Darkover 18 - Hasturs Erbe
und zugeschwollen, daß ich sie kaum öffnen konnte. Mein Gesicht war überall zerschnitten, vielleicht von den schweren Ringen Kadarins. Es würde Narben geben.
Schlimmer als der physische Schmerz, der allein schon böse genug war, war dieses grauenhafte Gefühl von Leere. Müde fragte ich mich, warum ich noch am Leben war. Einige Telepathen sterben durch Schock, wenn man sie gewaltsam von ihrer auf sie abgestimmten Matrix trennt. Ich gehörte zu den unglücklicheren.
Marjorie. Meine letzte Erinnerung an sie war ihr Schrei. Hatte man auch sie gequält?
Wenn Kadarin ihr etwas angetan hatte, würde ich ihn töten…
Dieser Gedanke war ein quälender Schmerz. Er war mein Freund gewesen… das konnte er doch nicht gespielt haben… nicht gegenüber einem Telepathen. Sharra hatte ihn korrumpiert…
Ich wünschte mir, er hätte mir wirklich die Kehle durchgeschnitten.
Sharra. Ich sah nach der Matrix, doch sie war verschwunden. Ich war froh, das verdammte Ding los zu sein, doch ich hatte auch Angst. Würde sie uns freilassen?
Ich trank ein wenig Wasser, um das Gefühl trockener Übelkeit zu vertreiben. Meine Hand glitt immer wieder zum Hals, wo die Matrix hätte sein sollen. Ich konnte nicht richtig denken und sehen, und in meinen Ohren klang ein monotones Dröhnen. Ich war wirklich überrascht, diesen Schock überlebt zu haben.
Langsam bemerkte ich noch etwas. So verletzt und zerschunden ich auch war, so befand sich doch weder im Gesicht noch auf meinen Kleidern Blut. Auch die Kleider waren in Ordnung. Deshalb mußte jemand hier gewesen sein, meine Wunden irgendwie versorgt und mir frische Kleider angezogen haben. Vielleicht Kadarin, als er die Sharra-Matrix abholte?
Ich merkte, wie mir der Gedanke zuwider war, daß Kadarin hergekommen und meinen bewußtlosen Körper berührt hatte. Ich biß die Zähne zusammen, merkte aber, daß es zu weh tat und entspannte mich wieder. Noch ein Hühnchen, das ich mit ihm zu rupfen hatte.
Nun, er hatte mir das Schlimmste angetan, und ich war immer noch am Leben.
Vorsichtig drückte ich die Türklinke herab. Wie ich vermutet hatte, war die Tür von außen versperrt.
Meine Schmerzen waren so groß, daß mir der Gedanke an ein heißes Bad in den Sinn kam. Aber der Gedanke, nackt und hilflos in der Wanne überrascht zu werden, nahm dem Gedanken jede Verlockung. Ich tauchte ein Tuch in heißes Wasser und tupfte mein geschundenes Gesicht ab.
Dann durchwühlte ich meine Zimmer. Natürlich waren Schwert und Dolch verschwunden. Als ich in den Satteltaschen nach meinen schweren Reitstiefeln suchte, merkte ich, daß selbst das kleine skean-dhu im Stiefel aus seiner Scheide verschwunden war.
Ein grimmiges Lächeln überzog mein Gesicht. Hielten sie mich etwa für hilflos? Ich verfügte immer noch über meine Ausbildung bei den Wachen, und Kadarin könnte mich - vielleicht - genug verachten, um allein zurückzukommen.
Ich zog mir einen Stuhl heran. Ich war immer noch so unsicher auf den Beinen, daß ich nicht stehend auf ihn warten konnte, deshalb setzte ich mich mit dem Gesicht zu der verschlossenen Tür nieder.
Früher oder später würde er kommen. Und ich würde bereit sein.
Nach langer Zeit hörte ich ein leises, metallisches Reiben von der Tür her. Jemand versuchte heimlich, den Riegel beiseite zu schieben. Schließlich begann sich die Tür sehr, sehr langsam zu öffnen.
Ich sprang auf, ergriff die Hand, die sich gerade hereinschob -und fühlte das zarte Handgelenk zu spät, um die Gewalt des Schlages abfangen zu können. Marjorie stürzte herein, keuchte und fiel gegen den Türrahmen. Ich ließ ihre Hand fallen, als hätte ich mich verbrannt. Sie stolperte, taumelte, und ich fing sie rasch auf.
»Schnell«, flüsterte sie, »mach die Tür zu.«
»Die Götter mögen uns beschützen«, flüsterte ich und starrte sie entsetzt an. »Ich hätte dich töten können!«
»Ich bin froh, daß du dazu in der Lage bist… « Sie holte tief Luft. »Lew, dein Gesicht! O Gott… «
»Die liebevolle Zuwendung eines Verwandten.« Ich schloß die Tür und schob einen schweren Stuhl davor.
»Ich habe sie angefleht… gebettelt… «
Ich legte den Arm um sie. »Armes. Ich weiß. Ich habe dich gehört. Haben sie dir etwas angetan?«
»Nein. Selbst Beltran hat mich nicht angerührt, obwohl ich ihn gebissen und gekratzt habe«, sagte sie unter kurzen Atemstößen. »Ich habe deine Matrix.
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