Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Nicht gegen ihn. Aber ich werde sie bei mir tragen.«
»Du solltest besser mich… « Marius brach ab und zuckte die Schultern. »Ich verstehe. Vergiß, daß ich gefragt habe.«
Ich fuhr im Aufzug das HQ-Gebäude hinauf, vorbei an den Unterkünften der Raumpolizei, dem Volkszählungsbüro, den Stockwerken voll von Maschinen, Aufzeichnungen, Geschäftigkeit, dem ganzen Apparat des Imperiums. In der obersten Etage ging ich einen Flur entlang bis zu einer Tür, auf der zu lesen stand: DAN LAWTON - Legat für darkovanische Angelegenheiten.
Ich hatte Lawton kurz kennengelernt, bevor ich Darkover verließ. Seine Geschichte war ein bißchen wie meine; ein terranischer Vater, eine Mutter vom Comyn. Wir waren entfernt verwandt - ich hatte nie nachgeprüft, wie. Er war ein großer, drahtiger Rotkopf, der wie ein Darkovaner aussah und einen Sitz im Comyn-Rat hätte einnehmen können, wenn er gewollt hätte. Er wollte aber nicht. Er hatte sich für das Imperium entschieden und war einer der ranghöchsten Verbindungsleute zwischen Terranern und Darkovanern. Kein Mann, der nach dem terranischen Kodex lebt, kann ehrlich sein, doch war er ehrlicher als die meisten anderen.
Wir schüttelten uns nach terranischer Sitte die Hand - was ich verabscheue -, und ich setzte mich. Sein Lächeln war freundlich, nicht übertrieben, und er wich meinen Augen nicht aus. Es gibt nicht viele Leute, die einem Telepathen gerade in die Augen sehen können oder wollen.
Lawton schob mir die Plastikmarke über den Tisch zu. »Hier. Ich habe sie nicht gebraucht; ich suchte nur einen Vorwand, um mit Ihnen zu reden, Alton.«
Ich steckte die Marke wortlos ein.
»Sie sind auf Terra gewesen, wie ich hörte. Hat es Ihnen dort gefallen?«
»Der Planet ja. Die Menschen - nichts für ungut - nicht.«
Er lachte. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich bin auch weggegangen. Nur die Fußkranken bleiben. Jeder mit etwas Unternehmungsgeist oder Intelligenz zieht hinaus ins Imperium. Alton, warum haben Sie nie einen Antrag auf die Staatsbürgerschaft des Imperiums gestellt? Ihre Mutter war Terranerin - Sie hätten dadurch alles zu gewinnen und nichts zu verlieren.«
»Warum haben Sie nie Anspruch auf einen Sitz unter den Hasturs erhoben?« konterte ich.
Er nickte. »Ich verstehe.«
»Lawton, ich kämpfe nicht gegen Terra. Es gefällt mir nicht sehr, daß das Imperium hier ist, aber Darkover kämpft einfach nicht im Verband von Städten und Völkern und Planeten. Wäre ein Erdmann mein Feind, würde ich eine Tötungsabsicht eintragen lassen und ihn töten. Würde ein Dutzend Erdleute mein Haus niederbrennen oder meine Zuchtstuten stehlen, riefe ich meine Com'ii zusammen, und wir würden sie töten. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ich ein paar tausend Menschen, die mir weder etwas Gutes noch etwas Böses getan haben, vernichten möchte, nur weil sie hier sind. Das ist nicht unsere Art. Wir hassen pro Person, nicht pro Million.«
»Ich bewundere diese Einstellung, aber sie bringt Sie in Nachteil gegenüber dem Imperium. Nun, ich will Sie nicht aufhalten - es sei denn, ich kann sonst noch etwas für Sie tun.«
»Vielleicht. Kennen Sie einen Mann, der den Namen Kadarin benutzt?«
Lawton fuhr auf. »Erzählen Sie mir nicht, er sei in Thendara!«
»Sie kennen ihn?«
»Ich wünschte, es wäre nicht so! Nein, ich kenne ihn nicht persönlich, ich habe ihn nie vor Augen bekommen. Aber er taucht überall auf. In der Terranischen Zone behauptet er, Bürger von Darkover zu sein, und kann das sogar beweisen, und wie ich hörte, gibt er sich draußen als Terraner aus und beweist auch das.«
»Und?«
»Und wir können ihm seine Dreizehn Tage nicht verweigern.« Ich lachte vor mich hin. Schon mancher Terraner war verdutzt gewesen, wenn er von diesem Brauch erfuhr. Ein Ausgestoßener, ein Gesetzloser, sogar ein Mörder hat seit grauer Vorzeit das unabdingbare Recht, dreizehnmal im Jahr einen Tag in Thendara zu verbringen und legalen Tätigkeiten nachzugehen. Während dieser Zeit genießt er Immunität, vorausgesetzt, er begeht kein Verbrechen.
»Bliebe er eine Sekunde länger, als er darf, würden wir ihn uns schnappen. Aber er ist vorsichtig. Wir können ihn nicht einmal wegen Spuckens auf den Bürgersteig festnehmen. Der einzige Ort, den er aufsucht, ist das Raumfahrer-Waisenhaus. Danach löst er sich scheinbar in Luft auf.«
»Vielleicht sind Sie ihn bald
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