Darkover 21 - Sharras Exil
Prinzen ist einfach die, dass er sich seinen Untertanen zeigt. Ich erkannte Rafe Scott in der Maske und mit der Peitsche eines Kifirgh -Duellanten, komplett mit klauenbesetzten Handschuhen.
In der traditionell für junge Mädchen reservierten Ecke hatte sich Linnell mit einer Flittermaske alles andere als unkenntlich gemacht. Sie war sich bewusst, dass alle Blicke auf ihr ruhten, und das Glück darüber leuchtete ihr aus den Augen. Als Comynara war sie jedermann auf Darkover bekannt - zumindest in den Domänen -, aber sie sah selten jemanden außerhalb des engen Kreises ihrer Cousins und der wenigen ausgewählten Freundinnen, die einer Lady der Aillard-Domäne gestattet waren. Heute durfte sie im Schutz ihrer Maske mit völlig Fremden sprechen und sogar tanzen; die Aufregung darüber war fast zu viel für sie.
Neben ihr sah ich Kathie, ebenfalls maskiert. Ob das eine weitere von Callinas glänzenden Ideen war? Nun, Schaden konnte dadurch nicht angerichtet werden; durch die Überbrückungsschaltung, die ich in ihrem Gehirn angebracht hatte, war Kathie sicher abgeschirmt, und es gab kaum eine bessere Möglichkeit, ihr zu beweisen, dass sie keine Gefangene, sondern ein geehrter Gast war. Wahrscheinlich hielt man sie für eine Dame geringeren Adels aus dem Aillard-Clan.
Linnell lachte mich an, als ich näher trat.
»Lew, ich bringe deiner Cousine von Terra einige unserer Tänze bei. Stell dir vor, sie kannte sie noch nicht.«
Meine Cousine von Terra. Auch das musste Callina sich ausgedacht haben. Nun, es erklärte die leichte Unsicherheit, mit der Kathie Darkovanisch sprach. Kathie sagte freundlich: »Ich habe keinen Tanzunterricht gehabt, Linnell.«
»Nein? Was hast du dann gelernt? Lew, tanzt man auf Terra nicht?«
»Der Tanz«, dozierte ich trocken, »ist integraler Bestandteil aller menschlichen Kulturen. Es ist eine Gruppenaktivität, die von den Gruppenbewegungen der Vögel und Anthropoiden auf uns überkommen ist, und gleichzeitig eine gesellschaftliche Umsetzung des Paarungsverhaltens aller höheren Primaten, den Menschen eingeschlossen. In quasi-menschlichen Kulturen wie der Chieri wird der Tanz ein ekstatisches Verhaltensmuster ähnlich der Trunkenheit. Ja, man tanzt auf Terra, auf Megaera, Samarra, Alpha Ten, Vainwal, kurz, vom einen Ende der Galaxis zum anderen. Wer weitere Informationen wünscht: Vorlesungen über Anthropologie werden in der Stadt gehalten; ich bin nicht in der Stimmung dafür.« Mit einem Tonfall, der, wie ich hoffte, einem Cousin angemessen war, wandte ich mich an Kathie. »Ich schlage vor, wir tanzen stattdessen.«
Als wir tanzten, erklärte ich Kathie: »Du hast sicher nicht gewusst, dass das Tanzen für die Kinder hier ein wichtiges Unterrichtsfach ist. Linnell und ich haben es beide gelernt, als wir eben laufen konnten. Ich hatte nur die Grundausbildung - danach wechselte ich zu Kampfübungen über -, aber Linnell hat die Kunst des Tanzens seitdem ständig studiert.« Ich warf einen liebevollen Blick auf Linnell zurück, die mit Regis Hastur tanzte. »Auf Vainwal war ich ein- oder zweimal bei einer Tanzveranstaltung. Sind unsere Tänze so anders?«
Während ich sprach, sah ich mir die terranische Frau genau an. Kathie hatte Mut und Verstand, stellte ich fest. Beides brauchte sie, um nach dem erlittenen Schock auf diesem Ball zu erscheinen und schweigend die ihr zugewiesene Rolle zu spielen. Und Kathie hatte noch eine seltene Eigenschaft: Sie schien gar nicht zu merken, dass der Arm, der um ihre Taille lag, ungleich jedem anderen Arm und jeder anderen Hand war. Das ist nicht das Übliche; sogar Linnell hatte erst einmal hingestarrt. Nun, Kathie arbeitete in Krankenhäusern, sie hatte wahrscheinlich schon Schlimmeres gesehen.
Mit vorgetäuschtem Gleichmut fragte Kathie: »Und Linnell ist deine Cousine, deine Verwandte… ?«
»Meine Pflegeschwester; sie ist in meines Vaters Haus erzogen worden. Wir sind nicht blutsverwandt, nur insofern, als alle Comyn gemeinsame Vorfahren haben.«
»Sie ist sehr… also, es ist, als sei sie wirklich meine Zwillingsschwester; mir kommt es vor, als hätte ich sie schon immer gekannt. Gleich als ich sie sah, hatte ich sie lieb. Aber vor Callina fürchte ich mich. Nicht etwa, dass sie unfreundlich zu mir wäre - niemand hätte netter sein können -, sie wirkt nur so distanziert, irgendwie nicht ganz menschlich.«
»Sie ist Bewahrerin«, erklärte ich. »Bewahrerinnen lernen, Gefühle nicht zu
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