Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 21 - Sharras Exil

Titel: Darkover 21 - Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
sah aus, als habe sie geweint. Aber das Gesicht, das sie mir entgegenhob, war tränenlos und herausfordernd. Sie war immer noch Linnells Double, umso mehr, als sie jetzt anständige Kleider trug, die, wie ich richtig vermutete, Linnell gehörten.
   »Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit«, forderte sie mich mit fester Stimme auf. »Bin ich verrückt und irgendwo eingesperrt?« Sie sprach einen der Dialekte, die ich perfekt beherrschte… natürlich, ich hatte in dieser Nacht auf Vainwal, als mein Sohn geboren wurde und starb, längere Zeit mit ihr gesprochen. Und gerade als mir das durch den Kopf ging, spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider, dass auch sie sich erinnerte.
   »Aber ich kenne Sie doch!«, rief sie aus. »Der Mann mit der einen Hand… der das… das… das schrecklich deformierte… « Mein Gesicht muss einen Ausdruck angenommen haben, den sie sich nicht zu deuten wusste, denn sie brach ab. »Wo bin ich? Warum haben Sie mich entführt und hierher gebracht?«
   Ich erklärte ruhig: »Sie brauchen keine Angst zu haben.« Genauso hatte ich zu Marja gesprochen; auch sie hatte Angst vor mir gehabt. Aber ich konnte diese Frau nicht mit den gleichen Worten trösten wie ein fünfjähriges Mädchen. »Gestatten Sie mir, mich vorzustellen. Lewis-Kennard Montray-Lanart, Z’par servu… «
   »Ich weiß, wer Sie sind«, erwiderte sie. »Was ich nicht weiß, ist, wie ich hergekommen bin. Eine rote Sonne… «
   »Wenn Sie sich nicht aufregen, werde ich Ihnen alles erklären«, versprach ich. »Verzeihen Sie, ich kann mich nicht an Ihren Namen erinnern… «
   »Kathie Marshall«, sagte sie.
   » Terranan? «
   »Ja. Aber ich weiß, wir sind nicht auf Terra, und auf Vainwal auch nicht.« Ihre Stimme zitterte, aber sie ließ sich ihre Furcht nicht anmerken. Ich fuhr fort: »Für die Terranan ist dies Cottmans Stern. Wir nennen unsere Welt Darkover. Wir haben Sie hergeholt, weil wir Ihre Hilfe brauchen… «
   »Sie müssen verrückt sein«, stellte sie fest. »Wie könnte ich Ihnen helfen? Und wenn ich es könnte, wie kommen Sie auf die Idee, dass ich es tun würde, nachdem Sie mich gekidnappt haben?«
   Das war bestimmt eine berechtigte Frage. Ich versuchte, ihre Gedanken zu erreichen. Wenn sie unsere Sprache nicht verstand, mochte ihr ein telepathischer Kontakt wenigstens die Gewissheit geben, dass wir ihr nichts Böses tun wollten.
   Callina erklärte: »Ihr seid hergeholt worden, weil Ihr im Geist der Zwilling meiner Schwester Linnell seid… «
   Kathie fuhr zurück. »Zwilling im Geist? Das ist lächerlich! Bilden Sie sich ein, dass ich so etwas glaube?«
   »Wenn Ihr es nicht tut«, entgegnete Callina, »wie kommt es dann, dass Ihr plötzlich versteht, was ich sage?«
   »Natürlich weil Sie Terranisch sprechen… nein!«, rief Kathie aus, und ich sah, dass das Entsetzen sie von neuem zu überwältigen drohte. »Ja, welche Sprache spreche ich denn… ?«
   Es war anzunehmen, dass sie, wenn sie Linnells Cherilly -Doppel war, potenzielles Laran besaß. Jedenfalls verstand sie uns jetzt. Callina sagte: »Wir hofften, Euch überzeugen zu können, dass Ihr uns helft, aber wir werden keinen Zwang und ganz gewiss keine Gewalt anwenden.«
   »Und wo bin ich?«
   »In der Comyn-Burg in Thendara.«
   »Aber das ist halbwegs auf der anderen Seite der Galaxis«, flüsterte Kathie, drehte sich schnell um und sah aus dem Fenster in das rote Licht der untergehenden Sonne. Ihre weißen Hände verkrampften sich in einer Falte des Vorhangs. »Eine rote Sonne… «, hauchte sie. »Oh, ich habe solche Alpträume, wenn ich nicht aufwachen kann… « Sie war so todesblass, dass ich fürchtete, sie werde zusammenbrechen. Callina legte einen Arm um sie, und diesmal entzog Kathie sich ihr nicht.
   »Versuche uns zu glauben, Kind«, bat Callina. »Du bist hier auf Darkover. Wir haben dich hergeholt.«
   »Und wer sind Sie?«
   »Callina Aillard. Bewahrerin des Comyn-Rates.«
   »Ich habe von den Bewahrerinnen gehört«, räumte Kathie ein. Dann sprudelte es von neuem aus ihr heraus: »Das alles ist Wahnsinn! Sie können keine terranische Bürgerin packen und einfach so über die halbe Galaxis ziehen! Mein… mein Vater wird auf der Suche nach mir den Planeten auseinander nehmen… « Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Ich… ich möchte nach Hause!«
   Ich wünschte, wir hätten diese ganze Sache niemals angefangen. Ich dachte an die Aureole des Verhängnisses,

Weitere Kostenlose Bücher