Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 21 - Sharras Exil

Titel: Darkover 21 - Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
des Untergangs, des Todes, die ich um Linnell gesehen hatte… gnädige Evanda, war das erst gestern Abend gewesen? Konnte unsere Tat Linnell irgendwie gefährden? Was geschah, wenn Cherillys Duplikate sich begegneten? Ich kannte nicht einmal eine Legende, aus der ich mir hätte Rat holen können. In den Kilghardbergen gab es zwar eine alte Sage über einen Anführer oder Räuberhauptmann - das muss zu jener Zeit schwer zu unterscheiden gewesen sein -, der sein Duplikat aufspürte, damit er sich an zwei Orten gleichzeitig an die Spitze seiner Armee stellen konnte. Aber an mehr erinnerte ich mich nicht, und ich hatte keine Ahnung, was aus dem Duplikat geworden war, nachdem es seine Aufgabe erfüllt hatte. Vielleicht ließ der Räuberhauptmann ihn für seine eigenen Verbrechen hängen. Jedenfalls war ich sicher, dass er ein böses Ende genommen hatte.
   Würde die Anwesenheit dieser Frau Linnell in Gefahr bringen? Eine Vorsichtsmaßnahme konnte ich ergreifen, indem ich einen Schutzschirm um ihren Geist legte, so dass sie ihre völlige Ahnungslosigkeit, ihre Unverwundbarkeit gegen die auf Darkover tätigen Gewalten behielt. Hoffentlich hatte ich, als ich ihre Gedanken berührte, um ihr die Kenntnis der Sprache zu vermitteln, diese Ahnungslosigkeit nicht schon gestört. Doch ich würde dafür sorgen, dass kein anderer es tat. Genauer gesagt, ich hatte vor, Kathie mit einer Barriere zu versehen, so dass jeder Versuch, telepathischen Kontakt mit ihr aufzunehmen oder ihren Geist zu unterwerfen, durch eine Art Überbrückungsschaltung an mich weitergeleitet wurde.
   Es hatte keinen Sinn, Kathie das zu erklären. Ich hätte mit der Natur der Laran -Gaben anfangen müssen, und da sie als Linnells genaues Duplikat ein Potenzial an Laran besaß, konnte sie, sobald sie darüber informiert war, schon durch diese Kräfte verwundbar geworden sein. So behutsam wie möglich stellte ich den Kontakt her.
   Schmerz durchzuckte jeden ihrer Nerven, doch einen Augenblick später war er weg, und Kathie schluchzte krampfhaft.
   » Was hast du getan? Ich konnte dich fühlen… es war entsetzlich… aber nein, das ist Wahnsinn… oder ich bin wahnsinnig - was war das?«
   »Konntest du nicht warten, bis sie es versteht?«, fragte Callina. Aber ich hatte nur getan, was ich tun musste, und ich hatte es jetzt getan, weil ich Kathie sicher hinter ihrem Schutzschirm haben wollte, bevor irgendwer sie sah und Vermutungen anstellte. Es tat mir weh, sie weinen zu sehen; ich hatte Linnells Tränen nie ertragen können. Callina blickte hilflos zu mir auf und versuchte, das schluchzende Mädchen zu beruhigen.
   »Geh weg. Darum kümmere ich mich!« Und als Kathie von neuem losschluchzte, wiederholte sie: »Lew, geh weg! «
   Ich wurde wütend. Warum vertraute Callina mir nicht? Ich verbeugte mich übertrieben. » Su serva, domna «, sagte ich so kalt und ironisch wie möglich, drehte ihr den Rücken und ging hinaus.
   Und in diesem Augenblick, als ich Callina im Zorn verließ, löste ich die Falle aus, die über uns allen zuschnappte.

Sobald es dunkel wurde, leuchtete jedes Licht in der Comyn-Burg auf. Einmal bei jeder Reise Darkovers um seine Sonne mischten sich die Comyn, die Stadtbewohner von Thendara, Lords aus den Bergen, die im Unterland zu tun hatten, Konsuln von anderen Planeten, Botschafter und Terraner aus der Handelsstadt in der Festnacht und trugen große Herzlichkeit zur Schau. Heute kam jeder, der auf dem Planeten irgendeine Bedeutung hatte, und das Fest wurde mit einem Tanz im großen Ballsaal eröffnet.
   Jahrhunderte der Tradition machten die Veranstaltung zu einem Maskenball, damit Comyn und gemeines Volk sich auf gleicher Stufe begegnen konnten. Als Zugeständnis an den Brauch trug ich eine schmale Halbmaske. Auf eine richtige Verkleidung hatte ich verzichtet, nur hatte ich meine mechanische Hand angelegt, um nicht gleich aufzufallen. Mein Vater hätte das für richtig gehalten, dachte ich. Ich stand am einen Ende des Saals und plauderte mit zwei Terranern vom Raumdienst. Sobald ich mich anständigerweise verabschieden konnte, trat ich an eins der Fenster und betrachtete die vier kleinen Monde, die schon beinahe in Konjunktion standen.
   Hinter mir flammte die große Halle vor Farben und Kostümen, die jeden Winkel Darkovers und viele Perioden unserer Geschichte repräsentierten. Derik trug ein kostbares und prunkvolles Kostüm aus dem Zeitalter des Chaos, aber er war nicht maskiert - eine Pflicht eines

Weitere Kostenlose Bücher