Darkover 19 - Retter des Planeten
begründet als ›Freiraum für Frauen‹, ausgegeben wird.«
Ein hartes Wort - Apartheid -, bezeichnet es doch machtpolitische Verhältnisse, in denen Teile der Bevölkerung von grundlegenden Rechten ausgeschlossen sind. Wie kann es dann Apartheid sein, wenn Frauen sich ihren »Freiraum« erstreiten, zu dem in der Tat Männer einmal keinen Zugang haben? Erinnern wir uns an die Errichtung der ersten »Frauenkneipen«, zu denen Männer keinen Zutritt haben.
Auch in Vierteln, wo eine Kneipe neben der anderen steht, bestanden Männer auf ihrem Recht, ausgerechnet in der »Frauenkneipe« ihr Bier zu trinken. Auch sie verwiesen auf den Gleichheitsgrundsatz, sahen aber nicht, daß Frauen diesen Freiraum haben wollten , um unter sich zu sein, um ohne männliche »Anmache« ihr Bier trinken zu können. Wenn Frauen wie Marion Zimmer Bradley sich derartig abgrenzen und absichern gegen die Frauenbewegung bzw. den erwarteten Vorwurf, selbst »so eine« zu sein, dann muß das einen Grund haben. Und dieser wird im folgenden Satz aus dem Vorwort nur zu deutlich:
»Nun, ironischerweise ist dies eine Anthologie, die sich allein aus Erzählungen von Frauen zusammensetzt.«
Man soll nämlich nicht glauben, daß dies geplant war, beabsichtigt. Hat sie nicht etwa händeringend sogar versucht, ihren Bruder Paul und ihren Sohn David dazu zu bewegen, Stories beizusteuern?
So kann ihr also keiner vorwerfen, sie hätte nicht versucht, »Geschlechterpluralität« herzustellen. Warum so defensiv, Frau Zimmer Bradley?
Es ist doch so, wie sie selbst an anderer Stelle bemerkt, daß besonders Frauen an Darkover interessiert sind und eigene Geschichten dazu schreiben. Und es ist auch kein Zufall, daß die meisten eingereichten Texte sich mit den Freien Amazonen befassen (weiteres dazu im folgenden Kapitel). Ein Grund ist darin zu sehen, daß Darkover den schreibenden Amateur-Frauen einen »Freiraum zum Ausprobieren ihrer Kreativität« gibt, wie die Autorin zum Schluß des Vorwortes und damit ihre eigenen Anfangsbeteuerungen selbst relativierend schreibt.
So entpuppen sich die Distanzierungen als präventiv, damit keiner die Autorin - Verzeihung: den weiblichen Autor Marion Zimmer Bradley - in die feministische Ecke abschöbe…
Und so erfolgt vorsichtig, fast zaghaft erst weit hinten in dem Vorwort auch die Relativierung ihrer These: jede/r schaffe es, allein durch schriftstellerische Qualität, Erfolg im SF-Genre zu haben:
»Erst vor sehr kurzer Zeit habe ich damit begonnen zu realisieren, daß in Wahrheit ich es ganz einfach geschafft hatte, durch ein Zusammentreffen von Glück, Gleichgültigkeit und geistiger Robustheit der Gehirnwäsche zu entgehen, welche 90% der Frauen erleben. Ich hatte immer geglaubt, meine Mitschwestern hätten es ebenso vermeiden können - sie können dich keiner Gehirnwäsche unterziehen, wenn du nicht zuhörst -, aber heute bin ich mir dessen nicht mehr so sicher.«
Die universelle Benachteiligung von Frauen wird eben nicht durch starke Frauen wie Ursula K. LeGuin oder Joan D. Vinge negiert, sondern zeigt nur deren außergewöhnliche Fähigkeiten auf. Sicher, es haben immer einzelne Frauen geschafft, sich in dieser von Männern dominierten Welt einzurichten, dort ihren Platz zu erobern. Doch die Masse der anderen hatte einfach nie die Möglichkeit, sich zu entfalten, oder wollte keinen Anteil an den männlichen Domänen, sondern eigene Frauen-Frei-Räume, Normen und Rollenzwänge hindern. Marion Zimmer Bradley hatte es selbst erfahren, als sie nur knapp - durch eigenes Wollen - dem Schicksal »Ehefrau von… « und »Mutter von… « entging.
Und so ist sie doch im Endeffekt eine Schriftstellerin, eine, in deren »Welt« sich vorwiegend Frauen aufhalten, eine, die andere - auch durch ihr gelebtes Beispiel - zum Schreiben anregt und auffordert. Das Ausdenken von Episoden von Freien Amazonen hat durchaus emanzipativen Charakter, denn die eigenen Wünsche und Träume müssen oft erst einmal formuliert und verbalisiert werden, bevor zu ihrer Ausführung, zur Tat geschritten werden kann.
Die Darkover-Romane - ein Puzzle für Fans
Vorweggeschickt sei, daß Marion Zimmer Bradley nicht nur Romane über »ihre« Welt der roten Sonne schrieb. Auch Fantasy-Romane wie Jäger des Roten Mondes und Die Flüchtlinge des Roten Mondes , in denen Frauen als handelnde Personen keine Seltenheit sind, gehören zu ihrem Repertoire. Oder ein sehr gelungener Roman, der im San Francisco der heutigen Zeit
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