Darkover 18 - Hasturs Erbe
wollt.«
Regis sagte: »Sie haben mir mein Schwert und Danilo den Dolch fortgenommen.« Aus irgendeinem Grund schien ihn der Verlust des Dolches am meisten zu bekümmern. Ich hatte keine Zeit, mich darüber zu wundern. Ich ging hinaus und entwand den bewußtlosen Wachleuten die Schwerter, gab Regis eines und gürtete mir das andere um. Die Dolche gab ich Marjorie und Danilo. »Ich habe den Diebstahl meiner Verwandten wiedergutzumachen«, sagte ich. »Und nun laßt uns hier verschwinden.«
»Wohin sollen wir gehen?«
Rasch traf ich meine Entscheidung. »Ich werde Marjorie mit auf den Arilinn nehmen«, sagte ich. »Ihr beide macht euch so rasch und so weit wie möglich aus dem Staub, bevor hier die Hölle losbricht.«
Regis nickte. »Wir werden uns direkt nach Thendara begeben und den Comyn Bericht erstatten.«
»Sollten wir nicht besser alle zusammenbleiben?« meinte Danilo.
»Nein, Dani. Einer von uns muß durchkommen, wenn man die anderen wieder einfängt, und wir müssen die Comyn warnen, was immer auch passiert. Hier wird eine unkontrollierbare, unabgeschirmte Matrix eingesetzt. Sagt ihnen das, wenn ich es nicht kann.« Dann zögerte ich. »Regis, nimm nicht den direkten Weg. Das wäre Selbstmord! Dort werden sie zuerst suchen.«
»Dann kann ich vielleicht die Verfolger dort von dir ablenken«, sagte er. »Sie sind sowieso hinter dir und Marjorie her. Danilo und ich bedeuten ihnen nichts.«
Ich war mir nicht so sicher. Dann sah ich, was ich nicht außer acht lassen durfte. Ich sagte: »Nein. Wir können uns nicht trennen, und ich schicke euch auf den gefährlicheren Weg. Du bist krank.« Es war die Schwellenkrankheit, wie ich schließlich gemerkt hatte. »Ich kann den Erben der Hasturs nicht solcher Gefahr aussetzen.«
»Lew, wir müssen uns trennen.« Er sah mir direkt in die Augen. »Jemand muß durchkommen, um die Comyn zu warnen.«
Es stimmte, was er sagte, und ich wußte es. »Kannst du die Reise auf dich nehmen?« fragte ich ihn.
»Ich werde auf ihn aufpassen«, sagte Danilo, »und auf der Straße ist es besser für ihn als in den Händen Beltrans, besonders dann, wenn ihr entkommen seid.« Auch das stimmte. Danilo verteilte rasch den Inhalt von Regis Satteltaschen und sortierte das meiste aus. »Wir dürfen uns nur mit wenig Gepäck belasten. Hier ist noch Proviant von Regis' Reise hierher… « Schnell teilte er getrocknetes Fleisch, Trockenfrüchte und hartes Brot in zwei Päckchen. Das größere gab er mir mit den Worten: »Du wirst auf den Nebenstraßen reisen und nicht so oft auf Dörfer treffen.«
Ich stopfte es in die Innentasche meines Reitumhangs und blickte Marjorie an. »Können wir ungesehen hinausgelangen?«
»Das ist leicht. In den Ställen weiß man wahrscheinlich von nichts. Wir werden Pferde bekommen.«
Marjorie führte uns durch eine kleine Seitentür in der Nähe der Ställe. Die meisten Stallburschen schliefen. Sie weckte einen alten Mann, der sie als Kermiacs Mündel erkannte. Es war vielleicht ein bißchen exzentrisch für sie, wenn sie bei Anbruch der Nacht mit Beltrans Ehrengästen ausreiten wollte, doch ein alter Pferdebursche hatte keine Fragen zu stellen. Die meisten hatten uns zusammen gesehen und den Schloßklatsch über unsere bevorstehende Heirat gehört. Wenn er von dem Streit wußte, hätte er es sicher so interpretiert, daß Marjorie und ich durchbrannten, um gegen Beltrans Willen zu heiraten. Gewiß blickte uns der alte Pferdeknecht deshalb so mitfühlend an. Er fand für uns alle Pferde. Ich dachte noch an die Eskorte der Comyn, die mit mir gekommen war.
Ich könnte den Soldaten befehlen, mit Danilo und Regis zu reiten und sie zu beschützen. Aber das würde Aufmerksamkeit erregen. Marjorie sagte leise: »Wenn sie nicht wissen, wohin du gegangen bist, kann man sie auch nicht zum Reden bringen.« Das gab den Ausschlag.
Wenn wir bis zum Morgen schnell durchritten und Beltrans Wachen so lange schliefen, wie ich ihnen befohlen hatte, waren wir vielleicht außer Reichweite für die Verfolger. Wir führten die Pferde ans Tor, und der alte Pferdebursche ließ uns hinaus. Ich hob Marjorie in den Sattel und machte mich bereit zum Aufsitzen. Sie blickte mit flüchtiger Trauer zurück, sah aber meinen beobachtenden Blick, lächelte tapfer und wandte ihren Kopf zur Straße.
Ich ging zu Regis und umarmte ihn einen Augenblick lang freundschaftlich. Würde ich ihn jemals wiedersehen? Ich dachte, ich
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