Darkover 23 - Asharas Rückkehr
kenne Liriels Argumente, dass einen Lesen klüger macht, und ich halte es für Unsinn. Es ist unnötig, dass die Leute ihr Gehirn mit Sachen verwirren, die sie nie brauchen.«
»Hier spricht ein Mann, der kaum seinen Namen schreiben kann«, murmelte Mikhail, aber so leise, dass nur Margaret neben ihm es hören konnte.
Jeff sagte ruhig: »Wir schweifen vom Thema ab. Zuerst müssen wir hoffen, dass Domenic wieder gesund wird; zum Glück hat Marguerida gleich an die Schiene gedacht. Zum anderen ist offensichtlich, dass Donal über einen flinken Verstand verfügt und anständig erzogen werden muss. Es liegt im wohlverstandenen Interesse Darkovers, dass unsere Söhne und Töchter eine gute Bildung erhalten. Ariel wird dagegen sein, aber wir dürfen nicht zulassen, dass sie ihre Söhne an ihre Schürze fesselt. Das ist weder gesund noch klug.« Die Türme haben uns gute Dienste geleistet, aber sie reichen nicht mehr aus. Wir müssen mit den Zeiten gehen, oder wir gehen unter. »Im wohlverstandenen Interesse Darkovers?«, fauchte Gabriel seinen Onkel an. »So hab ich’s gern! Die Hälfte der jungen Männer ist darauf versessen, sich zu den Sternen aufzumachen, und manche Frauen ebenfalls. Die alten Gebräuche sind gut genug für meinen Vater, sie sind gut genug für mich, und für Donal werden sie es ebenfalls sein. Er ist noch so jung und weiß nicht, wovon er redet. Er würde sich nach zehn Tagen langweilen.«
»Bestimmt nicht«, protestierte das Kind.
»Du weißt nicht, was gut für dich ist«, sagte Gabriel hartnäckig. Seine Gesichtsfarbe verdunkelte sich, und seine Augen wurden schmal. Er sah Hilfe suchend seine Mutter an, aber Javanne schien in ihre eigenen Gedanken versunken zu sein.
»Gabriel«, sagte Margaret schneidend, »du glaubst wohl, du weißt, was gut für alle anderen ist - aber du weißt es nicht!«
Während die beiden einander wütend anstarrten, versuchte Jeff ausgleichend zu wirken. »Wir können Darkover nicht in einem Tag verändern, nicht einmal in einer Generation, aber wenn unsere Kinder keine Bildung erhalten, werden sie nicht in der Lage sein, vernünftige Entscheidungen über die Zukunft unserer Welt zu fällen.« Er seufzte leise. »Ich wünsche mir schon lange, wir hätten einen Plan, ein Programm, wie wir der Jugend mehr beibringen können, als sie in den Türmen oder bei den Cristoforos lernen.«
Margaret sah ihren Onkel an und begriff, dass er sowohl zu sich selbst als auch zu ihr gesprochen hatte. Er gehörte, wie sie selbst, verschiedenen Welten an, und er liebte Darkover, so wie sie es gerade zu lieben begann. Sie wussten beide, dass Darkover ohne Bildung sehr angreifbar durch Kräfte wie die Expansionisten war, die alle Planeten außer Terra nur als Ansammlung von Rohstoffquellen ansahen, die es auszubeuten galt, und nicht als die Heimat von Menschen, die ihre eigenen Ziele und Interessen hatten. Ihrer gelegentlichen Lektüre der Nachrichtenfaxe entnahm Margaret, dass die Expansionisten nicht nur für Darkover eine Bedrohung darstellten, sondern auch noch für andere Planeten, die sie besucht hatte, Relegan oder Mantenon etwa. Also, meine Marja, würdest du gern hier bleiben und Schulen gründen? Bei meinem Ritt nach Armida »hörte« ich, dass du davonlaufen wolltest, dass du überall lieber wärst als in Darkover, und ich habe es dir kein bisschen verübelt. Aber nun scheinst du deine Meinung geändert zu haben.
Ich weiß nicht. Bei all den Ereignissen hier, von Ivors Tod bis zu Javannes Versuch, mich mit einem ihrer fürchterlichen Söhne zu verheiraten, hatte ich kaum Zeit zum Nachdenken. Sie spürte, wie Mikhail bei ihren Gedanken zusammenzuckte. Sei kein Idiot, Mik! Du warst nicht gemeint, und das weißt du ganz genau!
Danke, Cousine. Ich habe schon befürchtet, Gabriels schlechtes Benehmen färbt auf mich ab.
Sei nicht albern! Für einen Lanart bist du ganz vernünfiig. Ein Verriss auf die sanße Tour. Mehr konnte ich nicht erwarten. Sein Tonfall war spöttisch, doch unter der beiläufigen Heiterkeit lag ein Gefühl, das Margaret sowohl anzog als auch erschreckte. Was würde sie tun, wenn es Javanne gelang, Mikhail von Darkover wegzuschicken? Sie durfte gar nicht daran denken.
Der Senator folgte diesem Intermezzo mit einem Interesse, das Margaret störte, und sie fühlte sich erröten. Er musterte Mikhail neugierig und hob nachdenklich eine Augenbraue. Dann sah er seine Tochter an, und seine Augen weiteten sich leicht.
Vater, fang, verdammt noch mal, nicht an, mich
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