Darkover 23 - Asharas Rückkehr
schlagartig, und Margaret war wieder bei ihrer Cousine Liriel in dem behaglichen Zimmer, wo es süß duftete und Bücher die Wände säumten. Ihr Schädel pochte eine Minute lang, und dann war das Kopfweh vorbei, als wäre es nie gewesen. Sie entdeckte, dass sie ein wenig keuchte, als wäre sie gerannt, und verlangsamte bewusst ihre Atmung, wobei die Gesangsausbildung ihr einmal mehr zu Hilfe kam.
Der Gedanke, sie könnte verrückt sein, ging ihr nicht aus dem Kopf, und er war noch erschreckender als ihre Angst vor Asharas Geist. Sie schauderte und zog die Schultern ein und schaute voller Hass und Wut auf ihre unbedeckte Hand hinab. Hätte sie nur nicht den Stein aus dem Spiegelturm gerissen! Das alles wäre nicht passiert, wenn sie ihn in Ruhe gelassen hätte. Aber dann wäre Ashara immer noch da und würde ihr befehlen, für sich zu bleiben, und verhindern, dass sie andere berührte und von allen berührt wurde.
Als sie schließlich zu Liriel aufblickte, steckte die Technikerin gerade die Matrix weg.
Auf ihrer breiten Stirn perlte Schweiß, und die hängenden Schultern zeugten von großer Erschöpfung. »Du bist zu stark für mich, Marguerida.«
»Tut mir Leid, wenn ich dich überanstrengt habe.« Margaret schämte sich, aber sie war immer noch so randvoll mit widerstreitenden Gefühlen, dass ihre Sorge um Liriel nur eine beiläufige Ausschmückung war. Sie wollte davonlaufen, sich verstecken, sterben.
»Das hast du nicht. Ich bin gleich wieder in Ordnung. Aber du bist zu stark - du musst unbedingt in einen Turm gehen und dich ausbilden lassen.«
Der Gedanke ließ den Atem in ihren Lungen ersterben, und sie fühlte sich gefangen und eingesperrt. »Ich kann nicht!« Wenn man nicht aufhört, mir zu sagen, was ich tun soll, dann werde ich wirklich noch verrückt, und dann hat sich die Frage erledigt, ob ich so bin wie Thyra!
Als hätte Margaret gar nichts gesagt, fuhr Liriel fort: »Ich glaube, Arilinn wird am besten sein. Dort arbeitet Jeff, und ich glaube, ich könnte die Erlaubnis bekommen …«
»Ich gehe nicht in einen Turm!«
»Dein Vater war nämlich in Arilinn.«
»Hast du nicht gehört, was ich sagte!«, schrie Margaret. »Ich bin nicht mein Vater, und ich gehe nicht in einen Turm. Ich spiele nicht Rapunzel!«
Liriel sah sie einen Moment verständnislos an, dann breitete sich langsam ein Lächeln über ihre Züge aus. »Rapunzel! Klar, es ist Jahre her, dass ich die Geschichte gelesen habe, und ich hatte vergessen, dass sie in einen Turm gesperrt wurde. Nein, nein, Marguerida - so verhält es sich nicht. Ich schlage nicht vor, dass du eingesperrt werden sollst und dein Haar wachsen lassen musst, um zu entfliehen. Aber du musst
ausgebildet werden, du musst lernen, mit deinen Talenten umzugehen.« Margaret brach in Tränen aus. »Ich weiß«, schluchzte sie. »Aber ich kann einfach den Gedanken nicht ertragen, wieder eingesperrt zu sein.« Sie spürte, wie ihr Herz etwas freigab, ein Stäubchen fremde Energie, ein gefrorenes Teilchen, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass es da war. Sie fühlte, wie ihre Anspannung nachließ, und kämpfte dagegen an. Diese Steifheit, diese Spannung von Muskeln und Geist, war alles, was sie zusammenhielt!
»Wieder?«
Der Spiegelturm stand auf der großen Ebene, kalt unter dem sternenlosen Himmel. Wieder krümmte er sich zu ihr hin, und wieder zersprang er in Scherben.
»Ich gehe nicht dahin zurück!«
»Marguerida, diesen Ort gibt es nicht mehr. Er existiert nur in deiner Erinnerung - allerdings hast du gerade so laut ausgestrahlt, dass jetzt wahrscheinlich jeder Telepath auf Darkover ein Bild von dem Turm hat. Du hast dieses Bauwerk zerstört, und du musst dich nicht mehr davor fürchten.«
Margaret hielt ihre linke Hand hoch und drehte die Innenseite zu Liriel. »Siehst du die Linien?«
»Ich sehe schwache blaue Spuren, ja. Was ist das - eine Tätowierung? Hast du sie dir auf einem anderen Planeten machen lassen? Ich habe mich gestern Abend schon über deinen Handschuh gewundert. Er kam mir zu deinem schönen Kleid unpassend vor.«
»Nein. Als ich aus der Oberwelt zurückkam, hatte ich diese Zeichnung auf der Hand. Damals war sie intensiver, aber das sind genau die Facetten des Steins, den ich aus dem Spiegelturm gezogen habe. Hat dir Istvana denn nichts davon erzählt?«
Liriel strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und
blickte Margaret nachdenklich an. »Es ist mehr, als ich mir vorgestellt habe. Ich sehe, ich habe nicht richtig verstanden. Sicher hat mich
Weitere Kostenlose Bücher