Darkover 18 - Hasturs Erbe
ist mein Freund. Ich will nachsehen, ob er verletzt ist.« Damon ignorierte Dyans starren Blick und kniete sich neben den gestürzten Kadetten. Die anderen Kadetten, die die Hälse reckten, konnten dort einen leuchtenden Blutfleck sehen, wo Julians Kopf auf den Tisch aufgeschlagen war. »Er blutet! Ihr habt ihn umgebracht!« sagte Damon mit schriller Stimme.
»Unsinn!« schnappte Dyan. »Tote bluten nicht so!« Er kniete nieder, glitt mit den Fingerspitzen über den Kopf des Jungen und winkte zwei Kadetten des dritten Jahrgangs herbei. »Bringt ihn ins Stabsbüro und holt Meister Raimon, damit er nach ihm sieht.«
Als man Julian heraustrug, murmelte Gabriel Vyandal über den Tisch hinweg: »Es ist nicht fair, uns zu einer so frühen Stunde zu kontrollieren, wenn wir noch halb schlafen.« Es war so still in der Messe, daß man ihn gut hören konnte. Dyan schritt durch den Raum, sah ihn mit gekräuselten Lippen an. »Das ist die Zeit, in der ihr am meisten auf der Hut sein müßt, Kadett. Glaubst du, daß Straßenräuber in der Stadt, Taschendiebe oder Banditen an der Grenze sich eine euch genehme Stunde heraussuchen, um euch anzugreifen? Es ist Teil eurer Ausbildung, daß ihr praktisch jeden Moment auf der Hut seid, Kadetten.« Damit wandte er ihnen den Rücken zu und ging hinaus.
Gareth murmelte: »Eines Tages wird er uns umbringen. Ich frage mich, was er dann zu sagen hat.«
Damon kehrte auf seinen Platz zurück und sah sehr blaß aus. »Er hat mich nicht einmal mitgehen lassen, damit ich seinen Kopf halten konnte.«
Gabriel legte ihm tröstend die Hand auf den Arm. Er sagte: »Mach dir keine Sorgen. Meister Raimon wird sich gut um ihn kümmern.«
Regis hatte das Blut erschüttert, doch ein Gefühl ausgeprägter Fairneß ließ ihn sagen: »Lord Dyan ist schon in Ordnung, wißt ihr. Wenn wir wirklich im Feld sind, kann uns ein Moment der Unaufmerksamkeit töten, nicht nur verletzen.«
Damon starrte Regis an. »Du hast ja gut reden, Hastur. Mir fallt auf, daß er an dir nie herumnörgelt.«
Regis, dessen Rippen ständig grün und blau waren von den Schlägen Dyans, wenn sie ihre Fechtübungen abhielten, sagte: »Ich glaube, er weiß, daß ich beim Waffentraining genug Schläge von ihm abbekomme.« Ihm kam in den Sinn, daß auch darin etwas Grausames lag. Kennard Alton hatte ihm beigebracht, mit dem Schwert umzugehen, als er noch als der beste Fechter der Domäne galt. Doch bei täglicher Übung entweder mit Kennard oder mit Lew über zwei Jahre hinweg hatte er weniger Verletzungen eingesteckt als von Dyan in wenigen Wochen.
Einer aus dem zweiten Jahrgang sagte deutlich hörbar: »Was erwartet ihr denn von einem Comyn. Die stecken doch alle unter einer Decke.«
Regis beugte den Kopf über den kalten Haferschleim. Was sollte es, dachte er. Er konnte seine Verletzungen nicht jedem zeigen - er hätte den Mund halten sollen. Danilo versuchte mit zitternden Fingern zu essen. Dieser Anblick erfüllte Regis mit Kummer, doch er wußte nicht, was er sagen wollte, ohne sich ihm aufzudrängen.
In der Baracke machte Regis rasch sein Bett und half Damon, Julians Pritsche und seine Sachen in Ordnung zu bringen. Wenn Julian zurückkam, würde man ihn wenigstens nicht dafür bestrafen, daß er Bett und Regal unordentlich hinterlassen hatte. Nachdem die anderen Kadetten zum Waffenübungsplatz gegangen waren, blieben er und Danilo zurück. Sie waren an der Reihe, den Boden zu fegen und die Feuerstelle zu säubern. Regis machte sich sorgfältig daran, die Asche zusammenzukehren und den Vorplatz zu reinigen. Man wußte nie, welcher Offizier die Inspektion vornahm, und einige waren genauer als andere. Er tat die Arbeit um so ordentlicher, als er sie haßte, doch seine Gedanken waren abwesend. War Julian wirklich verletzt? Dyan war einfach zu grob gewesen.
Er war sich bewußt, daß Danilo, der mit stirnrunzelnder Entschlossenheit den schweren Besen durch den Raum schob, von einem dumpfen Elend niedergedrückt wurde, das alles andere überdeckte. Regis fragte sich, ob es möglich war, die Gefühle anderer abzublocken, denn er reagierte auf Danilos Stimmungen zu sensibel. Wenn er gewußt hätte, was Dani dachte oder warum er so wütend und bekümmert war, wäre es nicht so schlimm gewesen, doch Regis stieß lediglich auf die nackten Gefühle.
Er spürte die Gegenwart von Lew Alton und blickte auf, als dieser durch den Raum schritt. »Noch nicht fertig? Laß dir Zeit, Kadett. Ich
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