Darkover 21 - Sharras Exil
- und gerade eben noch auch nicht! Was willst du eigentlich, Callina?«
Sie senkte den Kopf. Ihre Stimme klang bitter und wie von weit weg. »Kommt es darauf an, was ich will? Wer hat mich je danach gefragt? Ich bin nur eine Schachfigur, die hin und her geschoben wird, wie es den Spielern gefällt!«
Ich fasste ihre Hand, und sie entzog sie mir nicht. Ich drängte: »Callina, du bist nicht gezwungen, das zu tun! Beltran ist entwaffnet, keine Bedrohung mehr… «
»Möchtest du, dass ich eidbrüchig werde?«
»Ich sähe dich lieber eidbrüchig oder tot als mit ihm verheiratet«, wütete ich. »Du weißt nicht, was er ist!«
Sie sagte: »Ich habe mein Wort gegeben. Ich… « Sie sah mich an, und plötzlich verzog sich ihr Gesicht zum Weinen. »Kannst du mir das nicht ersparen?«
»Ist dir je eingefallen, dass es Dinge gibt, die du mir hättest ersparen können?«, fragte ich. »Dann sei es so, Callina; ich wünsche Beltran viel Freude an seiner Braut!« Ich drehte ihr den Rücken, achtete nicht auf ihren erstickten Aufschrei und ging davon.
Ich weiß nicht, wohin ich wollte, auf jeden Fall weg von hier. Ein Telepath fühlt sich in einer Menschenmenge niemals wohl, und auf mich trifft das besonders zu. Vor mir öffnete sich ein freier Weg durch die Tänzer, und dann sagte völlig unerwartet eine Stimme: »Lew!« Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf Dio nieder.
Sie trug ein weiches grünes Gewand, mit Weiß besetzt. Ihr Haar lockte sich um ihr Gesicht, und sie hatte irgendetwas angestellt, um die braungoldenen Sommersprossen auf ihren Wangen zu verbergen. Sie sah rosig und gesund aus, war nicht mehr die bleiche, erschöpfte, hysterische Frau, die ich in dem Krankenhaus auf Vainwal zum letzten Mal gesehen hatte. Sie wartete eine Minute, und dann fragte sie, wie sie gefragt hatte, als wir uns zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht begegnet waren: »Wollt Ihr nicht mit mir tanzen, Dom Lewis?«
Ich blinzelte. Ich muss mit meinem offenen Mund wie ein Tölpel dagestanden haben. »Ich wusste nicht, dass du in Thendara bist.«
»Warum sollte ich nicht hier sein?«, gab sie zurück. »Hältst du mich für leidend? Wo sonst sollte ich zur Zeit der Ratssitzungen sein? Aber du hast mir nicht einmal einen Höflichkeitsbesuch gemacht oder mir am Festmorgen Blumen gesandt! Bist du so böse auf mich, weil ich dich enttäuscht habe?«
Ein tanzendes Paar wirbelte einen halben Schritt von uns vorbei, und eine fremde Frau fragte gereizt: »Müsst ihr die Tanzfläche blockieren? Wenn ihr nicht tanzt, steht den anderen wenigstens nicht im Weg herum!«
Ich nahm - nicht besonders sanft - Dios Ellbogen und steuerte sie auf die Seite. »Es tut mir Leid - ich wusste nicht, dass du von mir hättest Blumen haben wollen. Ich wusste nicht, dass du in Thendara bist.« Plötzlich überwältigte mich die Bitterkeit. »Ich weiß auch nicht, nach welchen Höflichkeitsformen ich mich gegenüber einer Gattin verhalten muss, die mich verlassen hat!«
» Ich soll dich verlassen… « Sie sah mich sprachlos an. Offenbar musste sie sich Mühe geben, ihre Stimme zu beherrschen. »Ich habe dich verlassen? Ich dachte, du hast dich von mir geschieden, weil ich dir keinen gesunden Sohn gebären konnte… «
»Wer hat dir das gesagt?« Ich packte ihre Schultern. Sie wand sich, und ich lockerte den Griff, fuhr aber erregt fort: »Ich bin ins Krankenhaus zurückgekommen! Man sagte mir, du habest es verlassen, mit deinen Brüdern… «
Langsam wich die Farbe aus ihrem Gesicht, bis sich die Sommersprossen dunkel gegen die weiße Haut abhoben. Sie sagte: »Lerrys verfrachtete mich auf ein Schiff, bevor ich gehen konnte… er musste mich tragen. Er sagte, du als Oberhaupt einer Domäne würdest keine Frau heiraten, die dir keinen Erben schenken könne… «
»Zandru schicke ihm Skorpionpeitschen!«, fluchte ich. »Er suchte mich auf, gleich nachdem ich zurückgekehrt war… er drohte, mich zu töten… sagte, du hättest genug durchgemacht - Dio, ich schwöre dir, ich dachte, es sei dein Wunsch… «
Die Augen flossen ihr über, und sie biss sich auf die Lippe. Dio hatte es nie über sich gebracht zu weinen, wo jemand sie sehen konnte. Sie streckte die Hand nach mir aus, zog sie wieder zurück und stammelte: »Ich komme auf den Ball, hoffe, dich zu sehen - und finde dich in Callinas Armen!« Sie drehte mir den Rücken und wollte gehen; ich legte ihr die Hand auf die Schulter
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