Darkover 23 - Asharas Rückkehr
hier zu lassen.
Margaret begriff, dass ihr Verwandter tat, was er für das Beste hielt, und dass er wirklich nicht verstand, warum sie sich widersetzte. Er war nicht dumm, nur sehr entschlossen, das für ihn Richtige zu tun. Die Leronis ihrerseits machte sich Sorgen, dass Margaret nun, da ihr Potenzial frei war, durch ihre eigene, große Unwissenheit zu Schaden kommen könnte. Der arme Gabriel glaubte aufrichtig, dass sie nach Armida gehörte, wo sie einen seiner Söhne heiraten und möglichst viele Kinder bekommen sollte. Er kannte keine andere Lebensweise für eine Frau, und sie spürte, dass er alles außer Ehe und Mutterschaft für unnatürlich hielt.
Aber was wollte sie selbst? Mikhail hatte ihr diese Frage gestellt, und ihr war klar, dass es eine wichtige Frage war. Sie hatte so gut wie keine Vorstellung vom Leben in einem Turm, aber es klang alles andere als verlockend. Sie wusste, dass es den Gebrauch von Matrizes einschloss, und sie fand allein den Gedanken daran entmutigend.
Die Entsagenden waren eine Alternative, aber sie wusste, sie war keine Magda Lorne, und das eingeschränkte Leben einer Freien Amazone zu führen war kein Weg für sie. Und was Heirat und Kinder anging, so hatte sie bisher nie ernsthaft darüber nachgedacht, glaubte aber nicht, dass sie dafür geeignet war. Mit dem richtigen Menschen mochte es ja in Ordnung sein, aber bis jetzt war ihr niemand begegnet, der zu passen schien. Es müsste jemand sein, der so gebildet wie Ivor und so stark wie ihr Vater war, aber auch jemand, der gerne lachte. Stark und verspielt, das war eine ziemlich unwahrscheinliche Kombination. Außerdem war sie weit gereist und konnte sich nicht vorstellen, nur auf Darkover zu leben.
Marja!
Ihr Spitzname schien in ihrem Geist nachzubauen, und einen Moment lang glaubte sie, Gabriel oder Istvana hätten ihren Namen gedacht. Dann wurde ihr klar, dass keiner von beiden sie so nennen würde. Dio hatte sie immer so gerufen und - wenn auch seltener - der Senator. Es war jedoch keine Frauenstimme gewesen, die sie gehört hatte. Zum ersten Mal seit Jahren verlangte es Margaret nach ihrem Vater. Sie musste unwillkürlich an einen Augenblick denken, als sie noch sehr klein war und auf seinem Schoß saß. Sie hatte den Kopf an seine Brust gelegt und mit unendlichem Vertrauen dem gleichmäßigen Pochen seines Herzens gelauscht. Er hatte einen bestimmten Geruch an sich gehabt, der sie tröstete.
In ihrem Innern war eine große Leere, die danach verlangte, gefüllt zu werden. Nicht von dem Mann, den sie auf Thetis gekannt hatte, sondern von jenem anderen Lew Alton ihrer frühen Kindheit. Sie wusste, sie konnte nie mehr das kleine Mädchen sein, das sich in seine Arme kuschelte, aber das hielt sie nicht davon ab, es sich zu wünschen. Sie wünschte, er wäre hier und nicht Lichtjahre entfernt. Obwohl sie seine Kraft und Klugheit persönlich nie erfahren hatte, war sie überzeugt, er könnte ihr sagen, was sie tun sollte.
Die Zeit schien stillzustehen, Margaret vergaß, dass ihr Onkel und die Leronis mit ihr in der Bibliothek waren. Stattdessen dachte sie daran, dass sie während ihrer Krankheit einmal das Gefühl gehabt hatte, ihr Vater würde sich im Raum befinden und mit ihr sprechen. Sie hatte es für einen Fiebertraum gehalten, aber nun war sie sich nicht mehr sicher. Vielleicht war er gar nicht irgendwo am anderen Ende der Galaxis. Margaret fiel ein, dass sich mehrere Leute überrascht gezeigt hatten, weil Lew nicht auf Darkover war, als würde man ihn jeden Augenblick erwarten. Es gingen Dinge vor sich, von
denen sie nichts wusste. Und das Gefühl seiner Nähe war sehr stark. Sie brauchte kein Laran, um es zu spüren. Sie konnte ihn beinahe riechen.
Marja! Geh nach Armida! Es wird alles gut, Chiya, endlich wird alles gut!
Die Wirkung dieser Worte war geradezu überwältigend, denn sie wurden von einer so mächtigen Woge aus Gefühlen, Sehnsucht und Zuneigung begleitet, dass es Margaret schier das Herz brach. Sie glaubte nicht, dass die Gedanken des Senators von weit her kamen. Die Logik, ihr treuer Diener, verriet ihr, dass er bereits auf Darkover war, aber das wüssten Gabriel und Istvana doch sicherlich. Egal. Sie war überzeugt, Lew Altons Stimme gehört zu haben. Sie hatte nach Führung verlangt, und er hatte sie geführt. Für einen Augenblick widerstrebte es ihr, dass sie schon wieder gesagt bekam, was sie tun sollte, dass wieder jemand anderer entschied, was das Beste für sie war. Er hatte gewollt, dass sie von zu
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