichtige Matrix?«
»Im allgemeinen«, sagte ich trocken, »kann man nur zu neun Personen sicher mit dieser Matrix arbeiten. Und mit einer guten, vollausgebildeten Bewahrerin.«
»Ich habe doch gesagt, wir hätten Thyra nehmen sollen«, meinte Kadarin.
»Darüber möchte ich mit dir nicht streiten. Thyra ist ein sehr starker Telepath. Sie ist eine exzellente Technikerin und Mechanikerin. Aber sie ist keine Bewahrerin.«
Thyra fragte: »Wie genau unterscheidet sich die Bewahrerin von allen anderen Telepathen?«
Ich versuchte, in Worte zu kleiden, was sie nicht begriff. »Eine Bewahrerin stellt die zentrale Kontrolle im Zirkel dar. Ihr habt das alle schon gesehen. Sie hält die Kräfte zusammen. Wißt ihr, was Energone sind?«
Nur Rafe versuchte eine Antwort. »Sind das die kleinen Wellendinger, die ich sehe, wenn ich in die Matrix blicke?«
Das war übrigens eine gute Antwort. Ich sagte: »Es ist ein rein theoretischer Name für etwas, von dem niemand sicher weiß, daß es existiert. Man hat es als den Teil des Gehirns festgelegt, der die Psi-Kräfte kontrolliert und eine bestimmte Energie ausstrahlt, die wir Energone nennen. Wir können beschreiben, was sie tun, wenn wir sie auch selber nicht richtig definieren können. Sie werden, wenn sie durch eine Matrix gerichtet und zentriert werden - wie ich es euch gezeigt habe -, ungeheuer verstärkt, wobei die Matrix als Transformator wirkt. Diese verstärkten Energone transformieren die Energie. In einem Matrix-Zirkel nun empfängt der Bewahrer die Energon-Ströme aller Teilnehmer und zentriert sie in einen einzigen, gerichteten Strahl, und dieser gerichtete Strahl geht durch die große Matrix.«
»Warum sind immer Frauen Bewahrer?«
»Nicht immer. Es hat auch männliche Bewahrer gegeben, mächtige sogar, und andere Männer, die die Stelle von Bewahrerinnen eingenommen haben. Aber Frauen haben mehr positive Energon-Ströme, und sie entwickeln sie früher und halten sie länger.«
»Du hast erklärt, warum eine Bewahrerin keusch sein muß«, sagte Marjorie, »aber ich verstehe es immer noch nicht.«
Kadarin sagte: »Das ist doch abergläubischer Unsinn. Deshalb kann man es nicht verstehen. Es ist Unsinn.«
»In den alten Tagen«, meinte ich, »als man diese riesigen Matrixschirme aufbaute, diese großen synthetischen, waren die Bewahrerinnen Jungfrauen, die man von frühester Jugend an ausbildete und auf eine Art und Weise konditionierte, die ihr euch nicht vorstellen könnt. Ihr wißt, wie eng ein Matrixzirkel ist.« Ich blickte sie alle an und betonte dabei diese Nähe. »In jenen Zeiten mußte eine Bewahrerin lernen, Teil des Zirkels zu sein, aber vollständig, vollständig davon losgelöst.«
Marjorie sagte: »Ich könnte mir vorstellen, daß sie dabei wahnsinnig wurden.«
»Viele wurden es. Auch heute noch geben Frauen nach ein oder zwei Jahren Arbeit als Bewahrerin auf. Es ist zu schwierig und frustrierend. Heute verlangt man von den Bewahrerinnen in den Türmen nicht mehr, daß sie Jungfrauen sind. Aber solange sie dort arbeiten, bleiben sie keusch.«
»Hört sich unsinnig an«, meinte Thyra.
»Keineswegs«, gab ich zurück. »Die Bewahrerin empfängt und kanalisiert sämtliche Energie von allen. Niemand, der jemals mit diesen hochkarätigen Energieströmen zu tun gehabt hat, würde die geringste Chance eingehen, daß sie sich im Körper kurzschließen. Es wäre, als würde man von einem Blitz getroffen.« Ich streckte ihnen wieder meine Narbe hin. »Das war ein drei Sekunden langer Kurzschluß. Also: Es gibt im Körper Gruppen von Nervenfasern, die die Energieströme kontrollieren. Das Problem ist nun, daß die nämlichen Nervengruppen zwei Arten von Energien tragen: einmal die Psi-Ströme, die Energone, die die Kraft ins Gehirn leiten. Sie transportieren aber auch sexuelle Energien und Botschaften. Daher bekommen einige Telepathen die Schwellenkrankheit, wenn sie in die Pubertät kommen: Diese beiden Arten von Energie, Sexualität und Laran , erwachen zum selben Zeitpunkt. Wenn man sie nicht richtig handhabt, wird man überstimuliert, manchmal tödlich, weil eine jede die andere anregt und man eine kreisförmige Rückkopplung hat.«
»Deshalb also… «, fragte Beltran.
Ich nickte, weil ich wußte, was er fragen wollte. »Wann immer es einen Energiemangel gibt, wie bei
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