Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
los«, sagte ich. »Verfolgen Sie mich nicht, wenn ich ihn umbringe. Er hat eine Tötungsabsicht gegen mich eintragen lassen.«
»Wenn ich nur sicher sein könnte, daß es nicht umgekehrt kommt«, lächelte Lawton.
Ich verabschiedete mich, doch als ich die Schwelle überschritt, rief er mich plötzlich zurück. Die Freundlichkeit war verschwunden; zornig kam er auf mich zu.
»Sie tragen Schmuggelware bei sich. Geben Sie sie heraus!«
Ich reichte ihm die Pistole. Natürlich war dort ein Durchleuchtungsschirm gewesen. Lawton öffnete das Magazin. Dann guckte er dumm, runzelte die Stirn und gab mir die Waffe zurück.
»Da. Nehmen Sie sie. Das wußte ich nicht.«
Ungeduldig drängte er mir die Pistole auf. »Nun nehmen Sie sie schon! Aber machen Sie, daß Sie hier wegkommen, bevor Sie jemand anders damit erwischt. Und geben Sie sie zurück. Wenn Sie einen Waffenschein wollen, werde ich versuchen, Ihnen einen zu besorgen. Bloß laufen Sie nicht mit Schmuggelware herum!« Er drückte mir die Pistole in die Hand und schob mich aus dem Büro. Auf dem Weg zum Aufzug drehte ich das Ding verwundert herum. Dann fiel mein Blick auf ein kleines Namensschild: RAFE SCOTT.
Und plötzlich war mir klar, daß ich weder Dio noch Marius um eine Erklärung bitten würde.
3
»Nun gut, meine Lords. Ich werde tun, was Ihr wünscht!«
Ich hatte gerade den Vorhang geöffnet und trat in die Abteilung der Altons in der Ratshalle des Comyn. Die Stimme der Frau ließ mich erstarren.
Wir waren spät in der Verborgenen Stadt eingetroffen, so spät, daß keine Zeit mehr gewesen war, dem alten Hastur eine Nachricht zu schicken oder auch nur Linnell von meiner Ankunft zu benachrichtigen, wie es ihr als meiner nächsten Verwandten und Pflegeschwester zustand. Marius, der nie in den Comyn-Rat aufgenommen worden war, hatte sich außerhalb der Halle von mir getrennt und seinen Platz im unteren Teil zwischen den geringeren Adligen und jüngeren Söhnen eingenommen. Ich war die Stufen zu der langen Galerie hochgestiegen und hatte beabsichtigt, leise durch die Vorhänge in die umschrankte Abteilung zu schlüpfen, die den Altons von der Comyn-Hierarchie zugewiesen war.
Nun stand ich wie angewurzelt da, denn die Frau, die gesprochen hatte, war Callina Aillard.
Natürlich hatte ich sie mein ganzes Leben gekannt. Auch sie war meine Cousine; Linnell war ihre Halbschwester. Aber als ich sie das letzte Mal vor sechs Jahren gesehen hatte - mir grauste vor der Erinnerung -, war sie ein Mädchen gewesen, still, farblos. Jetzt sah ich, daß sie eine Frau war, und schön.
Sie stand mit zurückgeworfenem Kopf vor dem Hochsitz, eine schlanke Frau mit einem hellen, zarten Gesicht, gekleidet in eine dunkle Robe. Edelsteine waren in ihr Haar geflochten, goldene Ketten lagen um ihren Hals und ihre Taille und gaben ihr irgendwie das Aussehen einer Gefangenen, die in Fesseln noch stolz ist. Wieder erklang ihre Stimme, klar und zornig.
»Wann ist eine Bewahrerin schon einmal den Launen des Rats unterworfen worden?«
Also das war es!
Marius hatte mir nicht erzählt, daß eine neue Bewahrerin im Comyn-Rat war, und ich hatte nicht daran gedacht, ihn zu fragen.
Im Grunde hatte er mir überhaupt nicht viel erzählt. Ich ließ mich auf meinen Platz hinter dem Geländer gleiten und blickte in die Ratshalle des Comyn hinunter.
Es war ein hoher Raum mit Gewölbedecke, voll von Schatten und Sonnenschein. Im unteren Teil saßen die geringeren Adligen, entlang der Estrade oder Galerie, wo die Comyn, jede Familie in ihrer eigenen Abteilung, einen Halbkreis bildeten. Im Mittelpunkt, vor dem Hochsitz stand der alte Danvan von Hastur, Regent des Comyn. Hinter ihm hielt sich ein junger Mann, den ich nicht deutlich sehen konnte, im Schatten. Neben ihm erkannte ich den jungen Derik Elhalyn, Lord des Comyn - er regierte unter Hastur, bis er im nächsten Jahr volljährig werden würde. Denk lümmelte sich in seinem Sessel und wirkte gelangweilt.
Ich ließ meinen Blick wandern und fand mich schnell zurecht. Dyan Ardais hob mit rätselhaftem Grinsen den Kopf, als spüre er meine Anwesenheit. Dio Ridenow saß zwischen ihren Brüdern. Ich entdeckte meine Cousine Linnell, aber sie konnte mich von ihrem Platz aus nicht sehen.
Meine Augen wanderten zurück zu Callina. Eine Bewahrerin!
Jahrelang hatte es keine Bewahrerin mehr im Rat gegeben. Die alte Ashara war in ihrem Turm geblieben, solange ich lebte und
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