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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wegmacht, und bringen Sie Alton nach unten. Er ist wieder von Sinnen.«
   Ich zog mich auf die Füße, wobei ich mich an der Sessellehne festhalten mußte. »Bin ich ein Gefangener?«
   »Teufel, nein! Aber wenn Sie das Gebäude verlassen, werden Sie auf dem Bürgersteig umkippen! Mann, benutzen Sie Ihren Verstand! Machen Sie, daß Sie auf die Krankenstation kommen! Wir geben Ihnen Bescheid, wenn wir Sie brauchen.«
   Ganz plötzlich verebbte mein Zorn und ließ mich leer und kalt zurück. Kadarin entwirrte seine langen Beine und trat zu mir. »Waffenstillstand, Lew«, sagte er ruhig. »Marja war auch mein Kind. Viel können wir im Augenblick nicht tun. Du bist erschöpft. Vielleicht finden wir später einen Weg, sie aus diesem höllischen Ding herauszuholen, bevor Dyan uns alle zu Schutt und Asche verbrennt.« Seine Augen begegneten den meinen; es war kein Haß mehr in ihnen. Auch mein Haß war verschwunden. Ich taumelte und stützte mich müde auf seinen Arm. »Waffenstillstand«, antwortete ich.
   So war es Kadarin, der mich nach unten in die Medizinische Abteilung und in den Krankenhaus-Flügel brachte. Ich setzte mich auf den Bettrand. Meine Emotionen waren ausgebrannt, aber meine Nerven zuckten, und meine telepathischen Barrieren gab es nicht mehr. Ich bückte mich, um mir die Stiefel auszuziehen.
   »Brauchst du Hilfe?«
   Ich fragte ihn geradeheraus: »Glaubst du, Dyan wird Sharra loslassen?«
   »Ich bin verdammt sicher, daß er es versuchen wird.«
   Es kam mir unwirklich vor. Sechs Jahre lang hatte ich unter dem Zwang gestanden, Kadarin zu töten. Ich hatte es mir tausendmal ausgemalt, und nun sprachen wir ruhig und vernünftig miteinander und standen auf einer Seite. Es war unangenehm und doch irgendwie logisch. Ich vermute, das ist die terranische Art, Probleme zu lösen.
   »Soll ich dir noch irgend etwas aus der Medizinischen besorgen?«
   »Nein.« Verdrossen setzte ich hinzu: »Nein, danke.«
   Dann blickte ich hoch und sah ihn an. Ich wußte, er würde sich nie soweit erniedrigen, in diesem Punkt zu lügen. »Bob, hattest du den Befehl gegeben, daß Marjorie bei diesem letzten Mal - in das Sharra-Feuer gezwungen wurde? Wolltest du dich dadurch an mir rächen? Wußtest du… « - ich schluckte »… daß es sie töten würde?«
   »Warum sollte ich sie töten wollen - um mich an dir zu rächen?« Er schleuderte mir die Frage mit einer so leidenschaftlichen Aufrichtigkeit entgegen, daß ich nicht mehr an ihm zweifeln konnte. Diese Frage hatte mich sechs Jahre lang gequält.
   »Lew, ich kenne Sharra besser, als je ein Sterblicher sie gekannt hat. Es bestand keine Gefahr, für keins der beiden Mädchen, solange ich die Kontrolle hatte. Du weißt, ich liebte Thyra, aber ich nahm mich zusammen und gefährdete sie nicht.« In seinem Gesicht zeigte sich bittere Qual. »Es gibt keine zehn Männer, die bestimmen können, wo die Sicherheitsgrenze für eine Frau, die sie gehabt haben, liegt, aber für Thyra habe ich diese Grenze bestimmt! Marjorie dagegen… «
   Sein dunkles Gesicht war von solchem Elend verwüstet, daß ich fast Mitleid mit ihm hatte. Auch seine Barrieren hatten sich gesenkt, und die Heftigkeit seines Leids brannte in mir. Nie mehr würde er von diesem Leid, dieser Schuld frei werden. »Marjorie - Margie war noch ein Kind, glaubte ich. Sie hat es mir nie erzählt! Ich schwöre, ich wußte nicht, daß du ihr Liebhaber warst! Ich schwöre es!«
   Ich warf mich herum und verbarg mein Gesicht, unfähig, es zu ertragen. Aber Kadarin fuhr mit schmerzverzerrter Stimme fort: »Also ging sie hinein - und du weißt, was geschah. Jede Frau wäre gestorben, wenn sie sich aus den Armen eines Liebhabers an den Pol dieser Energie begeben hätte, und ich habe dich dafür gehaßt.«
   Seine Stimme wurde weich und voller Mitleid.
   »Ich bin nie auf den Gedanken gekommen, du hättest es nicht gewußt. Teufel, du warst ja selbst noch ein Junge. Zwei Kinder wart ihr, du und Marjorie, und ich habe euch nicht einmal gewarnt. Zandrus Höllen, Lew, du redest von Rache! Deine hast du gehabt… !«
   Dann herrschte Stille, Totenstille. Kadarin sagte tonlos: »Ich habe Anspruch auf dein Leben erhoben. Ich gebe es dir zurück.«
   Ich blickte zu ihm auf, ebenso erschöpft wie er. Er hatte Anspruch auf mein Leben erhoben, eine feierliche Verpflichtung, nach darkovanischem Gesetz unwiderruflich, solange wir beide lebten. Wäre ich von einem anderen umgebracht

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