Darkover 19 - Retter des Planeten
Verabredungen, Kosmetika und ähnlichen Teenager-Verabredungs-Ritualen zusammenhängt.«
Es ist erstaunlich, daß anscheinend der Druck von außen auf das Mädchen Marion erst wächst, nachdem sie auf die Schule kommt:
»Meine eigene Jugendzeit war fröhlich und von Jungen und der Sorge um zu wenige Rendezvous ungeplagt… «
In der Tat mag die Schülerin Marion aus dem Rahmen einer amerikanischen Schule fallen, wenn sie nicht an »dates« und hübschem Aussehen interessiert ist. Lehrer legten ihr denn auch ans Herz, sich mehr auf »mädchenhaftes Benehmen« zu konzentrieren als auf Schreiben, Lesen oder das Auswendiglernen von Opernpartituren, die sie sehr schätzte. In dieser Zeit schreibt sie, wie sie selbst später bemerkt, »unglaublich schlechte Romane«. Sie befaßt sich mit Schreiben gegen den Willen, die Meinung ihrer Umwelt. Sie erfindet »ihre Welt«. Vielleicht, weil ihr die sogenannten Mädchenbücher ohnehin nicht gefielen: Die Suche nach dem »Richtigen« war (noch) nicht Ziel des Mädchens aus Albany.
Sie findet ihre Welt: in den Fan-Magazinen der Science-fiction Fan-Gemeinde. Ronald Hahn nennt sie »wohlbehütet«, »brav«, was dem widerspricht, wie sie sich selbst in ihren frühen Jungmädchenjahren sieht. Sicher, das Mädchen von der Farm, die Tagträumerin, die nichts von »dates« und »hairstyling« wissen will, mag nach außen hin reserviert, kontaktscheu, vielleicht introvertiert gewirkt haben. Aber war das nicht »ihr« Weg, sich den für Mädchen typischen Verpflichtungen, Rollenzuweisungen zu entziehen?
Als sie mit den SF-Magazinen diese Welt für sich entdeckt, findet sie darin eine Möglichkeit, mit Schreiben »nach außen« zu treten. Doch nicht Stories sind es, sondern zuerst Leserbriefe. Sie schreibt viel, korrespondiert mit anderen Fans. Es ist, als ob eine »Tür zum Welt-Raum« für sie geöffnet wurde. Marion Zimmer braucht nicht länger ihre Zurückgezogenheit als Schutz vor dem Gruppendruck der Gleichaltrigen. Aus sich heraus wurde sie aktiv, veröffentlichte sogar ein Fan-Magazin. Dann noch ein weiterer Schritt zu auf die Welt dort draußen: Sie besucht das College, lernt, will Wissen.
Ihren nächsten Lebensabschnitt beschreibt Hahn wie folgt:
»Sie wurde schließlich langsam erwachsen, brach das College ab und heiratete mit 19 Jahren den 30 Jahre älteren Eisenbahnangestellten Robert A. Bradley… «
So ist Erwachsenwerden also, wenn eine Frau ihre Ausbildung abbricht, heiratet und mit »ihm« fortzieht?
Was mag sie bewogen haben, so früh in den Stand der Ehe zu treten? Gerade vertraut geworden mit Science-fiction, gerade aktiv gewesen für sich selbst, gibt sie all dies - zunächst - auf. Marion Zimmer Bradley geht mit ihrem Mann nach Texas. Hatte sie sich in der Jugend durch Schreiben in ihre Welt zurückgezogen, um nicht in den »Mädchenkrieg« um Rendezvous eintreten zu müssen, so gilt es für sie als junge Ehefrau, die bereits ein Jahr später Mutter des Sohnes David wurde, der Langeweile und dem Sich-Aufgeben entgegenzuwirken. Zugute mag ihr dabei gekommen sein, daß ihr Mann sich für Ufos interessierte und daher ihre SF-Begeisterung u. U. als seinem Hobby verwandt ansah. Womöglich hielt er auch die »Schreiberei« seiner Frau für Nachwehen jungmädchenhaften Tagebuchschreibens. Sie war schließlich erst gerade 20 Jahre alt…
Sie muß viel Kraft, Ideen, Gedanken, Phantasie in sich gehabt haben, die junge Mrs. Robert Bradley, dort draußen in Texas. Stories über Stories entstanden. Viele, die nie von einem Verlag angenommen wurden, aber auch diese Enttäuschung ließ ihre Phantasie nicht versiegen. Dann wiederum einige, die sie verkaufen konnte, die ihr Mut gaben. Und so konnte sie bis Ende 1960 - sie war gerade 30 Jahre alt, ihr Sohn David 10, ihr Mann 60 - etliche Geschichten gedruckt vor sich liegen sehen.
Hahn schreibt dazu:
»Der Status der professionellen Schriftstellerin, den Marion Zimmer Bradley nun innehatte, verlangte plötzlich einen veränderten Lebensrhythmus, der vom Einhalten bestimmter Regeln diktiert wurde: Korrespondenzen mußten geführt und Redaktionstermine eingehalten werden.«
Das kann doch nur heißen, daß entweder veränderte Ansprüche von ihrer Seite an Mann und Sohn bezüglich Haushalt und der anfallenden Arbeiten gestellt wurden oder daß sie die typische weibliche Doppelbelastung von Beruf und Haushalt/Familie erlebte. Ging sie abends hinauf in die Mansarde, nachdem auch der letzte Krümel vom
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